Plötzlicher BergsturzLebensgefahr im Lerbacher Waldgebiet – Großes Loch in der Erde

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Weiträumig abgesperrt ist das Gelände um den ehemaligen Bergwerksschacht, über dem in den vergangenen tagen die Erde nachgegeben und ein gefährliches Loch aufgerissen hat.

Weiträumig abgesperrt ist das Gelände um den ehemaligen Bergwerksschacht, über dem in den vergangenen tagen die Erde nachgegeben und ein gefährliches Loch aufgerissen hat.

Bergisch Gladbach – „Vorsicht Bergsturz“ steht auf den mitten im Wald errichteten Bauzäunen. Keine fünf Meter dahinter klafft ein riesiges Loch im Boden. Die Abdeckung eines 45 Meter tiefen Bergwerksschachts hat nachgegeben und den Boden auf einer Fläche von zwei mal zwei Metern weggerissen. „Die Erde muss schlagartig nachgegeben haben, innerhalb weniger Minuten“, schließt Bergbauexperte Herbert Ommer vom Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe in Bensberg aus den Scharfen Abbruchspuren am Rand des Lochs.

Herbert Selbach aus Bergisch Gladbach-Sand hat den Tagebruch vor einigen Tagen bei einer Tour zu den Bergbaurelikten im Lerbacher Wald entdeckt, auf dem Gelände der ehemaligen Grube Norma (siehe Kasten). „Ich kenne das Gelände schon von Kindheit an“, sagt Selbach, „und plötzlich war da oberhalb der alten Halde dieses Loch.“

Verantwortliche informiert

Sofort alarmierte Selbach seinen Bekannten Herbert Ommer, der sowohl die für Bergschäden in NRW zuständige Bezirksregierung Arnsberg als auch das Unternehmen Umicore informierte. Dieses ist der Rechtsnachfolger der Bergwerksgesellschaft AG des Altenbergs, die nicht nur bis 1978 das Erzbergwerk auf dem Lüderich betrieb, sondern seit den 1960er Jahren auch die Rechte am Erzgrubenfeld Blücher im Lerbacher Wald erworben hatte. Damit sei die Umicore auch für die Sanierung von Bergschäden in dem Gebiet verantwortlich, erläutert ein Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg auf Anfrage.

Grube Norma

Der Bergsturz im Wald zwischen Haus Hardt und Lerbach hat den 45 Meter tiefen Maschinenschacht der Grube Norma freigelegt. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts angelegt, um nach Blei- und Zinkerz zu suchen und gehörte zur Grube Blücher, deren Verwaltungsgebäude heute das Naturfreundehaus Hardt ist. Erz sei aber in der Grube Norma, die neben einem Stollen noch über einen 25 Meter tiefer gelegene Tiefbausole verfügt habe, nie gefunden worden, so der Bergbauexperte Herbert Ommer. Deshalb sei ihr Betrieb auch Anfang des 20. Jahrhunderts eingestellt worden. (wg)

Die Umicore reagierte sofort, ließ das Gelände rund um den Bergsturz absperren und will den Schacht am heutigen Freitag neu verfüllen lassen. Von den Rändern sei noch einiges Erdreich nachgerutscht, sagt Herbert Ommer, deshalb sei es auch so gefährlich an die Ränder heranzugehen.

Die Ursache ist bislang unklar

Warum die Erde in den 45 Meter tiefen Schacht abgerutscht ist, kann er nur mutmaßen. Möglicherweise sei der Schacht damals auf Höhe eines elf Meter tiefer liegenden Stollens mit Holzbohlen verschlossen und dann mit losem Material bis zur Erdoberfläche aufgefüllt worden. Möglicherweise seien diese Bohlen mittlerweile verrottet und zusammengebrochen, vermutet Bergbauexperte Ommer.

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Panik bei Spaziergängern will er allerdings vermeiden. „Wenn man auf den Wegen bleibt, kann in der Regel nichts passieren.“ Trotzdem bleibt das erbe des Erzbergbaus riskant. Denn über die Sicherung zahlreicher alter unterirdischer Bergwerksanlagen gibt es keine genauen Aufzeichnungen. So hatte sich im Jahr 2008 auch auf dem Parkplatz des Naturfreundehauses Haus Hardt ein großer Trichter aufgetan. Auch dort war damals eine Schachtabdeckung eingestürzt. „Hier ist eben früher fast überall Bergbau betrieben worden“, so Herbert Selbach.

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