Nach 60 Jahren HaareschneidenFriseur-Urgestein Horst Honrath hört auf

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Legt nach mehr als 60 Jahren die Haarschere aus der Hand: Friseurmeister Horst Honrath.

Legt nach mehr als 60 Jahren die Haarschere aus der Hand: Friseurmeister Horst Honrath.

  • Seit 72 Jahren gibt es den Friseursalon Honrath in Herkenrath.
  • Nachdem Horst Honrath über die Jahrzehnte hinweg immer wieder neue Friseurtechniken erlernen musste und einiges erlebt hat, geht er nun endgültig in den Ruhestand.

Herkenrath  – Mit dem Friseursalon Honrath schließt in Herkenrath ein langjähriger Familienbetrieb. Horst Honrath hat die Kartons gepackt, die ersten Spiegel sind abgeschraubt. Nach mehr als 60 Jahren legt der 80-jährige Friseurmeister die Haarschere aus der Hand.

Im Juni 1948 eröffnet sein Vater seinen eigenen Friseursalon in Herkenrath. 1961 übernimmt Horst Honrath den Betrieb, zieht 1967 mit dem Laden ein paar Türen weiter in ein altes Fachwerkhaus, unmittelbar neben seinem Wohnhaus. Den Friseursalon führt Honrath gemeinsam mit seiner Frau Margitta. Nun wollen sich die beiden zur Ruhe setzen.

Sohn führte Friseursalon

Dabei hatte das Leben als Rentner eigentlich längst begonnen. Vor einigen Jahren geht Honrath in den Ruhestand, übergibt seinem Sohn den Friseursalon. Als dieser vor zwei Jahren plötzlich und unerwartet starb, kehrte Honrath in den Laden zurück. „Da war ich schon zwölf Jahre lang Rentner“, erzählt er. Mit Hilfe seiner Frau führt er den Salon zwei Jahre weiter. Nun haben sich die Türen des Salons endgültig geschlossen.

Einen Nachfolger für das Geschäft hat Honrath nicht gefunden. „In Herkenrath gibt es einfach schon zu viele Friseure“, sagt er. Die Ladenräume wird eine Fotografin übernehmen.

Aufgewachsen in Sand, macht er seine Friseurlehre in Köln. Auf dem täglichen Weg zur Arbeit lernt er seine Frau Margitta in der Straßenbahn kennen, die ebenfalls eine Ausbildung zur Friseurin macht. Für einen Herrenhaarschnitt nimmt Honrath in den 1960er Jahren 1,10 Mark. „Mein Vater hat anfangs sogar nur 80 Pfennig genommen“, erzählt der 80-Jährige. Zuletzt bezahlen die Herren für einen Haarschnitt zwischen 20 und 25 Euro.

Immer wieder neue Techniken lernen

Mit Krawatte und weißem Kittel schneidet Honrath in der Anfangszeit die Haare. Das Wasser musste damals erst im Wohnhaus auf dem Herd erwärmt werden und wurde ins Geschäft getragen. Immer wieder nimmt der Friseur an Fortbildungen teil und lernt neue Techniken. Einen persönlichen Lieblingsschnitt hat er nicht, macht alle Trends mit. „Ich erinnere mich gut an den Mecki-Harrschnitt, der damals in Mode war. Dann kamen die Rock ’n’ Roll-Frisuren, gefolgt von der Langhaarmode. Nun trägt man die Haare wieder kurz.“ Honrath selbst bleibt seinen langen Haaren immer treu. Sein Kundenklientel ist gemischt. Von alt bis jung – alle kommen in seinen Salon.

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Das Friseurhandwerk fordert Honrath und reizt ihn zugleich. „Man ist stolz, wenn man eine neu gelernte Friseur zum ersten Mal schneidet und es klappt. Das Besondere an meinem Beruf ist, dass man durch eine neue Friseur eine totale Typveränderung vornehmen kann“, sagt er. Einige Male muss er retten, was billige Haarfärbemittel aus dem Drogeriemarkt angerichtet haben. „Dann klingelt das Telefon mit einem Hilferuf. Der Friseurberuf ist eigentlich auch Psychologie“, weiß er und lacht.

Trotz langem Engagement im Karneval war Honrath nie Hoffriseur. „Das war mir bei den vielen Auftritten zu anstrengend.“ Viel Zeit wollen er und seine Frau demnächst im Garten verbringen. „Bei 1500 Quadratmeter Grundstück wird uns da nicht langweilig“, ist er sich sicher.

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