Stadt überprüft ErgebnisseBetriebsfortführung von Zanders wird wahrscheinlicher

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Konnte nicht ahnen, wie sich seine Papierfabrik entwickelt: Eine Büste auf dem Firmengelände erinnert an Carl Richard Zanders.

Konnte nicht ahnen, wie sich seine Papierfabrik entwickelt: Eine Büste auf dem Firmengelände erinnert an Carl Richard Zanders.

Bergisch Gladbach – Für Zanders gibt es ein weiteres Endspiel: Bis Ende des Jahres muss ein neuer Pachtvertrag mit der Stadt geschlossen werden – wenn nicht, bedeutet dies das Ende der Produktion. Hinter den Kulissen wird heftig gerungen. Nach Informationen dieser Zeitung liegt nun ein Gutachten der Hamburger Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO vor, das die Fortführung der Produktion, unter bestimmten Voraussetzungen, für „überwiegend wahrscheinlich“ einstuft. Die Stadt hat bereits reagiert und ein externes Büro beauftragt, dass die Aussagen des Gutachtens überprüfen soll.

Stadt hat für Erhalt der Produktion Alles getan

Im Werk wird das Gutachten als ein Beleg für die Zukunftsfähigkeit von Zanders interpretiert. Und als wichtiges Argument und Grundlage für den Abschluss eines langfristigen Pachtvertrages mit der Stadt. Mit einem langfristigen Pachtvertrag in der Tasche und dem Gutachten werde die Papierfabrik auch wieder bei den Banken Kredite bekommen. Mit den Krediten könne in neue Produkte investiert werden. Mit neuen Produkten könne Geld verdient werden. So, oder so ähnlich, ist die Innenperspektive bei Zanders. Die Stadt hat danach den Schlüssel für den wirtschaftlichen Erfolg von Zanders in der Hand.

Die Stadt schaut von außen auf das Werk und fürchtet folgendes Szenario: Man schließt einen langfristigen Pachtvertrag mit Zanders - und Zanders zahlt nicht. Bürgermeister Lutz Urbach erklärte: „Wie ein privater Vermieter wollen auch wir sicher gehen, dass wir einen guten Mieter und unser Geld bekommen.“ Deshalb auch die beauftragte Überprüfung des BDO-Gutachtens. Urbach: „Niemand hat mehr für den Erhalt der Produktion bei Zanders getan als die Stadt. Und es ist kein Lippenbekenntnis wenn ich sage, dass ich mir eine langfristige Fortführung der Produktion wünsche. Aber ich will wissen, welches Gewicht das Gutachten hat und wie die Perspektive für Zanders ist.“

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In den politischen Arbeitskreisen wird praktisch seit dem Kauf der Zanders-Immobilien darüber diskutiert, was passiert, wenn Zanders die Pacht nicht zahlt. Soll, kann oder muss die Stadt dann der Fabrik kündigen und damit endgültig das Ende der Produktion beschließen? Für viele Ratsmitglieder ein Ding der Unmöglichkeit. Wenn diese Fabrik – die ja so etwas wie ein Gladbacher Institution ist – geschlossen wird, dann soll dies nicht durch eine Entscheidung von Gladbacher Politiker geschehen. Die Stadt will nicht zum Buh-Mann für arbeitslose Zandrianer werden.

Am 18. Dezember wird in einer Sondersitzung des Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Infrastruktur und Verkehr darüber beraten, ob ein weiterer Pachtvertrag mit Zanders geschlossen werden soll – und wenn ja, zu welchen Konditionen. Nach Informationen dieser Zeitung wird bei der Stadt bereits an den Formulierungen für einen weiteren, Pachtvertrag mit kurzer Laufzeit gearbeitet. So gewinnt man Zeit für die Überprüfung des BDO-Gutachtens und kann die weitere wirtschaftliche Entwicklung im Werk abwarten.

Fünf-Jahres-Pachtvertrag wird gewünscht

Für Zanders keine ideale Perspektive. Dort wird auf den Abschluss eines Fünf-Jahres-Pachtvertrages gedrängt. Tief sitzt bei vielen die Befürchtung, dass die Stadt das Werk im Grunde schon abgeschrieben hat. Ein langfristiger Pachtvertrag wäre auch ein Signal an alle Regionale-Projekte: Planungen, die eine Schließung des Werkes zur Grundlage haben, könnten erst einmal hinten angestellt werden.

Im Werk kommt nicht gut an, dass es eine städtische Projektgruppe für die Entwicklung des Zanders-Gelände gibt und ein Regionale-Büro auf dem Gelände. Da sind viele Planer unterwegs. Taner Durdu, der Betriebsratsvorsitzende: „Ich würde mir wünschen, dass Stadt und Land sich ebenso engagiert – mit Personal und Fördergelder - für den Erhalt von Zanders einsetzt.“ Rechtlich ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Einzelne Firmen können nicht von der öffentlichen Hand unterstützt werden – da gilt der Gleichheitsgrundsatz. Auch deshalb ist die Stadt gezwungen, den Pachtvertrag eingehend zu prüfen.

Unterstützung kommt nicht überall gut an

Auf der Info-Veranstaltung der Stadt am vergangenen Mittwoch wurden die Verhandlungen um den Pachtvertrag übrigens nur am Rande erwähnt. Das Ringen um die Zukunft von Zanders ist offensichtlich nichts für die große, öffentliche Bühne.

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