Niels Rabe trotz der Corona-KriseBergisch Gladbacher wandert durch die USA

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Niels Rabe ist unterwegs.

  • Niels Rabe lässt sich durch die Corona-Krise nicht von seinem Lebenstraum abbringen.
  • Er wandert durch die USA und schafft je nach Landschaft 30, 40, 50 Kilometer am Tag.
  • Doch wie es in den nächsten Tagen weiter geht, ist offen.

Bergisch Gladbach – Die Welt ist schön. Das ist der erste Eindruck. Täler und Berge, die weiter als zum Horizont gehen. Wälder, so weit das Auge reicht. Wasserläufe, glasklar, gesäumt von Wiesen und Weiden. Natur überall und kaum Zivilisation. Inmitten der Corona-Epidemie wandert Niels Rabe durch die USA – er will sich einen Lebenstraum erfüllen. Und er will weitermachen, trotz Corona.

Dabei ist Rabe schon lange unterwegs auf den berühmtesten Weitwanderwegen der Welt. Er muss sich selbst verpflegen, immer ausreichend Wasser dabei haben und auf die Gastfreundschaft der Menschen hoffen, die er unterwegs trifft.

Mit dem Rucksack über Stock und Stein

Nachts übernachtet er in einfachen Unterkünften, zieht am nächsten Morgen weiter. Rabe marschiert alleine, schafft je nach Landschaft 30, 40, 50 Kilometer am Tag. Mit dem Rucksack über Stock und Stein, durch die Wüste und durch Wälder. Im Frühjahr 2019 marschierte der Projektmanager 91 Tage auf dem Te Araroa-Trail. Das war am anderen Ende der Welt, in Neuseeland.

Niels Rabe geht immer wieder an körperliche Grenzen.

Niels Rabe geht immer wieder an körperliche Grenzen.

Im Herbst folgte der Pacific Crest Trail in den Vereinigten Staaten. Wieder waren es Monate, auf denen er die Welt erkundete. Alleine, zurückgeworfen auf ein einfaches Leben, oft fernab der Städte und Highways. Das ist der große Reiz, von dem Niels Rabe angetrieben wird. Die Routen sind gewaltiger, als sie in Deutschland je möglich wären. Die trendigen 50- oder 100-Kilometer-Märsche hierzulande sind damit nicht vergleichbar.

Rabe berichtet auf seinem Blog

Niels Rabe muss aushalten, was ihm durch die Natur widerfährt. Regen, Gewitter, Hitze. Auf seinem Internetblog „Just a german hiker“ („Nur ein deutscher Weitwanderer“) berichtet er regelmäßig von unterwegs, fasst mehrere Etappen zu einer Reisereportage zusammen. Auch diejenigen, die ihm im Internet folgen, sollen Anteil nehmen an seinen Erlebnissen.

Auf dem Internet-Portal udemy.com gibt er gegen Honorar Projekttipps und begleitet Managementprozesse. Fast 1300 Begleiter haben Rabes Angebote abonniert. Auch in diesen schwierigen Zeiten ist der Gladbacher am marschieren.

Die spektakulärste Tour seines Lebens

Weiter, immer weiter. Es ist die spektakulärste Tour seines Lebens. Great Western Loop (Große Western Runde) heißt der Trail, der in einem riesigen Bogen durch die US-Bundesstaaten Arizona, Nevada, Oregon, Utah, Washington, Idaho und Colorado führt und das Lebensgefühl der Cowboys vermittelt.

Anfang März ist Niels Rabe gestartet, am berühmten Grand Canyon. Wer jetzt mal auf die Landkarte schaut, kann die Dimension des Trips erahnen. Es ist ein Abenteuer mit einer Distanz von 11 000 Kilometern. Sieben oder acht Monate wird der Gladbacher unterwegs sein, bei einem Schnitt von 40 bis 50 Kilometern am Tag.

Größere Unterbrechungen darf es auf dem Trip nicht geben

Viele Restaurants und Hostels sind aufgrund der Virus-Krise bereits geschlossen, berichtet sein Vater, Dr. Wilfried Rabe, der in der Heimat Kontakt hält. Der Marschierer hofft, gut über die nächsten Tagen zu kommen. Größere Unterbrechungen darf es auf dem Trip nicht geben, weil sonst die Rocky Mountains witterungsbedingt nicht mehr passierbar wären. Die Landschaft fordert alles ab, und nicht immer erreicht der bergische Wanderer das anvisierte Etappenziel.

Völlig erschöpft, berichtet er zuletzt, habe er in der Dunkelheit sein Zelt aufschlagen müssen. Irgendwo an einem Bachlauf in der Wildnis. Seinen Heißhunger stillte er mit Schokolade, dann folgte eine unruhige Nacht im Schlafsack. Erst am nächsten Morgen erreichte er ein Camp.

In einem kleinen Motel für zwei Tage einquartiert

Wie es in den nächsten Tagen weiter geht, ist offen. In einem kleinen Motel habe er sich für zwei Tage einquartiert. Sein Ziel: zur Ruhe kommen, die Nachrichten verfolgen. Auf dem TV-Sender CNN habe er sich informiert, wie die Lage in den USA sei.

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Noch gehe es, meint er, obwohl andere Wanderer schon abgereist seien. Im Laden habe er einkaufen können, nur Seife und Toilettenpapier seien ausverkauft gewesen. Die Restaurants würden Essen für unterwegs mitgeben, andere hätten geschlossen. Die Situation sei „nicht zu schlecht“, funkte er halbwegs zuversichtlich in die Heimat. Und die Trails seien alle offen. Das ist das Wichtigste für Niels Rabe.

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