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Ohne VorwarnungKüche in Gladbacher Kita wegen Insolvenz des Trägers dichtgemacht

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Kinder protestieren gegen kündigung von koch

Kinder der Grundschule Lehmpöhle in Bergisch Gladbach protestieren wegen Schließung der Küche.

Bergisch Gladbach – Die Stimmen der Kinder schallen vom Schulhof bis ins Schulgebäude: „Wir wollen Dragan zurück! Wir wollen kein Plastik-Essen!“ Drinnen im Foyer der Gemeinschaftsgrundschule Bensberg ist auch Protest zu hören: Eltern, deren Kinder den offenen Ganztag und die benachbarte Kindertagesstätte Lehmpöhle besuchen, sind wütend und enttäuscht von der Stadtverwaltung. Die Küche für beide Einrichtungen wurde von heute auf morgen dichtgemacht.

Ohne Vorwarnung sei Koch Dragan Spanjic und seinen beiden Mitarbeiterinnen die Kündigung am Donnerstag übergeben worden. Noch am Tag danach steht der 51-Jährige unter Schock: „Ich fühle mich im Stich gelassen.“ Bis Ende März bekomme er Insolvenzgeld. Acht Jahre lang hat er 240 Kindern aus Kindertagesstätte und offener Ganztagsschule frisch gekochte Mahlzeiten serviert, dabei das Augenmerk auf gesunde Ernährung gelegt. „Jetzt lässt mich die Stadt wie eine heiße Kartoffel fallen.“ Seine Küche war Bestandteil des pädagogischen Konzepts in beiden Einrichtungen.

Trägerverein musste insolvenz anmelden

„So geht man nicht mit Menschen um“, kritisiert Schulleiterin Karin Cass die Vorgehensweise der Stadtverwaltung. Niemand sei vorab über die Veränderungen bei der Verpflegung informiert worden: die Schule nicht, die Kita nicht, die Eltern nicht und die Politik auch nicht.

Nachfolge für drei einrichtungen geregelt

Das Insolvenzverfahren für den Elternverein zur Förderung der Montessori-Pädagogik ist am 1. Januar eröffnet worden. Die Trägerschaft für die Kita „Wohnpark“ in Bockenberg hat die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe bereits übernommen. Die Fröbel gGmbH führt seit dem 1. März die Trägerschaften für die Kita Lehmpöhle sowie die offene Ganztagsschule der städtischen Grundschule weiter.

Der Betrieb in allen drei Einrichtungen mit insgesamt 306 Kindern konnte ohne Unterbrechung fortgeführt werden. In den Einrichtungen soll der Ansatz der Montessori-Pädagogik fortgesetzt werden. Genaues über die Gründe der finanziellen Schieflage des Montessori-Elternvereins sind noch nicht bekannt. Die Stadt müsse aber „mit erheblichen finanziellen Lasten durch die Insolvenz rechnen“, heißt es in einer Mitteilung. (ub)

Ab Freitag stellte ein Cateringunternehmen die Essensversorgung sicher. Ebenfalls ab Freitag übernahm die Fröbel Bildung und Erziehung gGmbH die Trägerschaften der Kita Lehmpöhle an der Karl-Philipp-Straße sowie der benachbarten offenen Ganztagsschule an der städtischen Grundschule. Die Verträge wurden im Rahmen eines Insolvenzverfahrens vereinbart (siehe Kasten).

Wie berichtet hatte der bisherige Träger, der Elternverein zur Förderung der Montessori-Pädagogik, im September 2018 Insolvenz anmelden müssen. Fröbel übernimmt zehn Beschäftigte aus dem Kindergarten sowie 14 aus der offenen Ganztagsschule. Trotz schwieriger Verhandlungen sei mithilfe des Insolvenzverwalters eine gute Lösung gefunden worden. Ob außer den Mitarbeitern aus der Küche auch Erzieher und Betreuer gekündigt wurden, dazu gibt die Stadt keine Auskunft.

Für Stadtverwaltung kam Fortbestand der Küche nicht infrage

„Wir hätten die Frischkoch küche samt Personal gerne behalten“, sagt Beatrice Strubing, Sprecherin des Trägers Fröbel. Auch Insolvenzverwalterin Dr. Ruth Rigol sagt, sie habe sich dafür eingesetzt, dass der Betrieb der Küche fortgesetzt wird: „Dafür konnte aber keine Lösung gefunden werden.“ Daher hätte leider noch drei Mitarbeitern gekündigt werden müssen.

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Für die Stadtverwaltung stand kam der Fortbestand der Küche nicht infrage. Denn Fröbel habe im Hinblick auf den in zwei Jahren bevorstehenden Neubau der Schule Sicherheiten von der Stadt Bergisch Gladbach eingefordert, was die Weiterbeschäftigung des Küchenpersonals betreffe. Während der Bauphase müsse der Schulunterricht in Modulbauten ausgelagert werden. Der Küchenbetrieb könne in dieser Übergangszeit nicht fortgeführt werden.

„Das ist zwar für die Beschäftigten sehr schade. Aber wir müssen im Kita- und OGS-Bereich hohe Kosten aufwenden, um Betreuungsangebote zu schaffen“, erläutert Sozialdezernent Frank Stein die Situation. Aufgrund der schwierigen Haushaltssituation hätten die Beschäftigungsgarantien nicht gegeben werden können.

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