Probebetrieb ab 2026 gewünschtGladbach bekommt neue Züge vor neuen Gleisen

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Ein zweites Gleis soll die bisher eingleisige Strecke nach Dellbrück bekommen, drei Bahnbrücken wie die der Buchholzstraße werden erneuert, der Bahnübergang Tannenbergstraße geschlossen. 

Ein zweites Gleis soll die bisher eingleisige Strecke nach Dellbrück bekommen, drei Bahnbrücken wie die der Buchholzstraße werden erneuert, der Bahnübergang Tannenbergstraße geschlossen. 

Bergisch Gladbach – Die rotlackierten S-Bahnen der Deutschen Bahn sind seit fünf Jahrzehnten der Packesel, der die Gladbacher schnell über die Schiene nach Köln bringt. Hunderttausende fahren jedes Jahr mit diesen Zügen.

Dass sich an der Bahninfrastruktur im Bergischen was ändert, ist beschlossene Sache. Die Liste der Neuerungen ist lang: Voraussichtlich bis September 2022 wird die Entwurfsplanung für das zweite Streckengleis zwischen Gladbach und Dellbrück abgeschlossen sein und es kann das Planfeststellungsverfahren mit Bürgerbeteiligung beginnen.

Vier Passagiergleise für Gladbach geplant

Drei Bahnbrücken werden für das zweite Gleis in Bergisch Gladbach erneuert, eine Überführung für Radfahrer und Fußgänger gebaut, der Bahnübergang an der Tannenbergstraße geschlossen und eine neue Verkehrsverbindung ab Buchholzstraße über das Gewerbegebiet Gleisdreieck zum Anschlussknoten Kalkstraße geprüft. Für die seit der Stilllegung der Firma Zanders nicht mehr benötigten Industriegleise am S-Bahnhof gibt es Interessenten, die die Flächen bebauen möchten.

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Der Bahnhof in Bergisch Gladbach wird im Endausbau drei Bahnsteigkanten mit vier Passagiergleisen haben. Bis wann das alles passiert, ist allerdings unklar, fixe Daten nennen die Akteure nicht. Irgendwann um 2030 könnte wohl das zweite Gleis in Bergisch Gladbach ankommen. Das Umfeld des Gladbacher Bahnhofs wird dann anders als heute aussehen.

Aktuelle Verträge laufen Ende 2023 aus

Das Bild der Züge könnte sich womöglich deutlich früher ändern. Das hat zu tun mit einigen Ausschreibungen, die derzeit beim Nahverkehr Rheinland stattfinden. Dabei geht es um den Betrieb der Strecke und um die Fahrzeuge, die für die Gladbacher die Packesel machen. Tiefgreifende Veränderungen sind vorstellbar.

Zum internationalen Fahrplanwechsel 10. Dezember 2023 laufen nach vielen Jahren die aktuellen Verträge der Verkehrsverbünde mit der DB Regio AG Region West aus. Das betrifft sieben S-Bahn-Linien der Region, auch die Gladbacher S11 (Düsseldorf Flughafen – Bergisch Gladbach) und die neue Linie S10 (Köln – Bergisch Gladbach). Bislang haben die Gladbacher noch nie erlebt, dass andere Züge als die der Deutschen Bahn ihren kleinen Endbahnhof ansteuern.

Mehr als 50 Prozent Züge von Privatunternehmen

Für bis zu neun Jahre wird die neue Betriebsleistung vergeben, die Verkehrsverbünde können das Vertragswerk viermal um je ein halbes Jahr verlängern. Pünktlichkeit und die Zahl der Zugausfälle spielen bei der Vergabe eine maßgebliche Rolle, neben dem Kaufpreis. Bei der künftigen Angebotsqualität für die Reisenden soll mindestens der Status quo gehalten werden. Die Deutsche Bahn muss sich bei den Verkehrsträgern ebenso um das S-Bahn-Netz bewerben wie private Anbieter.

Im nördlichen NRW sind es gerade die privaten Unternehmen wie Abellio, Keolis, National Express und Transdev (Nordwestbahn), die zahlreiche Strecken betreiben. In NRW haben die Privaten mittlerweile einen Anteil von etwas über 50 Prozent erreicht. Für das jetzige Personal soll es Regelungen zur Übernahme geben. Je nach Zuschlag könnte sich die Optik der S-Bahnen also verändern. Ein Aus der DB würde auch das Ende der rotlackierten Bahngarnituren bedeuten.

Toiletten und Laufbänder mit Informationen in den Zügen

Ein zweites Verfahren wird zu Veränderungen bei den eingesetzten Zügen führen, das ist eine beschlossene Sache. Ab Dezember 2027 sollen im Kölner S-Bahn-Netz rund 100 Neufahrzeuge rollen (81 sind notwendig, der Rest ist Reserve), auf dem Niveau des NRW-Vorzeigeprojekts RRX Rhein-Ruhr-Express. Die neuen Bahnen werden auch Bergisch Gladbach ansteuern, sie sollen eine „Lebensdauer“ von 35 Jahren haben, also bis Dezember 2062 Millionen an Kilometern auf dem Buckel haben.

Ab Dezember 2026 strebt der Bahnverkehr Rheinland einen Probebetrieb an. Die neuen Züge sollen höchstens 150 (Kurzzug) und 170 Meter (Langzug) lang sein und stufenlos ohne Rampen die Fahrgäste aufnehmen. Die Sitzplätzezahl orientiert sich an der jetzigen Situation, es soll eine möglichst große Zahl an Ein- und Ausstiegen geben.

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In jedem Zug sind zwei Toiletten geplant, Universaltoilette und Urinal. Neuartige Laufbänder mit Informationen soll es über die gesamte Fahrzeuglänge geben, auch außen auf dem Zug. Klimatisiert und mit WLAN ausgestattet sollen die Bahnen sein und eine Höchstgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometern erreichen.

Offen ist für Bergisch Gladbach, wo die Bahnen nachts auf Nebengleisen zur WC-Reinigung abgestellt werden. Die Übernachtung der Züge in der Kreisstadt gehört auch zur neuen Bahnwelt der nächsten Jahre. Bislang fahren die Garnituren nachts nach Köln zurück.

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