Liste voller MängelAn 20 Gladbacher Grundschulen herrscht Platznot

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Insbesondere für die Verpflegung der Schüler fehlt es an Räumlichkeiten. (Symbolbild)

Insbesondere für die Verpflegung der Schüler fehlt es an Räumlichkeiten. (Symbolbild)

  • Die Verwaltung in Bergisch Gladbach hat eine Liste über den Zustand der Grundschulen erstellt.
  • Das Fazit ist verheerend: An allen 20 Grundschulen gibt es nicht genug Platz und viele weitere Mängel.
  • Welche Lösungen gibt es für das Schul-Problem?

Bergisch Gladbach – An vielen Grundschulen ist es jetzt schon qualvoll eng – jeder Winkel wird für den Unterricht oder die außerschulische Betreuung genutzt. Jetzt liegen die Nöte der 20 Grundschulen schwarz auf weiß vor – im neuen Integrierten Schulentwicklungs- und Jugendhilfeplan. Allerdings soll erst in einem zweiten Schritt konkret nach Lösungen für den Platzmangel gesucht werden. Die Schwankungen an den einzelnen Schulen sind enorm.

Trotz leicht sinkender Schülerzahlen, gilt für fast alle Schulen: Es gibt nicht genügend Räume für den Fachunterricht. Der Bedarf an Betreuungsplätzen im offenen Ganztag kann bereits seit einigen Jahren nicht gedeckt werden. Auch hier fehlen Räume. An dem meisten Standorten scheitert ein Ausbau des Angebots vor allem an fehlenden Kapazitäten für Speiseräume.

37 Plätze für 186 Kinder

Die Offene Ganztagsschule der GGS Hand zum Beispiel kämpft schon seit Jahren mit dem Problem: Das Bistro ist mit 37 Plätzen für derzeit 186 Kinder viel zu klein. Deshalb wird zusätzlich in vier Klassenräumen gegessen. Dazu müssen die Mahlzeiten über den Schulhof getragen werden. Und in den Klassenräumen müssen jeden Tag die Möbel für die jeweilige Nutzung umgeräumt werden.

Mangels Platz wurde außerdem das Büro der Konrektorin und der Sekretärin zusammengelegt. Bei Konferenzen muss ein Teil der Pädagogen in der zweiten Reihe auf einer Bank ohne Lehne sitzen, weil das Lehrerzimmer zu klein ist.

Große Unterschiede in den Stadtteilen

Dagegen ist die Grundschule An der Strunde in der Innenstadt nach dem Ausbau der Hausmeisterwohnung gut ausgestattet. Bei Bedarf könnten hier sogar noch mehr Kinder im Offenen Ganztag aufgenommen werden. Gute Aussichten gibt es auch für die GGS Bensberg: Es laufen die Planungen für einen Schulneubau mit ausreichend Platz für Unterricht und Betreuung.

Am stärksten betroffen von der Raumnot ist der Großraum Refrath. Vom Jahr 2018 bis zum Jahr 2025 wird die Anzahl der Kinder um 31 steigen und in 2035 um weitere 28 Kinder. Das Fazit: Auf Dauer fehlen hier ein bis zwei Schulzüge. Bereits für das kommende Schuljahr müssen in Refrath kurzfristig zusätzliche Klassen gebildet werden, um ausreichend Schulplätze vorhalten zu können.

Auch in Bensberg reichen die Aufnahmekapazitäten deutlich nicht aus: Die Schülerzahl wird voraussichtlich um 33 steigen. Schon im kommenden Schuljahr muss deshalb die GGS Moitzfeld den Zuwachs abfedern. Aber um den Preis, dass der Elternwille nicht beachtet werden kann.

Grosse Unterschiede in den Stadteilen

Bezogen auf die 1023 Erstklässler, die 2019 in Bergisch Gladbach eingeschult werden, sinkt die Zahl bis 2024 auf 931 i-Dötzchen. Auf den ersten Blick erscheint die Aufnahmekapazität bis dahin ausreichend zu sein. Erst wenn man die Einschätzungen auf der Ebene der Stadtbezirle betrachtet, verändert sich das Bild. Viele Erstklässler können nicht die nächstgelegene Grundschule besuchen: Zum Beispiel in Katterbach und Schildgen fehlen im Jahr 2023 zehn Schulplätze; in Nußbaum und Paffrath fehlen acht Schulplätze im Jahr 2020 , in Gronau, Heidkamp, Hebborn und Stadtmitte sind es 29 Plätze. Die Klassengröße liegt laut Ratsbeschluss bei 24 (Inklusionsschule) oder 26 Schülern. Hinsichtlich der Betreuungsplätze an den offenen Ganztagsschulen geht die Stadtverwaltung nach Elternbefragungen von einem Betreuungsbedarf von 92 Prozent aus. Im Jahr 2018 lag die Versorgungsquote im Stadtgebiet bei 72 Prozent. Auf den Wartelisten für das Schuljahr 2019 stehen derzeit noch 187 Kinder. (ub)

Grundlage für die Berechnungen der Schülerzahlen bis zum Jahr 2035 sind Einwohnerzahlen. Um die Prognosen zuverlässiger als in der Vergangenheit zu machen, erhöht die Verwaltung ihre Vorhersagen um 1,4 Prozent. Denn an vielen Stellen in der Stadt wird bereits oder soll in Kürze gebaut werden: Im Hermann-Löns-Viertel entstehen 118 Wohnungen, auf dem Steinbüchel-Gelände 168 Wohnungen und auf dem Wachendorff-Gelände sind 260 Wohnungen geplant. Das bedeutet für die beiden Stadtteile Gronau und Hand: Es fehlt künftig ein ganzer Schulzug. Erst im nächsten sogenannten Dialogforum, das nach den Sommerferien stattfinden soll, wird darüber diskutiert, ob und in welchem Umfang und mit welcher zeitlichen Perspektive Ausbauten stattfinden sollen. Auch die Frage nach der Qualität soll gestellt werden. Und was sich die Stadt überhaupt leisten kann und will. Denn billig wird das nicht. Die Stadt befindet sich noch im Haushaltssicherungskonzept.

Das Datenmaterial des neuen Schulentwicklungsplans wird in der Sitzung des Schulausschusses in der heutigen Sitzung, 17 Uhr, im Ratssaal Bensberg, erstmalig vorgestellt. Die Stadtverwaltung schlägt nur für einige Standorte Ausbauszenarien vor. Wann das fertige Konzept verabschiedet werden kann, dazu kann die Verwaltung zum heutigen Zeitpunkt noch keine Aussage machen.

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