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Schwierige FinanzierungWie die Stadt das Zanders-Grundstück kaufen will

Lesezeit 3 Minuten
Das riesige Zanders-Areal beherrscht die Innenstadt und soll entwickelt werden.

Das riesige Zanders-Areal beherrscht die Innenstadt und soll entwickelt werden.

  • Die Stadt Bergisch Gladbach will Eigentümer des kompletten Zanders-Grundstückes werden.
  • Am kommenden Dienstag soll der Rat dem Kauf zustimmen.
  • Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.

Bergisch Gladbach – In einer Info-Veranstaltung am vergangenen Donnerstag wurden die Ratsmitglieder über den Vertrag informiert. Wenn dann auch der Gläubigerausschuss von Zanders Anfang der Woche zustimmt, ist der Handel perfekt: Ein riesiges, rund 36 Hektar großes zentrales Industriegelände wäre dann komplett im Besitz der Stadt. Es stellen sich etliche Fragen rund um diesen Grundstückskauf.

Wie wird die Stadt den Kauf finanzieren?

Nach der reinen Lehre ist dieses Geschäft für die Stadt eigentlich nicht zu machen. Gladbach ist hoch verschuldet, arbeitet mit einem Haushaltssicherungskonzept, das strenge Regeln für die Kreditaufnahme vorsieht. Allerdings ist es der Stadt offensichtlich gelungen, die oberste Aufsichtsbehörde, die Bezirksregierung, zu überzeugen, dass dieser Kauf außerhalb des Kreditdeckels genehmigt wird.

Auf welcher Rechtsgrundlage?

Dazu heißt es offiziell aus dem Rathaus, dass man sich in konstruktiven Gesprächen mit Kreis und Bezirksregierung befinde.

Über wie viel Geld reden wir eigentlich?

Über den Kaufpreis ist striktes Stillschweigen vereinbart worden. Aber es handelt sich mit Sicherheit um einen zweistelligen Millionenbetrag.

Wer hat den Kaufpreis verhandelt?

Für Zanders der Insolvenzverwalter Marc d’Avoin. Aber das letzte Wort haben die Gläubiger. Allen voran der Pensionssicherungsfonds und die Arbeitnehmerschaft.

Gibt es von dort auch schon Signale?

Nein. Interessant wird sein, wie die Arbeitnehmer, vertreten durch den Betriebsrat, reagieren. Das Grundstück galt als eine Art Faustpfand , für die bislang nicht gezahlten Überstunden.

Wie kann die Stadt Eigentümerin eines Grundstückes werden, auf dem noch eine Papierfabrik steht?

Die Firma Zanders wird dann zum Mieter. Wer sich jetzt auch immer für die Fabrik interessiert, dem geht es ausschließlich um den Produktionsstandort. Die Stadt hat mit dem Kauf jeder Immobilien-Spekulation einen Riegel vorgeschoben. Und es ist ja offensichtlich so, dass durch den Kauf Geld ins Werk fließt und die Fortführung der Produktion für eine weitere Zeit gesichert ist.

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Das hört sich für Zanders wie ein Spiel auf Zeit an?

Ist es auch. Das Unternehmen braucht einen Sanierungsplan und einen Investor. Beides fällt nicht vom Himmel.

Wenn die Sanierung tatsächlich gelingt, hat die Stadt ein Grundstück mit Papierfabrik und drumherum gehört ihr auch noch das Gelände. Was passiert denn dann?

Das ist eine sehr gute Frage. Um ein produzierendes Werk herum Flächen zu entwickeln, ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Die Regionale 2025 will dabei helfen. Aber wie ist noch unklar.

Ist für die Entwicklung des gesamten Areals eine Liquidierung von Zanders nicht die beste aller Perspektiven?

Das ist eine sehr böse Frage. Offen bejaht die niemand. Bürgermeister Lutz Urbach erklärt immer wieder, dass es um die Standortsicherung gehe. Aber es liegt auf der Hand, dass die Entwicklung einer Gesamtfläche viel einfacher wäre. Aber bei Zanders arbeiten rund 500 Menschen, verdienen dort ihren Lebensunterhalt. Und Zanders gehört für viele einfach zur Stadt. Ohne das Werk gäbe es die Stadt nicht. Da sind viele Emotionen unterwegs.

Wer ist denn im Rat gegen den Kauf?

Das bleibt natürlich abzuwarten. Auf der Info-Veranstaltung wurde der Kauf fast schon euphorisch begrüßt, so berichten es jedenfalls Ratsherren. Aber natürlich gibt es auch kritische Stimmen, die die Risiken betonen.

Als da wären?

Die Stadt wird zum stolzen Besitzer einer riesigen Industriebrache. Es gibt Gutachten über die Bodenbelastungen, aber dennoch sind teure Überraschungen jederzeit möglich. In diesem schlimmsten Fall hätte die Stadt Millionen ausgegeben für Flächen, die sich wirtschaftlich gar nicht nutzen lassen.

Das kann doch Gladbach niemals alleine stemmen?

Ein Blick auf die Liste der Gäste bei der Info-Veranstaltung zeigt, worauf die Hoffnungen der Stadt ruhen. Die Regierungspräsidentin Gisela Walsken war da, der Leiter der Regionale-Agentur Reimer Molitor war da, und der Landrat Stephan Santelmann war da. Insgesamt ein klares Signal: Mit dieser Immobilie lassen wir Bergisch Gladbach nicht allein.

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