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Parkhäuser wenig genutztDebatte um Parkplätze in Bensberger Schloßstraße geht weiter

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Auch am Montagnachmittag herrscht im Parkhaus Schlosscenter in Bensberg gähnende Leere wie Heribert Thimme zeigt.

Auch am Montagnachmittag herrscht im Parkhaus Schlosscenter in Bensberg gähnende Leere wie Heribert Thimme zeigt.

Bergisch Gladbach – Parken in der Innenstadt – das ist ein hoch emotionales Thema. Bei der Neugestaltung der Schloßstraße in Bensberg könnten künftig 100 Parkplätze wegfallen – zugunsten der Fußgänger, aber zum Leidwesen der Geschäftsleute.

Anwohner Heribert Thimme versteht das Problem nicht. Er sagt: „Es gibt genug Parkplätze im Zentrum.“ Die Autofahrer seien einfach nur bequem und wollten Fußwege sparen. An einem Samstag Ende Februar – kurz bevor die Baustelle für die Errichtung des neuen Geschäftshauses eingerichtet wurde – hat Thimme alle Parkhäuser und -plätze in fußläufiger Nähe zur Schloßstraße abgeklappert.

Gezählt hat er über 330 freie Parkplätze. Obwohl die Schloßstraße selbst im gleichen Zeitraum zwischen 13 und 14 Uhr völlig verstopft war, zum Beweis hat Thimme ein Foto gemacht. Die Momentaufnahme des Bensbergers ergab im Detail: 140 freie Plätze im Parkhaus Schlosscenter, 60 freie Plätze in der Schlossberg-Garage gegenüber vom Amtsgericht, 80 freie Plätze am Park-&-Ride-Platz am Busbahnhof sowie 50 freie Stellplätze an der Steinstraße.

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Neunköpfige Fachjury

Nach dem Konzept des Siegerentwurfs soll es nur noch auf der südlichen Straßenseite der Schloßstraße Parkplätze geben, angeordnet in Längsrichtung. Außerdem sieht der Entwurf vor, dass die Schloßstraße künftig als Einbahnstraße von Nord nach Süd befahr ist. Das Gremium der Wettbewerbsjury bestand aus fünf Fachpreis- und vier Sachpreisrichtern. Beraten wurde die Jury durch ein Team von örtlichen Fachleuten sowie politischen Vertretern. Die Kosten für die Generalüberholung der Schloßstraße beziffert die Verwaltung mit rund sechs Millionen Euro. (ub)

Der Siegerentwurf des Kölner Büros „Club L94 Landschaftsarchitekten“ – einstimmig ausgewählt von einer Jury im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs zur Umgestaltung der Schloßstraße – hat Thimme vor allem in einem Punkt überzeugt: „Hier begegnen sich künftig Menschen, nicht Autos.“ Deshalb fände er es schlimm, wenn diese Vision „durch einen hinter verschlossenen Türen ausgehandelten faulen Kompromiss zerstört wird.“

„Straße der vielen Begegnungen“

Zustande gekommen ist das Konzept unter den Zielvorgaben des integrierten Handlungskonzepts, an denen die Bürger ausgiebig beteiligt waren. Um dem Leitbild einer „Straße der vielen Begegnungen“ gerecht zu werden, sollten Fußgänger und Radfahrer im Mittelpunkt stehen. Entsprechend sieht der Siegerentwurf künftig nur noch 65 statt bisher 170 Parkplätze an der Schloßstraße vor.

Zurzeit laufen die Vertragsverhandlungen mit dem Büro „Club L94“, teilt Stadtsprecher Martin Rölen mit. Geklärt werde in diesem Zusammenhang auch die Parkplatzfrage unter Einbeziehung von Politik, Handel und Bürgerschaft.Als Grundlage für eine Entscheidung über die Anzahl der Plätze solle ein Parkraumkonzept dienen, dem eine Bestandsaufnahme vorangehen würde. „Objektive Vorgaben sind der Stadtverwaltung ein wichtiges Anliegen“, sagt Rölen.

Barrierefreie Parkplätz werden gebraucht

Für die Geschäftsleute sei aufgrund der Hanglage eins ganz wichtig: „Wir brauchen auf der Schloßstraße ausreichend ebenerdige, barrierefreie und behindertengerechte Parkplätze“, betont Georg Daubenbüchel, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Bensberger Handel. Parkten die Kunden ihren Wagen in einem der Parkhäuser, müssten sie immer entweder bergauf oder bergab laufen. Daubenbüchel stellt klar, dass die Diskussion um die Anzahl der Parkplätze nicht aufgrund von Forderungen der IBH geführt würden. Die Gespräche gingen vielmehr auf eine Auflage des Preisgerichts zurück, hinsichtlich des ruhenden Verkehrs noch eine Feinabstimmung vorzunehmen.

Von Thimmes Zählung hält Daubenbüchel nichts: „Das ist doch absolut nicht repräsentativ.“ Samstags hätten zum Beispiel die in der Innenstadt ansässigen Rechtsanwaltskanzleien, Notariate, Banken und oder das Amtsgericht gar nicht geöffnet. Außerdem habe zu dieser Jahreszeit noch gar keine Außengastronomie geöffnet. Und habe die neue Marktgalerie erst einmal geöffnet, rechnet Daubenbüchel sowieso mit einem größeren Kundenandrang. Viele kämen mit dem Auto von auswärts.

Aber dafür hat Thimme auch schon ein Rezept: „Sollte es tatsächlich einen Parkplatznotstand geben, könnte wie in der Innenstadt ein Parkleitsystem installiert werden.“

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