Solarbetriebenes Elektro-TandemZwei Freunde reisen mit Sonnenenergie durch Europa

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Benedict Reimann und Christian Sonnenschein aus Bergisch Gladbach reisen mit ihrem selbstgebauten, solarbetriebenen Tandem-Fahrrad durch Europa.

Bergisch Gladbach – Wenn Benedict Reimann und Christian Sonnenschein aus Bergisch Gladbach mit ihrem Tandemfahrrad unterwegs sind, ziehen sie viele Blicke auf sich. Denn die beiden frisch gebackenen Abiturienten sind nicht mit einem üblichen Tandem unterwegs – was alleine schon ein eher außergewöhnliches Gefährt ist. Sie radeln auf einem solarbetriebenen Elektro-Tandemfahrrad durch Europa. Aktuell sind sie auf dem Weg von Bulgarien nach Rumänien.

Das Solar-Elekro-Tandem haben sie in monatelanger Arbeit selbstgebaut. Die Idee hatte Christian Sonnenschein. „Wir wollten nach dem Abitur nicht direkt mit dem Studium beginnen, sondern erst noch ein bisschen reisen. Die Frage war nur, wie wir uns fortbewegen“, erzählt der 19-Jährige. Sowohl auf dem 125er-Motorrad, als auch auf dem Fahrrad sind er und sein Freund Benedict gerne unterwegs und haben schon einige gemeinsame Touren gemacht.

Inspiriert durch „The Sun Trip“

Der Vorteil des Fahrrads: „Man hat ein angenehmes Reisetempo und nimmt mehr um sich herum wahr“, sagt Sonnenschein. Der Knackpunkt: „Auf Reisen hat man viel Gepäck dabei, da wird es bei bergigen Routen schnell anstrengend.“ Also doch das Motorrad? „Das war auch nicht das Richtige. Das ist das Gegenteil zum Fahrrad, man nimmt durch die Schnelligkeit und den Helm kaum etwas von der Umgebung wahr.“

Eine Kombination aus beidem musste also her. Schnell war die Idee für das Elektro-Fahrrad geboren. Und da es auf einer Europareise, bei der viel gecampt wird, nicht überall Strom zum Aufladen gibt, lag die Energiequelle quasi auch auf der Hand. Ein Solarpanel, das auf einem Anhänger befestigt ist, sorgt dafür, dass den beiden Gladbachern unterwegs nicht der Saft ausgeht. Weil der Bau so aufwendig war, entstand schließlich ein Tandem. Inspiriert wurden die beiden Freunde durch das Radrennen „The Sun Trip“, das ebenfalls mit solarbetriebenen Elektrofahrrädern stattfindet. „Davon hatten wir vorher noch nie gehört, aber das hat uns in unserem Vorhaben bestärkt“, erzählt Sonnenschein.

Aufgabenteilung auf dem Tandem

Nachdem er Benedict überredet hatte, legten die beiden mit der Planung los. Das handwerkliche Geschick hatten sie sich bereits durch vorangegangene Basteleien, unter anderem an Modellflugzeugen, angeeignet. „Das Solar-Tandemfahrrad war aufweniger, als wir gedacht hätten“, berichtet Sonnenschein.

Vor einem Jahr hatten die Planung begonnen. Erst im April dieses Jahres wurden sie fertig. Kurz darauf startete die Europareise auf dem Tandem. „Wir haben uns aufgeteilt. Der Hintermann kümmert sich um die Navigation und hält den Fahrradcomputer im Blick. Darauf können wir beispielsweise sehen, wie viel Solarstrom reinkommt, wie lange der Akku noch hält und wie viele Höhenmeter wir zurücklegen“, berichtet Reimann. Gesteuert wird das Tandem dagegen vom Vordermann.

Reise finanziert mit Arbeitseinsätzen

Von Köln aus fuhren die beiden Freunde zunächst durch Deutschland, über Mainz und Karlsruhe, bis in die Schweiz. Weiter ging es über den Alpenpass nach Genua in Italien. Von dort aus an der Küste entlang bis nach Griechenland, weiter über Nordmazedonien bis nach Bulgarien. Nun steht die letzte Etappe bis nach Rumänien an. Unterwegs mussten sich Reimann und Sonnenschein schon oft coronabedingten Einschränkungen an den Grenzen anpassen. Für die beiden Freunde aber dennoch kein Grund, ihre Reise abzubrechen, denn: „Während viele unserer Freunde ihr Studium im Lockdown begonnen haben und fast nur in ihrem Zimmer sitzen konnten ohne soziale Kontakte, hatten wir wenigstens etwas Freiheit“, meint Sonnenschein.

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Ihre Reise finanzieren sie sich unterwegs bei diversen Arbeitseinsätzen. Über die Handy-App „Workaway“, nehmen sie Kontakt zu Menschen auf und bieten ihren Arbeitseinsatz gegen Kost und Logis an. „Wir bieten das an, was wir gerne machen und auch gut können“, berichtet Benedict Reimann – also handwerkliche Arbeit. So halfen sie beispielsweise Gastgeber Jan in der Schweiz dabei, seinen VW-Bus zum Campervan umzubauen. Im griechischen Ioannina arbeiteten sie in einer öffentlichen Werkstatt für Einheimische und geflüchtete Menschen.

Das Tandem hat seinen Job bisher gut gemacht. Einige Reparaturen ließen sich auf der langen Reise jedoch nicht vermeiden. „Zweimal ist uns schon das Hinterrad gebrochen und wir mussten es neu einspeichen“, berichtet Reimann.

Ende August wollen die beiden wieder nach Bergisch Gladbach zurückkehren. Die zurückgelegte Strecke möchten sie auch zurückradeln. Bald soll dann das Maschinenbaustudium in Aachen starten – in getrennten WG’s. „Alles müssen wir nicht miteinander teilen“, meinen die beiden und lachen.

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