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Risikopatienten auf der SpurGladbacher Krankenhaus sucht 5000 Patienten für Studie

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Bei einem Patienten mit der „Schaufensterkrankheit“ wird ein Stent in den Oberschenkel eingesetzt. Das Foto entstand bei einer Operation in Leipzig.

Bei einem Patienten mit der „Schaufensterkrankheit“ wird ein Stent in den Oberschenkel eingesetzt. Das Foto entstand bei einer Operation in Leipzig.

Bergisch Gladbach – „Seit Jahren haben wir Überlegungen, wie wir die Risikopatienten herausfischen“, stellt Dr. Payman Majd, Chefarzt für Gefäßchirurgie am evangelischen Krankenhaus den Ansatz für eine wissenschaftliche Studie vor: Über fünf Jahre soll bei 5000 Menschen der Zusammenhang zwischen Arterienverkalkung und Herzerkrankungen untersucht werden. Dazu zählen Anzeichen einer arteriellen Verschlusskrankheit, der sogenannten Schaufensterkrankheit, bedingt durch verkalkte Gefäße, und das Schlaganfallrisiko durch verkalkte und verengte Halsschlaggefäße (Carotis).

Evangelisches Krankenhaus in Bergisch Gladbach: Untersuchung am EVK

Teilnehmen an der sogenannten Bergisch Gladbach-Studie (BG-Studie) können erwachsene Patienten mit einer Verengung der Herzgefäße, die am EVK mit einer Herzkatheteruntersuchung von Prof. Dr. Hans-Peter Hermann, Chefarzt der Inneren Medizin und Kardiologie, behandelt wurden.

Seit Herbst 2021 wurden bereits über 700 Patienten für die Studie untersucht: Gemessen wird der Pulsschlag an beiden Beinen und der Blutdruck in beiden Armen im Verhältnis zum linken und rechten Fuß (Knöchel-Arm-Index) sowie der Zustand der Halsschlagader. „Ergeben sich Auffälligkeiten, wird die Untersuchung nach einem, drei und fünf Jahren wiederholt“, so Majd. Mit diesem Score-Parameter lassen sich Behandlungsstrategien und Prognosen ableiten.

Evangelisches Krankenhaus in Bergisch Gladbach: Analyse soll bei Behandlung helfen

„Am Ende der Analyse wissen wir genau, ab welchem Score die Patienten besonders gefährdet sind – dies betrifft Diabetiker, Herzerkrankte, Raucher, Übergewichtige“, so Majd, der schon heute Verhaltensstrategien empfiehlt: Mehr trinken, mehr laufen. Denn schon jetzt stellt sich heraus, dass drei Viertel der Niereninsuffizienzen mit Herzerkrankungen korrelieren.

Auch für niedergelassene Ärzte ist diese Untersuchung möglich, wird aber bislang nicht von den Krankenkassen bezahlt. „Wir hoffen, dass unsere Daten etwas bewirken im Bewusstsein der Hausärzte und sie Risikopatienten herausfischen,“ so der Kardiologe Hermann. „Und wir hoffen, dass das Risikobewusstsein bei den Patienten eine Lebensänderung bewirkt.“

Studie wird durch die Mediziner finanziert

Finanziert wird die BG-Studie im Evangelischen Krankenhaus durch den persönlichen Einsatz der Fachmediziner: „Wir bleiben eben länger in der Klinik“, berichtet Dr. Majd. „Assistenzärzte haben die Möglichkeit, sich wissenschaftlich zu beteiligen – es werden zwei bis drei Doktorarbeiten vergeben.“ Ganz bewusst wenden sich die Fachärzte nicht an Pharma-Unternehmen und bleiben damit unabhängig von eventuellen Zielvorgaben.

Bürgermeister Frank Stein übernimmt Schirmherrschaft

Bürgermeister Frank Stein hat die Schirmherrschaft für die aufwendige Studie am evangelischen Krankenhaus übernommen: „Dies ist ein wichtiges Projekt mit der konkreten Zielsetzung, das persönliche Risiko durch entsprechendes Verhalten zu reduzieren.“

Er ist aber auch fest davon überzeugt, dass der Name der Kreisstadt ein wichtiger Begriff in der internationalen Medizin wird: „Bergisch Gladbach ist und bleibt eben ein Standort mit Zukunft.“

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