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Kunst oder Farbklekse?Kunstmuseum Villa Zanders stellt Künstler aus der Region aus

Lesezeit 3 Minuten
Peter Tollens (57) beschäftigt sich vor allem mit strukturierter Malerei. Er kommt aus Kleve, lebt und arbeitet aber in Köln.

Peter Tollens (57) beschäftigt sich vor allem mit strukturierter Malerei. Er kommt aus Kleve, lebt und arbeitet aber in Köln.

Bergisch Gladbach – Es sind Gemälde, die auf dem ersten Blick relativ monochrom wirken. Bilder, in denen die Farben im Vordergrund stehen; sich dem Betrachter entgegenrecken. Sie riechen teilweise noch nach Ölfarbe. Doch was auf den ersten Blick nur orange, weißgrün oder schwarz wirkt, hat einen längeren Entstehungsprozess hinter sich, hat der Künstler Schicht für Schicht aufgebaut. In Peter Tollens Ausstellung: „something to live for“ lädt das Kunstmuseum Zanders Besucher dazu ein, sich intensiv mit den Gemälden und ihrer Beschaffenheit auseinanderzusetzen.

40 Werke auf Leinwand, Holz und Plexiglas schmücken die Ausstellungswände im Kunstmuseum Villa Zanders. Sie thematisieren Bewegung, Mehrfarbigkeit und abstrakte Landschaften. In den Vitrinen neben den Gemälden sind sogenannte Kunst- und Restebücher ausgestellt: Bücher, in denen übermalte Arbeiten Tollens zu finden sind. Darunter tummelt sich auch ein „ein ironisches Plädoyer an die abstrakte Malerei“ sagt der Künstler und zeigt auf ein Blatt, auf dem Farbkleckse getrocknet sind. „Weil es ja nur Kleckse sind, die beim Malen entstanden sind.“

Farbschichten wichtiger Teil der Technik

Während einige seiner Kunstbücher aus bereits vorhandenen Büchern entstanden sind, hat er andere im Nachhinein zusammenbinden lassen – wie etwa die Blätter mit Farbklecksen. „Irgendwann dachte ich mir, dass man das ja mal auch ausprobieren kann mit seinen Resten“, so der Künstler.

Wenn Peter Tollens darüber spricht, wie er arbeitet, lautet seine Devise: „Es gibt keine Regeln.“ Und doch sind gewisse Merkmale für seine Bilder charakteristisch: „Der zeitliche Aspekt spielt bei diesen Werken eine große Rolle“, sagte Dr. Petra Oelschlägel, Leiterin des Kunstmuseums, im Rahmen eines Pressegesprächs. Aufgrund der Farbschichten sehe jedes Gemälde zu unterschiedlichen Tageszeiten anders aus.

Inspiration aus Jazz und Wanderungen

Peter Tollens schichtet die Farbe zu einer gewebeartigen Struktur. Die erschließe sich erst bei näherer Betrachtung, so Oelschlägel weiter. Auch wenn es keine Regeln gibt, malt Peter Tollens vorrangig auf Leinen. „Das, was ich auf Plexiglas oder Holz gemalt habe, sind oft Upcycling-Gemälde“, erklärte Tollens. „Es ist keine ästhetische Entscheidung von mir gewesen“

Sechs Tage die Woche arbeitet Peter Tollens im Atelier. Der siebte Tag ist sein Wandertag. Der Wochenrhythmus und die Bewegung geben ihm Inspiration, genauso wie die Musik: „Vor allem Jazz-Improvisationen haben es mir angetan“, sagt er. Seine Vorliebe für Jazz ist auch der Grund für den Ausstellungstitel: „Ich habe die Ausstellung nach dem Lied von Duke Ellington benannt, weil ich es im Radio gehört hatte und dachte, dass es passt“, so der Künstler.

Dialog nach der Ausstellung weiterführen

Zudem nehme er, während er male, ständig neue Reize auf – wie in der Musik-Improvisation: „Ich habe zwar eine Vorstellung davon, was es am Ende werden soll“, erzählte er, „aber die ist nicht festgefahren.“ Genauso wenig festgefahren sind seine Landschaftsbilder, die etwa nach Wanderungen durch die Eifel entstanden sind: „Ich habe die Farben der Natur verarbeitet, um die Landschaft darzustellen. Aber vielleicht sieht ein Betrachter auch etwas anderes in dem Bild.“

Wie der Künstler die Welt um sich herum reflektiert, so möchte auch das Museum Besucher dazu anregen: „Bilder können einen Dialog mit sich selbst auslösen“, erklärt Oelschlägel. „Gerade, wenn man sich länger mit einem Bild beschäftigt und nicht einfach weiter zum nächsten geht.“ Ziel sei es, dass die Besucher diesen Dialog nach der Ausstellung fortführen – und so auch die Welt um sich herum reflektieren.

Die Ausstellung ist bis 30. Januar, Dienstag und Freitag 14 bis 18 Uhr, Mittwoch und Samstag 10 bis 18 Uhr, Donnerstags 14 bis 20 Uhr, Sonntags 11 bis 18 Uhr, geöffnet . Als zusätzliche Begleitung ist ein Katalog mit Texten von Oelschlägel, Stefan Kraus und Fotos zur Ausstellung für 12 Euro erhältlich. Wer ein Ölbild Tollens’ erwerben möchte, kann für 700 Euro eine von zehn Vorzugsausgaben des Kataloges mit einer Edition auf Karton kaufen.

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