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NRW-weit vorneIn Rhein-Berg fahren die meisten Postzusteller E-Bike

Lesezeit 3 Minuten
Jennifer Müller war früher Zustellerin und repariert jetzt die Räder ihrer Kolleginnen und Kollegen.

Jennifer Müller war früher Zustellerin und repariert jetzt die Räder ihrer Kolleginnen und Kollegen.

Bergisch Gladbach – An der Senefelderstraße geht es zu wie in einem Bienstock. Raus und rein fliegen, na ja fahren, die Postzusteller. Und immer mehr von diesen Zustellern steigen um auf das E-Trike. Also das Dreirad mit Elektromotor. Bergisch Gladbach - sonst bei allen Fahrradrankings, letzter oder vorletzter - ist da mal Spitze. Nirgendwo in NRW ist der Anteil der E-Bikes und E-Trikes höher. 51 von insgesamt 67 Zustellbezirken werden von E-Bikes und E-Trikes beliefert.

Dieter Schuhmachers von der Pressestelle der Post hat eine einfache Erklärung für Bergisch Gladbachs Spitzenreiterposition: „Es geht in fast allen Bezirken rauf und runter.“ Weshalb es auch irgendwie logisch ist, dass in Bergisch Gladbach so wenige Menschen mit dem Rad unterwegs sind – im Vergleich etwa zu Münster oder auch Köln. Aber mit den E-Bikes werden auch bei der Post die Berge in Bergisch Gladbach platt gemacht.

Gleiche Menge Briefe, größeres Gebiet

Absehbar ist, dass es in Zukunft in Bergisch Gladbach weniger Bezirke geben wird – die aber größer sein werden. Das ist eine Reaktion auf einen bundesweiten Trend: Es werden immer weniger Briefe mit der Post verschickt. Als Reaktion darauf vergrößert die Post ihre Bezirke.

Radflotte der Post

3 Standorte mit E-Bikes/E-Trikes gibt es in Bergisch Gladbach: in Heidkamp (Senefelder Straße), in Refrath (Wickenpfädchen) und Bensberg (Im Bungert).

28.000 Fahrräder hat die Deutsche Post insgesamt. Postbikes ohne E-Antrieb 8300. E-Bikes 6500 und E-Trikes 13.200. (nie)

Das ist zu Fuß von einem klassischen Postboten mit der Tragetasche nicht mehr zu schaffen. Jedem Postzusteller werden aber die gleiche Menge Briefe zugewiesen – für ein größeres Gebiet. Und um die Briefe in der normalen Arbeitszeit abliefern zu können, braucht es das Rad. Am besten das E-Trike, denn das hat die höchste Beladungskapazität.

Womit auf den nächsten Trend reagiert wird: Es gibt weniger Briefe, aber mehr Pakete. Kleinere Pakete finden auf dem E-Trike Platz. Die Post rechnet hoch, dass auf den E-Trikes allein im ersten Halbjahr 2022 rund 28 Millionen Pakete verschickt wurden.

Jennifer Müller wechselt zum Reparaturteam

Diese riesige, wachsende Fahrradflotte der Post muss gehegt und gepflegt werden. Eine in dem dafür zuständigen Team Mobis ist Jennifer Müller. Sie war einmal Zustellerin, verletzte sich und wechselte zum Fahrrad-Reparaturbetrieb. „Es macht mir einfach Spaß und ich stelle mich wohl auch nicht allzu dumm an“, sagt die junge Frau, die in Bergisch Gladbach wohnt.

Meist fährt sie zusammen mit Udo Baedorf, gelernter Lkw-Fahrer, von Fahrradbezirk zu Fahrradbezirk und repariert die Räder ihrer Kollegen. “In Bergisch Gladbach müssen wir die Bremsbeläge häufiger wechseln als anderswo“, erzählt Jennifer Müller. Da ist sie dann wieder, die Bergisch Gladbacher Topographie. Rauf und runter geht halt auf die Bremsbeläge. Einen Platten gibt es kaum noch. Häufiger eine Acht im Reifen. „Manche Kollegen fahren materialschonend, manche nicht so“, weiß Jennifer Müller.

Inspektionen von fünf Fahrrädern schafft sie am Tag

Die E-Bikes der Post sind solide Lastenesel. Und gar nicht so einfach zu fahren. Bevor ein Postzusteller von der Zentrale in der Senefelder Straße mit einem bepackten E-Trike losgeschickt wird, gibt es eine ausführliche „Einweisung“. Und die ist bitter notwendig, denn das Fahrverhalten dieser Räder ist gewöhnungsbedürftig.

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Wer schon einmal selbst auf solch einem Rad gesessen hat (wie der Autor dieses Artikels) schaut mit einigem Respekt auf die schnell fahrenden Postzusteller, bei denen es so spielend leicht aussieht, wenn sie über Gladbachs Straßen fahren. Bergauf, bergab.

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