Papierfabrik Zanders„Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz“

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2011 wurde bei Zanders gegen die Schließung großer Teile der Produktion demonstriert.

Bergisch Gladbach – Die Verhandlungen um die Zukunft der Papierfabrik Zanders nach Erklärung der Insolvenz laufen. Und der Betriebsrat hat auf Kampfmodus geschaltet. Taner Durdu, Betriebsratsvorsitzender: „Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen.“ Und mit der Ansage verbindet er schwere Kritik an den Eigentümer Mutares. „Wir starten beim Sanierungskurs praktisch bei null.“

Die Organisationsstruktur im Werk stimme überhaupt nicht. Der Betriebsrat wolle deshalb zusammen mit der Gewerkschaft IG BCE maßgeblich den Sanierungsplan bestimmen. Durdu: „Wir wissen am besten, was wir können und wohin wir wollen.“

Viele ältere Mitarbeiter

Im Werk hat es in den vergangenen Tagen mehrere Belegschaftsversammlungen gegeben. Dabei wurden mehrere Punkte neben der kritisierten Organisationsstruktur angesprochen. Zum Beispiel auch die Altersstruktur. Die meisten Mitarbeiter im Werk sind zwischen 55 Jahre und 60 Jahre.

Das ist das Ergebnis der wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre, in denen Personal immer weiter abgebaut wurde – ohne neues einzustellen. Und die noch verbliebenen „Zandrianer“ sind auch diejenigen, die bei der Sozialauswahl bei betriebsbedingten Kündigungen ausgewählt wurden.

Die jungen, alleinstehenden Mitarbeiter mussten als erste gehen. Die letzten Mitteilungen der Zanders-Geschäftsführung vor der Erklärung der Insolvenz in Eigenverantwortung am vergangenen Freitag waren geprägt von Optimismus. Immer wieder wurde auf die neuen Produkte hingewiesen.

Arbeit an neuen Produkten

Die sollten das Werk auch unabhängig von Chromolux – einem Spezialpapier, das seit 1958 auf dem Markt ist und immer noch das Rückgrat der Produktion darstellt – machen. Das hochglänzende Papier wird insbesondere bei hochwertiger Verpackung eingesetzt. Im Werk wurde zuletzt auch an neuen Technologien, zum Beispiel Verpackungen aus Gras, gearbeitet. Marktreif ist davon noch nichts.

Am vergangenen Montag trat zum ersten Mal der Gläubigererausschuss  zusammen. In dem Gremium wird letztlich entschieden, welchen Weg Zanders einschlagen wird.

Gläubigerausschuss tagt nicht-öffentlich

Die Sitzungen des Gläubigerausschusses sind grundsätzlich nicht-öffentlich. Dort treffen sich Vertreter aller Institutionen oder Einzelpersonen, die gegenüber Zanders offene Forderungen haben. Bei Zanders ist das insbesondere der Pensionssicherungsverein.

Über zwei Millionen Euro jährlich werden von Zanders an Betriebsrenten gezahlt. Sollte Zanders liquidiert werden, müsste der Verein für die komplette Summe gerade stehen. Der Verein hat also ein großes Interesse daran, dass Zanders weiterbesteht und zumindest einen Teil der Betriebsrente aus eigener Kraft überweist. (nie) 

Eine der Kernfragen ist, ob Zanders die Kraft aufbringt, um im Werk investieren zu können. Im Insolvenzverfahren gilt grundsätzlich, dass keine weiteren Verpflichtungen eingegangen werden dürfen, um die Insolvenzmasse nicht zu schmälern. Auf der anderen Seite heißt es im Werk immer wieder, dass eine Sanierung ohne Investitionen unmöglich sei.

In der Investitionsfrage spielt der Eigentümer von Zanders, die Münchener Mutares Aktiengesellschaft, eine entscheidende Rolle. Bislang hat Mutares nach Informationen dieser Zeitung kein eigenes Geld in Gladbach investiert.

Nachfragen dieser Zeitung in München wurden allesamt nicht beantwortet. Allerdings hieß es in einer Pressemitteilung, dass bei schlechtem Geschäftsverlauf eine Sicherstellung der Liquidität nur noch mit „externer Unterstützung“ möglich sei.

Mit anderen Worten: Mutares räumt ein, dass Zanders Geld von außen braucht. Aber damit ist eben nicht gesagt, ob Mutares selbst in Zanders investieren will. Es wäre für Mutares ein ungewöhnliches Engagement.

Zeitgleich mit der Entwicklung bei Zanders hat Mutares bei einer anderen seiner Beteiligungen, der Firma Artmadis, ein Insolvenzverfahren eingeleitet. Dort steht Mutares heftig in der Kritik. Mit Geld aus München zur Rettung des Unternehmens ist dort, nach französischen Zeitungsberichten, nicht zu rechnen. Die Mitarbeiter protestieren gegen den deutschen Eigentümer.

Branchenkenner verweisen darauf, dass Mutares vor der Hauptversammlung für Aktionäre am 20. Juli das Thema Zanders möglichst klein halten möchten. In der offiziellen Pressemitteilung von Zanders taucht das Wort „Insolvenz“ überhaupt nicht auf. Dort ist nur von einer „Sanierung in Eigenverwaltung“ die Rede.

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