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Nach InsolvenzverfahrenVerwalter sieht neue Chance für Papierfabrik Zanders

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Gelände von Zanders haben inzwischen viele Unternehmen ihren Platz gefunden.

Auf dem Gelände von Zanders haben inzwischen viele Unternehmen ihren Platz gefunden.

Bergisch Gladbach – Seit dem 1. Dezember befindet sich die Papierfabrik Zanders nicht mehr im Insolvenzverfahren. Eine skandinavische Investorengruppe hat das Werk gekauft. Matthias Niewels sprach mit dem Insolvenzverwalter Marc d’Avoine, der die Verkaufsverhandlungen geführt hat.

Herr d’Avoine, seit dem 1. Dezember hat der neue Eigentümer, eine skandinavische Investorengruppe, in der Papierfabrik Zanders das Sagen. Sie sind dabei, Ihren Schreibtisch bei Zanders aufzuräumen?

Nein, überhaupt nicht. Ich rechne damit, dass wir, also mein Team und ich, noch gut ein halbes Jahr im Werk bleiben.

Zanders war hochdefizitäres Unternehmen

Aber Zanders hat doch einen neuen Eigentümer, der sich um die Geschäfte kümmert.

Aber es ist noch jede Menge zu regeln. Kunden und Vertragspartner müssen betreut, Verträge müssen umgeschrieben und angepasst werden. Wir arbeiten da mit dem neuen Eigentümer eng zusammen.

Sie haben als Insolvenzverwalter dafür gesorgt, dass der Betrieb fortgeführt wird. Aber viele Zandrianer haben ihren Arbeitsplatz verloren.

Glauben Sie mir, das waren keine leichten Entscheidungen. Und natürlich war es meine Wunschvorstellung zu Beginn, dass möglichst ein Investor gefunden wird, der alle Arbeitsplätze erhält. Aber schon nach ganz kurzer Zeit war klar, dass das eine illusorische Vorstellung war. Zanders war ein hochdefizitäres Unternehmen. Ein Unternehmen, das akut im Bestand bedroht war. Und die Fortführung gelang auch nur, weil das gesamte Instrumentarium des Insolvenzrechts angewandt wurde.

Keine Interessenten aus Fernost

Woraus besteht denn dieses Instrumentarium?

Also zum Beispiel aus der Lohn- und Gehaltszahlung durch das Arbeitsamt für drei Monate, aus der Kündigung von unvorteilhaften Verträgen und aus Anpassungsmöglichkeiten bei diversen Strukturen. Um nur einige Bausteine zu nennen.

Und dann die Suche nach einem Investor.

Richtig. Die auch alles andere als leicht war. Zanders ist ein tolles Unternehmen und eine tolle Marke. Aber das Betriebsergebnis war eine Katastrophe. Wir haben wirklich alles im Werk auf den Prüfstein gestellt und einen harten Schnitt gemacht. Aber anders ging es nicht.

Wer hat sich denn alles für Zanders interessiert?

Grundsätzlich herrscht da Vertraulichkeit. Ich werde also hier keine Namen nennen. Aber es ist ja bekannt geworden, dass es auch Interessenten aus Fernost gab. Das wäre eine interessante Perspektive gewesen, hat aber nicht geklappt. Und es gab Interessenten, die waren ganz offensichtlich nur an der Übernahme des Namens interessiert und daran, mal in die Bücher von Zanders zu schauen. Mit denen haben wir gar nicht ernsthaft verhandelt.

Erfahrene Fachleute an Bord

Warum sind Sie so überzeugt, mit dem skandinavischen Investoren eine gute Wahl für Zanders getroffen zu haben?

Unter allen möglichen Optionen ist der Verkauf an die Skandinavier die beste Möglichkeit. Das Team hat bereits unter Beweis gestellt, dass es Papierfabriken aus der Krise wieder in die Gewinnzone bringen kann. Die Erfahrung ist also da. Und es gibt ein Konzept, mit dem das gelingen soll.

Dieses Konzept besteht vor allem darin, mit weniger Personal die gleichen Produkte anzubieten. Da haben etliche ihre Zweifel, ob das gelingen kann.

Das Konzept geht viel tiefer und umfasst nahezu alle Bereiche. Außerdem: Jede Prognose ist in die Zukunft gerichtet. Jedenfalls sind bei der neuen Zanders eine Reihe erfahrener Fachleute am Werk. Und ich bin auch kein Techniker, der sagen kann, wie viele Mitarbeiter konkret an welcher Maschine oder an der PM 3 (Papiermaschine 3, die größte Maschine bei Zanders – Anm. d. Redaktion) nötig sind. Aber das neue Team sagt, es geht.

Großer Veränderungsprozess

Können Sie sich vorstellen, dass Zanders noch einmal in die Insolvenz geht? Wie zum Beispiel die Papierfabrik Feldmuehle in Norddeutschland. Das Unternehmen galt im April als saniert und meldete im November erneut Insolvenz an.

Ich kenne natürlich den Fall und garantieren kann ich nichts. Aber wir haben bei Zanders einen wirklichen Neustart eingeleitet und ich bin überzeugt, dass er gelingt.

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Worauf kommt es denn nach Ihrer Ansicht jetzt an?

Ganz wichtig ist es, alle Vertragspartner von unserem Kurs zu überzeugen. Sie also bei dem eingeschlagenen Weg mitzunehmen.

Und wo sehen Sie die größten Schwierigkeiten?

Im Papiermarkt kann so viel passieren. Die Papierpreise können noch weiter in den Keller gehen, die Preise für Rohstoffe weiter steigen, es können wichtige Leute im Werk krank werden. Zanders befindet sich immer noch in einem großen Veränderungsprozess. Das Unternehmen steht nicht am Ende einer Rettungsaktion, sondern am Anfang einer Entwicklung unter deutlich besseren Vorzeichen, als es je der Fall war.

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