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Präsenzunterricht in Bergisch GladbachSchulstart mit Massentests

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Laut Experten ist die Anwendung des Spucktests kinderleicht. Die Stadt Bergisch Gladbach stellt die Tests allen 34 Schulen kostenlos zur Verfügung.

Laut Experten ist die Anwendung des Spucktests kinderleicht. Die Stadt Bergisch Gladbach stellt die Tests allen 34 Schulen kostenlos zur Verfügung.

Bergisch Gladbach – Niemand weiß genau, wann die vom Land NRW versprochenen Selbsttests in den Schulen eintreffen. Deshalb hat die Stadt nach einem eigenen Weg gesucht und testet zum Unterrichtsbeginn am Montag auf eigene Faust: Für jede Schülerin und jeden Schüler in den 34 städtischen Schulen steht ein kostenfreier Corona-Spucktest bereit. Insgesamt sind es 17 000 Personen der Schulgemeinschaft, die sich wöchentlich bis zum Beginn der Osterferien auf eine mögliche Corona-Infektion testen lassen können – eine landesweit einzigartige Aktion.

Infektionen möglichst früh erkennen

„Ziel ist es, Infektionen frühzeitig zu erkennen, um den Schulbesuch so sicher wie möglich zu machen“, erläutert Bürgermeister Frank Stein bei einer Video-Pressekonferenz am Freitag. Die Teststrategie sei nicht als Kritik, sondern als Unterstützung des Landes gedacht: „Das ist uns eine Herzensangelegenheit.“ Die Kosten von rund 80 000 Euro übernimmt die Stadtverwaltung. „Diese Investition ist aber gut und sinnvoll“, betont Stein, „wir möchten, dass die Familien ihre Kinder und Jugendlichen ohne die Ungewissheit in den Schulunterricht schicken, ob sich im Klassenverband eine infizierte Person befindet und andere ansteckt.“ Testen lassen können sich alle, auch Lehrer, Sekretärinnen und Hausmeister. Die 20 Grundschulen und die beiden Berufskollegs sind ebenfalls mit den Testmaterialien beliefert worden.

Der Schnelltest

Die Schüler sollen den Schnelltest unter Anleitung der Lehrer an ihrem Platz selbst durchführen. Gespuckt wird in ein Plastikröhrchen. Einige Tropfen des Speichels werden danach auf einen Teststreifen geträufelt. Bis das Ergebnis vorliegt, dauert es 15 Minuten. Ein positives Ergebnis muss durch einen PCR-Test überprüft werden. Ein negativer Test ist keine Garantie dafür, dass man nicht ansteckend ist. (ub)

„Wir haben Anfang des Monats schon beim Schulamt nach Schnelltests gefragt“, sagt Sven Hees, Leiter des Nicolaus-Cusanus-Gymnasiums, „wir begrüßen es sehr, dass die Stadt für das Land in die Bresche springt.“ Die Schnelltests könnten verhindern, dass ganze Klassen prophylaktisch für 14 Tage in Quarantäne geschickt werden müssten, noch bevor der Präsenz-Unterricht wieder losgehe. Die Eltern seien am Freitag kurzfristig per Mail über das freiwillige Angebot informiert worden. Hees hofft, dass möglichst viele dazu ihr Einverständnis geben.

„Wir haben ein durchweg positive Feedback aus den Schulen erhalten“, bestätigt Dettlef Rockenberg, Leiter des Fachbereichs Schule. Ihm sei keine andere Stadt in NRW bekannt, die diese Selbsttestung zum Unterrichtsbeginn umsetze.

Spucktest für Kinder besser

„Der Spucktest ist gerade für Kinder besser als ein Abstrich aus Hals oder Nase, gegen den sie sich oft wehren“, erklärt Jörg Köhler, Leiter des städtischen Krisenstabs sowie Chef der Gladbacher Feuerwehr. Die Handhabung sei kinderleicht (siehe Infokasten).

Sollte ein Test positiv sein, werden die Eltern gebeten, ihr Kind abzuholen. Die Schulleitung informiert das Gesundheitsamt. Dann soll der sicherere PCR-Test durchgeführt werden, erläutert Köhler. Erst wenn dieser ebenfalls positiv ist, folgen weitere Maßnahmen in Zuständigkeit der Kreisbehörde.

Der Leiter des Krisenstabs betont: „So ein Schnelltest bietet natürlich keine endgültige Sicherheit.“ Aber die Vorsichtsmaßnahme biete „mehr Sicherheit, als es im Moment Standard ist.“ Köhler rechnet mit etwa 200 Infizierten am Ende der Reihentestung. Bei seiner Prognose beruft er sich auf Statistiken von Testzentren.

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Bergisch Gladbach werde durch die großangelegte Test-Strategie mit 17 000 Teilnehmern auch zu einer Art Feldversuch, bei der Inzidenzen der Stadt abgebildet werden. „Das könnte vielleicht Virologen interessieren. Wir werden es sehen, wenn die Ergebnisse vorliegen.“ Das wird wird frühestens am Dienstag so weit sein. Denn die Klassen sind halbiert und werden abwechselnd vor Ort unterrichtet. Die zweite Hälfte der Schüler kommt deshalb erst am Dienstag zurück in den Präsenzunterricht.

Was das Land NRW im Großen nicht hinbekommen hat, hat die Stadt im Kleinen geschafft: rechtzeitig Selbsttest zu bestellen und so Reserven für die dritte Pandemie-Welle zu bilden. „Wir haben unsere Lager früh gefüllt und das Maximum an Tests bestellt, das wir unseren Erachtens für die Dauer der Pandemie brauchen“, berichtet Köhler. Gedacht gewesen seien die Spucktests, um Mitarbeiter der Verwaltung sowie die Feuerwehrleute bis zum Ende des Jahres durchtesten zu können. „Jetzt haben wir entschieden, unser Lager für die Schulen leerzuräumen.“ Die Verwaltung benötige im Normalbetrieb nicht so viele Schnelltests. Zumal ja jetzt auch noch die Bürgertestung kommen solle.

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