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Polizei ermitteltRätselraten um Refrather Graffiti

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Das schwer zu lesende Refrather Graffiti: Die Polizei ermittelt wegen Sachbeschädigung. 

  • In Refrath gibt es ein Graffiti das auf den ersten Blick unverständlich – und auf den zweiten antisemitisch ist.
  • Es wäre der erste Fall einer antisemitischen Schmiererei in Gladbach.
  • Die Polizei ermittelte und brachte Lösung zutage.

Bergisch Gladbach – Für eine kurze, sehr kurze Zeitspanne war Bergisch Gladbach ein Fall für den Staatsschutz. Der wird zum Beispiel aktiv, wenn auf einem Graffiti antisemitische Hetze verbreitet wird. Als da wären Hakenkreuze, mit Sprüchen wie „wir kriegen euch alle“, oder „Jude verrecke“. Solche Schmierereien gibt es – und wenn sie auftauchen, dann wird eben der Staatsschutz in Bewegung gesetzt.

Wehret den Anfängen, heißt die Devise. In Refrath gibt es ein Graffiti das auf den ersten Blick unverständlich – und auf den zweiten antisemitisch ist. Jedenfalls für die Aktivisten des Ganey-Tikva-Vereins, der sich die Bekämpfung des Antisemitismus in Gladbach ganz groß auf die Fahnen geschrieben hat.

Parole ist weltweit verbreitet

1948 ist das Jahr, in dem der Staat Israel gegründet wurde. Für Antisemiten also ein verhasstes Datum. Die Abkürzung braucht eine etwas längere Erklärung. A.C.A.B steht für „All Cops Are Bastards“, also „Alle Polizisten sind Schweine“. Diese Parole ist weltweit verbreitet und wird gerne als Graffiti gesprüht.

Und weil es so einfach ist, gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Anpassungen. Und eine lautet im rechtsradikalen Milieu „All Jews Are Bastards“ – alle Juden sind Schweine. Und so könnte das Graffiti in Refrath gelesen werden. Zusammen mit dem Datum 1948 macht das ja auch Sinn. Also ein klarer Fall für den Staatsschutz.

Auf Volksverhetzung stehen Gefängnisstrafen

Es wäre der erste Fall einer antisemitischen Schmiererei in Gladbach. Die Polizei wurde eingeschaltet, die Ermittlungen liefen an. Auf Volksverhetzung stehen Gefängnisstrafen.

Allerdings wurde nicht lange ermittelt. Denn das Wort Jews ist nicht eindeutig zu identifizieren. Möglicherweise ein Antisemit mit einer ausgesprochenen Rechtschreibschwäche? Das J ist jedenfalls ziemlich eindeutig ein L – also hieße es A.L.A.B. Und das zusammen mit dem Datum 1948? Macht das Sinn?

Bei einem schlauen Polizeibeamten machte es Klick. Denn 1948 ist auch das Gründungsjahr des 1. FC Köln. Und siehe da, in der Fußball-Fan-Szene ist das Kürzel A.L.A.B bekannt. So gibt es T-Shirts mit dieser Abkürzung zu kaufen. Und da steht dann „All Levs are Bastard“. Und richtig, dass steht wohl auf der Refrather Wand. Die Folge ist erfreulich: Der Staatsschutz kann Zuhause bleiben und es wird ausschließlich wegen Sachbeschädigung ermittelt.

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