Prozess nach DoppelmordBergisch Gladbacher schweigt zum Auftakt des Verfahrens

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Prozessauftakt_Hagen

Der Angeklagte (l.) aus Bergisch Gladbach am Dienstag mit seinem Verteidiger Andreas Trode im Gerichtssaal des Hagener Landgerichts

Bergisch Gladbach/Hagen – Unter Polizeischutz hat am Landgericht Hagen der Doppelmord-Prozess gegen einen 44-jährigen Mann aus Bergisch Gladbach begonnen. Dem Angeklagten wird vorgeworfen, seine Ehefrau und deren neuen Lebenspartner im August 2019 am Bahnhof von Iserlohn erstochen zu haben.

Zum Prozessauftakt vor dem Schwurgericht hat sich der 44-Jährige zu den Vorwürfen nicht geäußert. Kurz nach der Bluttat, die sich am helllichten Tag am belebten Bahnhof von Iserlohn ereignete, hatte der noch am Tatort festgenommene Mann die tödliche Messerattacke auf seine von ihm getrennt lebende Ehefrau und ihren neuen Lebensgefährten laut Staatsanwaltschaft gestanden.

Baby der Getöteten überlebte

Die 32-jährige Ehefrau des Angeklagten, die nach Polizeiangaben wie ihr Mann aus dem Kosovo stammte und zuvor mit ihm in Bergisch Gladbach gelebt hatte, war bereits im Jahr zuvor aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen und hatte danach in einer Schutzeinrichtung für Frauen in Iserlohn Zuflucht gefunden. Laut Staatsanwaltschaft war die Frau in das Frauenhaus geflüchtet, weil es in der Ehe zu Auseinandersetzungen gekommen sein soll.

In Iserlohn hatte der Mann sie schließlich aufgespürt. An einem Samstag, dem 17. August, soll er mit einem Küchenmesser auf sie und ihren 23 Jahre alten Lebensgefährten, der ebenfalls zuvor in Bergisch Gladbach gelebt hatte, losgegangen sein.

Unverletzt blieb damals die zwei Monate alte Tochter der Frau. Die 32-Jährige soll sie zuvor kurz im Auto zurückgelassen haben. Passanten nahmen den Säugling nach der Messerattacke an sich, bevor die Polizei das Baby übernahm und in die Obhut des Jugendamts gab.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte seine Ehefrau als sein „Eigentum“ betrachtet habe. Weil sie ihn verlassen habe, hätten die 32-Jährige und deren 23-jähriger Freund sterben müssen, so die Staatsanwaltschaft.

Laut Gerichtssprecher Bernhard Kuchler hat es im Vorfeld des Prozesses einen „Blutracheschwur“ aus der Familie des getöteten Mannes gegeben. Deshalb finde der Prozess unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen statt.

Am Dienstag wurden die ersten Zeugen vernommen, die unter anderem darüber sprachen, was sie vor dem Bahnhof gesehen hatten. Demnach soll der Angeklagte viele Male auf seine Opfer eingestochen haben. Der Prozess wird fortgesetzt. (mit dpa)

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