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Schulbibliothek PaffrathEhrenamtlerin fühlt sich von Stadt unerwünscht und gibt auf

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Jugendbibilothek_Paffrath

Schweren Herzens packt Anke Klepsch ihre Bücher in Kisten und beendet enttäuscht ihre ehrenamtliche Tätigkeit. 

Bergisch Gladbach – Alles muss aus. Die meisten Regalbretter sind schon leer. Die Kinderbuchabteilung der öffentlichen Schulbibliothek Paffrath wird ausgeräumt. Zum Bedauern vieler Eltern und ihrer Kinder.

Buch für Buch legt Anke Klepsch in die Kiste: Ritter Rost, Briefe von Felix, Petterson und Findus – alles Bücher, die Kinder lieben. „Das ist so schade. Ich wollte nicht, dass das passiert“, sagt die 52-Jährige enttäuscht. Sie glaubt, ihr ehrenamtliches Engagement sei von der Stadt nicht länger gewünscht. „Niemand von der Stadtverwaltung ist auf mich zugekommen, um zu besprechen, wie es mit meinem Ehrenamt weitergeht.“

Deshalb ist sie seit Montag dabei, die von ihr mit viel Herzblut aufgebaute Kinderbuchabteilung im Untergeschoss aufzulösen. 1500 Werke – alle von ihr privat in den Bestand eingebracht – wandern nun verpackt in Kisten auf den Dachboden ihres Hauses. Nur die Exemplare, die zum ursprünglichen Bestand der Bücherei gehören, bleiben am Standort.

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Stadtbücherei hat drei Standorte

Aus Sparzwängen hatte die Stadtverwaltung geplant, die freiwerdende Stelle der öffentlichen Schulbibliothek in Paffrath zu streichen und den Standort zu schließen. Doch die Politik forderte, die Stelle des Bibliothekars neu zu besetzen. Wie, wann und mit wem das gelingt, ist offen.

So lange wird die Paffrather Einrichtung von einer Halbtagskraft geführt. In Arbeit ist außerdem ein gesamtstädtisches Konzept für alle Büchereien im Stadtgebiet: die Stadtbücherei am Forumpark sowie die beiden Außenstellen in Paffrath und Bensberg.

Die Öffnungszeiten am Standort Paffrath stehen noch nicht fest. Sie werden sich nach den Arbeitszeiten der verbliebenen Halbtagskraft richten, die sich hauptsächlich um die Schüler der Integrierten Gesamtschule und deren Ausleihwünsche kümmert. (ub) 

Zwar wird die kombinierte Schul- und öffentliche Bibliothek im Gebäude der Integrierten Gesamtschule nun doch nicht aus Sparzwängen geschlossen.Aber wie es mit der Kinderbuchabteilung im Untergeschoss weitergehen soll, darüber ist bislang nichts explizit entschieden worden.

Vertreter der Stadtverwaltung überrascht

Der Alleingang von Anke Klepsch lässt auf atmosphärische Störungen und kommunikative Missverständnisse schließen. Dettlef Rockenberg, Fachbereichsleiter für die Bereiche Schule und Kultur, wurde am Montag jedenfalls von der Nachricht überrascht, dass Anke Klepsch ihre Bücher wegräumt. „Es gibt überhaupt keine Veranlassung dies zu tun“, betont er.

Die Stadt sei sehr wohl daran interessiert, dass die Bücher weiter ausgeliehen werden könnten. Allerdings könne die Einrichtung nicht in die Verantwortung von Ehrenamtlern übergeben werden, sagt Rockenberg ebenso deutlich. Die Stelle des Bibliothekars in Paffrath könne erst ausgeschrieben werden, wenn sie vom Kreis als Kommunalaufsicht genehmigt werde. Denn für Kommunen im Haushaltssicherungskonzept gilt eine Wiederbesetzungssperre.

Wie berichtet, geht der langjährige Leiter Dieter Klepsch Ende Januar in den Ruhestand. Seine Frau, Anke Klepsch, vom Beruf Sozialpädagogin, hat an seiner Seite seit mehr als zehn Jahren ehrenamtlich mit in der Bücherei gearbeitet, meistens sogar Vollzeit.

Anke Klepsch sucht nach anderen Räumen

Aus ihrer Tätigkeit als Kinderbuch-Rezensentin brachte sie ständig eigene Bücher in den Bestand ein und schaffte auf eigene Kosten Sitzmöbel an. „So ist eine sehr ansprechende Kinderbücherei entstanden“, meint Klepsch. Im Zeitalter des Computers sei es wichtig, Kinder an die Welt des Buches heranzuführen.

Das finden auch viele Eltern, die vor Weihnachten eigens eine Online-Petition starteten, um den Leseort in ihrer Nachbarschaft zu retten. Vielen ist der Weg in die Innenstadt zur Hauptbücherei am Forumpark zu weit. Anke Klepsch hat in Paffrath schon nach Räumen gesucht, um ihr Angebot fortsetzen zu können. „Doch leider hatte ich keinen Erfolg.“ Sie will aber nicht aufgeben: „Es wäre doch eine Sünde, wenn die Bücher auf meinem Dachboden ungelesen verstauben würden.“

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