Stadthaus bleibt ZankapfelMoratorium zum Neubau-Projekt kommt erneut in die Beratung

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treppenhaus im Stadthaus

Das Treppenhaus im alten Stadthaus ist fast schon Kunst – aber insgesamt ist das Gebäude marode und soll durch einen Neubau am S-Bahnhof ersetzt werden.

  • Das Moratorium zum Neubau-Projekt sorgt in Bergisch Gladbach für Spannungen.
  • 62,6 Millionen Euro könnte das Projekt laut aktuellen Architektenplänen verschlingen.
  • In der Corona-Krise sei das nicht zu stemmen, heißt es. Eine Entscheidung fällt am 23. Juni.

Bergisch Gladbach – Die Fraktionen hoben sich ihr Pulver auf. Das mit Spannung erwartete Kräftemessen zum Stadthaus-Neubau am S-Bahnhof zwischen CDU einerseits und SPD, Grünen und FDP auf der anderen Seite wird erst am 23. Juni ausgetragen. Dann tagt der Hauptausschuss, und unter anderem soll an diesem Tag über den Abschluss des Vertrags mit dem siegreichen Planungsbüro Auer Weber Assoziierte GmbH entschieden werden.

Zweiter wichtiger Punkt wird dann die Abstimmung über ein sechsmonatiges Moratorium sein. Beantragt wird damit ein vorübergehender Planungsstopp mit Prüfung einer kostengünstigeren Bauvariante auf dem Zanders-Gelände. In Corona-Zeiten seien die ambitionierten Architektenpläne mit momentanen Kosten von 62,6 Millionen Euro nicht stemmbar, argumentiert die Dreierrunde und bringt einen „Zweckbau“ für die Beamtenschaft ins Spiel. 2018 waren die Neubaupläne mit 46 Millionen Euro gestartet.

Kritik an den Beratern

Wie die Würfel fallen könnten in zweieinhalb Wochen, blieb am Mittwochabend im Rat/Hauptausschuss offen. Die Fraktionen zeigten ihre Reihen fest geschlossen. Abweichler waren nicht auszumachen. Einigkeit herrschte lediglich darin, über das Moratorium am 23. Juni zu beraten. „Unser Antrag ist alles andere als ein Wahlkampfmanöver“, wandte sich Maik Außendorf als Vertreter der Grünen allerdings deutlich gegen die Stellungnahme des Bundes der Steuerzahler. Von dort war der Dreier-Antrag in den Kontext der Kommunalwahl gesetzt worden. Dies wies Außendorf entschieden zurück. Es gehe um „das wichtigste und teuerste Projekt der Stadt“.

Der Steuerzahlerbund habe sich offenbar nicht wirklich mit dem Projekt auseinandergesetzt, kanzelte auch der Liberale Jörg Krell die Stellungnahme ab. So habe man sich die Beratung jedenfalls nicht vorgestellt. Die Berater seien nicht tief genug in der Materie. Im Vorfeld hatte die Verwaltung mitgeteilt, dass durch den Architektenwettbewerb bislang rund 450 000 Euro an Kosten angefallen seien. Was ein Moratorium an Kosten verursachen würde, soll bis zur nächsten Sitzung aufbereitet werden.

Homeoffice spielt eine Rolle

Von Seiten der CDU-Fraktion brachte Fraktionsvize und Bürgermeisterkandidat Christian Buchen das Thema Homeoffice auf. Hier wollen die Christdemokraten offenbar einen möglichen Kostenspar-Hebel ansetzen. „Wie viele Arbeitsplätze brauchen wir für die Zukunft?“, fragte Buchen, in Corona-Zeiten eine fast rhetorische Frage.

Bislang sollen in dem Neubau, der auf der Industriegleis-Brache am S-Bahnhof entstehen soll, 440 städtische Mitarbeiter ihre Büros erhalten. Seit der Coronavirus grassiert, hat sich arbeitstechnisch aber vieles verändert. In vielen Unternehmen wird von daheim gearbeitet. Bis zur Sitzung am 23. Juni bitte er um eine ausführliche Stellungnahme der Verwaltung, sagte Buchen. Möglicherweise habe der Trend Homeoffice positive Auswirkungen auf die Baukosten.

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Wie sich die verbleibenden Fraktionen Mitterechts und Linke mit Bürgerpartei GL bei einer Abstimmung entscheiden, blieb in der Sitzung offen. Der Mitterechts-Vertreter äußerte sich nicht, vom Linken/BP-Fraktionsvorsitzenden Thomas Klein kam die Aussage, ein Moratorium käme seiner Fraktion entgegen. Man halte den Standort am Bahnhof für nicht den richtigen. Weil CDU mit Bürgermeister Lutz Urbach und SPD, Grüne und FDP ein Patt bei den Stimmen bilden, könnten die Kleinfraktionen entscheidend werden.

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