Pachtvertrag in SichtDas sagen die Verantwortlichen zur Zukunft von Zanders

Lesezeit 3 Minuten
Ratssitzung in Gladbach unter Corona-Bedingungen: Die Verwaltung sitzt an an weißen Tischen auf der Bühne, die Politik im Zuschauersaal.

Ratssitzung in Gladbach unter Corona-Bedingungen: Die Verwaltung sitzt an an weißen Tischen auf der Bühne, die Politik im Zuschauersaal.

  • Der Pachtvertrag für Zanders ist in Sicht, aber noch lange nicht unterschrieben.
  • Politik, Bürgermeister und der Betriebsrat äußerten sich nach der Ratssitzung in Bergisch Gladbach zur Zukunft des Unternehmens.
  • Dabei wurde deutlich, dass noch einiges an Arbeit vor den Verantwortlichen liegt.

Bergisch Gladbach – Der Beschluss steht, die Entscheidung über den Pachtvertrag mit der Firma Zanders zu verschieben. Aber nun geht es bei Parteien, Verwaltung und Unternehmen um die Deutung. Und da gehen die Wege wieder weit auseinander.

Jörg Krell, der Fraktionsvorsitzende der FDP, glaubt daran, dass die Firma das von der Stadt geforderte Gutachten bis zum 5. Oktober vorlegen wird. „Und dann wird es den langfristigen Pachtvertrag mit Zanders geben.“ So, oder so ähnlich, äußern sich alle Ratspolitiker offiziell. Aber es gibt viele, die Zweifel haben, ob das Unternehmen das geforderte Gutachten wirklich vorlegen kann. Ein Ratsmitglied, das namentlich nicht genannt werden will: „Wichtig war, dass nicht wir, die Politik oder die Verwaltung, über den Bestand der Papierfabrik entscheiden. Es muss nach außen klar sein, dass ein Ende der Papierfabrik eine wirtschaftliche Entscheidung eines Unternehmers ist.“

Für Michael Metten, den CDU-Fraktionsvorsitzenden, liegt der Ball für alle sichtbar beim schwedischen Investor. „Ich bin stolz darauf, dass sich der Rat einstimmig positioniert hat. Was wir für den Erhalt der Arbeitsplätze tun können, das tun wir.“ Eine Position die letztlich auch Klaus Waldschmidt teilt, der SPD-Fraktionsvorsitzende. Er hatte zuvor für einen eigenen Antrag gekämpft, bei dem Zanders sofort einen langfristigen Pachtvertrag erhalten hätte – allerdings mit aufschiebender Wirkung. In Kraft getreten wäre der Vertrag erst, wenn das Gutachten von Zanders vorgelegen hätte.

Zanders: Das sagt Bürgermeister Lutz Urbach

Für Lutz Urbach war es in vieler Hinsicht eine besondere Ratssitzung. Eigentlich wäre es seine letzte gewesen – und die Entscheidung zum Pachtvertrag ist sehr eng mit seiner Person verbunden. Urbach hat das Thema Zanders wie kein anderes zur „Chefsache“ erklärt. Mittwoch sagte er: „Ich wäre heilfroh, wenn der Pachtvertrag noch während meiner Amtszeit unterschrieben wird.“

Immer wieder wurde Urbach vorgeworfen, dass er bestimmte Informationen zu Zanders falsch oder zumindest irreführend an die Politik weitergebe. Ein Vorwurf, der auch in der Ratssitzung erhoben wurde. Betriebsratsvorsitzender Taner Durdu und Werksleiter Markus Kaptain konnten ihre Position im Rat vorbringen. Urbach: „Ich habe die Hoffnung, dass die Faktenlage endgültig für alle Ratspolitiker klar ist.“ Danach hat die Stadt ihren Forderungskatalog nach Januar 2020 nicht mehr verändert und es gibt klare erhebliche Risiken für die Stadt im Falle einer erneuten Insolvenz von Zanders.

Der Betriebsrat spielt eine Sonderrolle

Eine Sonderrolle spielt der Betriebsrat im Kampf um das Überleben von Zanders. Er und nicht der Eigentümer der Papierfabrik setzt sich mit allem, was er an Überzeugungskraft hat, für die Papierfabrik ein. Durdu sieht in der Verschiebung der Entscheidung einen Erfolg. „Ich habe das Gefühl, wir haben den Politikern zeigen können, was auf dem Spiel steht.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Dass er und Werksleiter Kaptain in der nicht-öffentlichen Sitzung zu Wort kamen (die SPD drängte darauf), werteten alle als einen wichtigen Baustein für die Versachlichung der Debatte in einem hochemotionalen Thema. Durdu ist fest überzeugt, dass das geforderte Gutachten Ende September vorliegen wird. „Und dann werden wir weiter daran arbeiten, dass in Gladbach weiter Papier produziert wird.“

Der Eigentümer muss investieren

Der Zanders-Eigentümer war Mittwoch nicht zu erreichen. Von ihm werden, sowohl von der Stadt als auch vom Betriebsrat, Investitionen ins Werk erwartet. Dabei verhandelt Tom Olander, er ist der Chef der Zanders-Mehrheitsgesellschaft Jool, nicht nur mit der Stadt.

Er versucht auch die Zahlungen an die Zanders-Insolvenzgesellschaft – sie verwaltet die Insolvenzmasse und ihr gehören alle Maschinen – zu minimieren. Der langfristige Mietvertrag ist aus dieser Perspektive nur ein Baustein, um die Kosten für Zanders zu senken. Abzuwarten ist, wie die Gläubiger auf die Vorschläge von Olander reagieren werden.

KStA abonnieren