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Linie S11Neues S-Bahn-Gleis soll durch Naturschutzgebiet führen

Lesezeit 4 Minuten
Noch gibt es nur ein Gleis im Gladbacher S-Bahnhof. Die neuen Pläne sehen vier Bahnsteigkanten vor.

Noch gibt es nur ein Gleis im Gladbacher S-Bahnhof. Die neuen Pläne sehen vier Bahnsteigkanten vor.

Bergisch Gladbach – Das zweite S-Bahn-Gleis nach Köln gilt als Meilenstein für den bergischen Personennahverkehr. Der gestrige Mittwoch kann als nächster Schritt auf diesem Weg gelten: Für den Ausbau der Linie S11 Köln – Bergisch Gladbach mit Zweitgleis und verkürztem 10-Minuten-Takt in den Haupttageszeiten veröffentlichten Land NRW, Nahverkehr Rheinland (NVR) und Deutsche Bahn erste Informationen zur sogenannten Vorzugsvariante.

Wichtigste Erkenntnis: Das zweite Gleis soll auch durchs Naturschutzgebiet Thielenbrucher Moor geführt werden. Ohne Unterbrechung.

Projekt vorgestellt – viel Kritik

In das Ergebnis seien die zahlreichen Eingaben der Bürgerschaft eingeflossen, berichtet NVR-Sprecher Benjamin Jeschor. Übers Internet sowie auf zwei „S-Bahn-Messen“ in Köln-Mülheim und in Bergisch Gladbach hatten die Verantwortlichen im vergangenen Jahr das Projekt vorgestellt, über 300 Eingaben der Bürgerschaft gab es. Die Vorzugsvariante gibt den aktuellen Planungsstand dar, der sich noch verändern kann.

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Stimmen zur S-Bahnplanung

„Unser Dank geht an alle Bürger, die sich beteiligt haben. Ihre Kommentare und Anregungen haben wertvolle Erkenntnisse gebracht“, erklärt der Geschäftsführer des Nahverkehrs Rheinland, Dr. Norbert Reinkober.

Von einer intensiven Überprüfung der Eingaben, berichtet Bernd Köppel, Leiter Großprojekte West der DB Netz AG. Durch die Zustimmung zu vielen Bereichen wisse man jetzt, dass man richtig liege.

Zur Finanzierung der Planungen und für das Genehmigungsverfahren stehen 32 Millionen Euro zur Verfügung.

Im Bereich Köln-Thielenbruch, wegen des zu querenden Naturschutzgebiets Thielenbrucher Moor umstritten in der Linienführung, gehen die Projektträger mit einem durchgängig zweiten Gleis in die nächste Planungsstufe. In der Vorzugsvariante werde das zweite Gleis mit einem „möglichst geringen Flächenverbrauch“ geplant, wird in einer gemeinsamen Presseerklärung betont. Um der Tierwelt mit dem Gleisbau nicht zu schaden, sollen unterirdische Durchlässe unter dem neuen Gleisbogen eingerichtet werden. Auch ein „Grundwassermonitoring“ (Überwachung des Grundwasserpegels) werde es geben, und zwar bereits im Vorfeld möglicher Baumaßnahmen.

Die Anregungen der Naturschützer seien wichtig, anderseits hätten sich zahlreiche Bürger sehr intensiv für einen 10-Minuten-Takt ausgesprochen. Untersuchungen stützten die Notwendigkeit eines durchlaufenden zweiten Gleises, um den Takt in Gladbach „zuverlässig halten zu können“.

Kontakt zwischen Stadt und Verkehrsverband

Für den Haltepunkt Duckterath (Stadtteil Gronau) bestätigt die Vorzugsvariante den Bau des zweiten Bahnsteigs. Bestehender und neuer Bahnsteig werden auf 96 Zentimeter erhöht und barrierefrei entstehen. Diese Planungsänderung gehe auf die frühzeitige Bürgerbeteiligung zurück. Stadt und Nahverkehrsverband seien in Kontakt, um den Bau eines Parkhauses in Duckterath zu prüfen.

Damit könnte die Kapazität der Park-and-ride-Anlage um 50 Prozent erhöht werden. Weil auch die Haltepunkte Holweide und Dellbrück auf Kölner Stadtgebiet barrierefrei werden sollen, sei eine durchgehende Barrierefreiheit vom Kölner Hauptbahnhof bis nach Bergisch Gladbach gegeben. Maßnahmen zum Lärmschutz seien voraussichtlich erforderlich, Details gebe es dazu aber noch nicht. Die von den Bürgern gewünschte bessere Erreichbarkeit des Haltepunkts werde durch den Neubau der Unterführungen erreicht.

Wendezeiten bei Variante erhöht

Für den Bahnhof in Bergisch Gladbach setzt die Vorzugsvariante auf die bisherige Planung mit vier Bahnsteigkanten (Gleis 1,2,3 und 5). S-Bahnen nach Köln-Worringen und nach Düsseldorf sollen an separaten Bahnsteigen halten. Die bislang kurzen Wendezeiten (fünf Minuten) würden damit erhöht, die Taktverlässlichkeit verbessert und Verspätungen abgebaut.

Die Einbettung des Bahnhofs ins Stadtbild gelinge auch mit dem Neubau des Stadthauses in Bahnhofsnähe. Die Planungen der Stadt liefen in enger Abstimmung mit der Bahn. Am Mittwoch meldete sich der Landtagsabgeordnete Rainer Deppe (CDU). Er zitiert aus einem Brief des DB-Planers Bernd Köppel an ihn.

Darin weise der Leiter der Abteilung Großprojekte West auf den erforderlichen Ausbau der Strecke hin. Ohne sei ein stabiles Verkehrsangebot nicht zu erreichen. „Statt die Zukunft des Schienenverkehr nach Gladbach zu blockieren, sollte man jetzt die ausgestreckte Hand der Bahn aufgreifen“, sagt Deppe.

Der Politiker weiter: „Man kann nicht die täglichen Staus beklagen und gleichzeitig verhindern, dass das Schienennetz ausgebaut wird.“ Das zweite Gleis sei eine Entscheidung für mindestens 50 Jahre, wahrscheinlich sogar für ein Jahrhundert. Niemand wisse, wie dann der Schienenverkehr aussehe, vielleicht mit autonomen Schienenbussen im Minutentakt oder Zügen nach Bedarf. „Das alles ist nur möglich, wenn die gesamte Strecke zweigleisig wird.“

Auf der Projekt-Webseite www.sbahnkoeln.de ist zusammengefasst, welche Anregungen der Bürger aufgenommen werden konnten und welche nicht.

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