SchadstoffeLuft in Bergisch Gladbacher Innenstadt stark belastet

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Es ist vor allem die Stadtmitte, wie hier an der Stationsstraße, wo eine hohe Belastung der Luft durch Stickoxide errechnet wurde.

Es ist vor allem die Stadtmitte, wie hier an der Stationsstraße, wo eine hohe Belastung der Luft durch Stickoxide errechnet wurde.

Bergisch Gladbach – Stickoxide werden in der Kreisstadt zum Thema: Der Schadstoff, der bei Menschen Atemwegs-Erkrankungen hervorrufen kann und die Lungenfunktion verschlechtert, überschreitet an einigen Stellen im Stadtgebiet die von der EU vorgegebenen Jahresgrenzwerte. Als einer der Hauptverursacher von Stickoxid, vollständig Stickstoffdioxid genannt, gelten Dieselautos.

Vor allem an den Hauptachsen, wo tägliche Tausende Fahrzeuge unterwegs sind, liegen die Ergebnisse über dem Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Außenluft. Konkret überschreiten neun von 57 Berechnungsstellen die Marke 40. Ob das langfristig Folgen haben könnte für Bergisch Gladbach oder die Bergisch Gladbacher Autofahrer, ist offen. In der Nachbarstadt Overath ist Stickstoffdioxid Auslöser der Umweltzone, letztes Mittel eines Luftreinhalteplans für den Hauptort.

Auf der Dolmanstraße in Refrath, wo der Verkehr ebenfalls hoch ist, werden die Grenzwerte nicht überschritten.

Auf der Dolmanstraße in Refrath, wo der Verkehr ebenfalls hoch ist, werden die Grenzwerte nicht überschritten.

So weit sind die Gladbacher noch lange nicht. Und ob es je dazu kommen wird, ist auch nicht zu sagen. Zunächst wird die Untersuchung am Donnerstag im Gladbacher Umweltausschuss vorgestellt. Dort hatten die Grünen im Frühjahr ein sogenanntes Screening für Luftschadstoffe angestoßen, von der Stadt in den vergangenen Wochen umgesetzt.

Dabei geht es noch nicht um Messcontainer oder Messstellen. „Anhand eines vom Land bereitgestellten Programms sind Daten berechnet worden zu Stickstoffdioxid und Feinstaub“, erklärt Martin Rölen aus der Pressestelle der Stadtverwaltung.

Verkehrsdichte spielt dabei eine Rolle

Verkehrsdichte spielt dabei eine Rolle, die Art der Bebauung, die Topographie, der Luftaustausch, die Dichte der Häuserzeilen und die Pendlerströme. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch bei einer wissenschaftlichen Untersuchung an diesen Stellen der Grenzwert überboten wird, sei also hoch.

Besser scheint die Situation beim Feinstaub zu sein; hier liegt die als Mittelwert errechnete Konzentration bei 24,7 Mikrogramm (an der Dechant-Müller-Straße in der Stadtmitte), der Grenzwert liegt bei 50. Auf 19 Tagesüberschreitungen pro Jahr kommen die städtischen Umweltexperten an dieser vielbefahrenen Stadtstraße, 35 sind erlaubt.

Luftqualität in Stadtmitte belastet

Es ist vor allem die Stadtmitte, deren Luftqualität durch Stickoxid belastet ist. Spitzenreiter der Berechnungen ist (wie beim Feinstaub) die Dechant-Müller-Straße mit 49,2 Mikrogramm Stickstoffdioxid. An der Odenthaler Straße im Bereich Jägerstraße/An der Engelsfuhr ermittelte die Stadt 41,9 Mikrogramm, an der Stationsstraße in Höhe der Rhein-Berg-Galerie 43,6 und 42,2 Mikrogramm. Auch auf der Hauptstraße stadtauswärts zwischen Odenthaler und Ferrenbergstraße ist die Luft mit 41,5 Mikrogramm zu stark belastet. Ebenso an der Paffrather Straße/Rampe Laurentiusstraße (42,5). Etwas außerhalb der Innenstadt liegt der Berechnungspunkt Bensberger Straße/Hüttenstraße mit 40,2 Mikrogramm. Zum Vergleich: In Overath-Stadtmitte lag der Jahresmittelwert 2015 bei 45 Mikrogramm.

Was die Untersuchung auch zeigt: In den anderen Stadtteilen werden die Grenzwerte nicht überschritten, obwohl dort der „gefühlte“ Verkehr ebenso stark ist. Auf der Refrather Dolmanstraße pendeln die Werte bei 33 bis 34 Mikrogramm, auf der Mülheimer Straße in Gronau bei 35 und auf der Kölner Straße in Bensberg bei 30 Mikrogramm. Selbst an der Passage Steinstraße/Kino-Überführung, tägliches Nadelöhr mit Stop-and-Go, sieht es mit rund 38 Mikrogramm Stickstoffdioxid relativ günstig aus.

Was aus den Berechnungen folgt, lässt die Stadtverwaltung in ihrer Ausschussvorlage offen. Vorgeschlagen wird zunächst, die Daten ans Landesumweltministerium zu übermitteln. Dort wird anschließend entschieden, ob Messcontainer oder Sammelstellen im Stadtgebiet eingerichtet werden, um die Berechnungen wissenschaftlich zu unterfüttern. Mindestens ein Jahr lang würde das Land den Stickstoffdioxid-Anteil ermitteln, vermutlich deutlich länger. „Was die Verwaltung berechnet hat, sind erste Anhaltspunkte für Auffälligkeiten“, betont Rölen. Alles weitere liege derzeit im Bereich des Spekulativen. Grundsätzlich arbeite die Stadt mit ihrem Mobilitätskonzept an einer deutlichen Reduzierung des Pkw-Verkehrs und einhergehend an einer Senkung der Schadstoffwerte.

Todesursache Stickstoffdioxid

Legt man Zahlen der Europäischen Umweltagentur zugrunde, hat Stickstoffdioxid im Jahr 2012 10 400 Todesfälle in Deutschland verursacht. Menschen, die über einen längeren Zeitraum einer erhöhten Konzentration ausgesetzt sind, leiden nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums verstärkt unter chronischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Atemwegsstörungen.

Stickoxide entstehen als unerwünschte „Abfallprodukte“ beim Verbrennen, zum Beispiel in Automotoren und in Gas- und Kohlekraftwerken. (cbt)

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