Steigende EnergiepreiseWohnungsgesellschaft rechnet in Rhein-Berg mit höheren Mieten

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Sechs Häuser mit 99 Wohnungen hat die Siedlungsgesellschaft im Gladbacher Stadtteil Hand gebaut. 

Bergisch Gladbach – Die steigenden Heizkosten und damit die höhere monatliche Mietbelastung bringt viele Menschen um ihren Schlaf. Wenn nun auch noch Vermieter die Nettokaltmiete erhöhen, wird es für zahlreiche private Haushalte finanziell sehr eng. „Die Mieten unserer Wohnungen haben wir in den vergangenen drei Jahren nicht erhöht. Irgendwann werden wir sie aber anpassen müssen“, prognostiziert Sabine Merschjohann, Geschäftsführerin der Rheinisch-Bergischen Siedlungsgesellschaft (RBS).

Wie und wann sich der Mietzins bei der RBS ändern wird, sei im Moment nicht abzusehen. Die Mieten sollen für die Menschen bezahlbar bleiben. Dies sei Ziel und Auftrag der Siedlungsgesellschaft, die ihren Sitz in Bergisch Gladbach hat. 2069 Wohnungen bewirtschaftet das Unternehmen im Rheinisch-Bergischen Kreis. „Wir liegen mit einer durchschnittlichen Nettokaltmiete von 8,50 bis 9,50 Euro pro Quadratmeter bis zu 20 Prozent unter dem hiesigen Mietspiegel“, betont Sabine Merschjohann. Und das seien Mietpreise für Neubauwohnungen ohne öffentliche Förderung, wie beispielsweise am Hexenweg in der Märchensiedlung.

Baukosten nicht kalkulierbar

Doch mit steigenden Kosten, ob für Energie, Handwerkerleistungen oder Versicherungen, muss auch die RBS rechnen. Das mache dem Unternehmen große Sorge. „Eine Situation wie jetzt, mit Inflation, Energiekrise, Lieferschwierigkeiten für Waren und völlig ausgebuchten Handwerksbetrieben, hatten wir noch nie“, sagt Sabine Merschjohann. Deshalb agiere die RBS-Chefin sehr vorsichtig. Neue Projekte liegen zum Teil wegen unkalkulierbarer Baukosten schon länger auf Eis. „Kein Betrieb macht in der momentanen Lage für zwei Jahre die Baupreise fest“, erklärt die Geschäftsführerin.

Bei der Anpassung der Nettomiete und der Betriebskosten bewegte sich die RBS nach eigenen Angaben in den vergangenen drei Jahren im Cent-Bereich: 2019 betrug die Kaltmiete pro Quadratmeter Wohnfläche durchschnittlich 6,34 Euro. Die Betriebskosten lagen bei 2,52 Euro – zusammen also 8,86 Euro. Im Jahr 2020 blieb der Durchschnittsbetrag mit 8,85 Euro fast gleich.

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Am Hexenweg in der Gladbacher Märchensiedlung sind bereits zahlreiche neue Wohnungen bezogen.

Merschjohann: „Dies resultiert in erster Linie aus höheren Mieten bei neuen Verträgen nach einem Mieterwechsel.“ Im Jahr 2021 liegt die durchschnittliche Kaltmiete mit Betriebskosten bei 9,07 Euro. Deutlich höhere Beträge werden zum Vergleich laut aktuellem Mietspiegel für Bergisch Gladbach und Umgebung aufgerufen: 9,40 bis 11,60 Euro pro Quadratmeter ab Baujahr 2018 in mittlerer Lage.

184 Wohnungen wurden im Jahr 2021 fertiggestellt

Mit der Geschäftsentwicklung im Jahr 2021 ist die Gesellschaft zufrieden. Mehr als zwölf Millionen Euro sind in den Neubau von Wohnungen investiert worden, nennt Sabine Merschjohann Zahlen aus dem im Sommer veröffentlichten Geschäftsbericht für 2021. „Daher resultiert die Ertragssteigerung fast ausschließlich aus der Fertigstellung von 184 Neubauwohnungen im vergangenen Jahr.“

Geförderte Wohnungen

Die Details

Für die Mieten im öffentlich geförderten Wohnungsbau ist der aktuelle Verbraucherpreisindex relevant. Auch für diese Wohnungen gab es nach Angaben von RBS-Chefin Sabine Merschjohann in den vergangenen drei Jahren sehr geringe Erhöhungen „im Cent-Bereich“. Mit der Mietentwicklung ab Januar 2023 beschäftige sich aktuell die Wohnungsgesellschaft. Etwa ein Drittel des Wohnungsbestandes mit 2069 Mietwohnungen ist mit öffentlicher Förderung gebaut worden. Angesichts der hohen Inflation befürchtet Sabine Merschjohann stärkere Auswirkungen auf den Verbraucherpreisindex als bisher. Das wirke sich auf die Mieten aus – auch stärker als in den vergangenen Jahren. Daran müsse sich die RBS halten. (dr)

Etwa 80 Prozent der Neubauten hat die RBS frei finanziert, ohne Fördermittel, darunter die Wohnungen an der Handstraße in Bergisch Gladbach. Weiterhin sucht die Wohnungsgesellschaft nach geeigneten Grundstücken, um neue Wohnhäuser zu bauen. Doch angesichts der Preissteigerungen steht das Unternehmen bei anstehenden Projekten mitunter auch auf der Bremse.

Nach dem Abbruch der alten Wohnhäuser am Hexenweg werde die Bebauung weiter vorbereitet, so Sabine Merschjohann. „Das Bauvorhaben an der Kolpingstraße in Bergisch Gladbach ruht zurzeit. Dort sind drei Wohnhäuser mit 32 Wohnungen geplant.“

Das Projekt an der Hauptstraße 310 kann wegen der Klage einer Nachbarin vor dem Verwaltungsgericht vorerst nicht realisiert werden. Auch die für dieses Jahr vorgesehenen Arbeiten am Mehrgenerationenhaus in Refrath verzögern sich.

Die Kölner Immobiliengesellschaft GAG hat kürzlich ihren Mietern geplante Mieterhöhungen von teilweise mehr als neun Prozent verkündet. Ohne diesen Vorgang bewerten zu wollen, erklärt Sabine Merschjohann zu möglichen Mietpreisanpassungen: „Bei der RBS gibt es keine pauschalen Erhöhungen. Da die Gebäude sehr unterschiedlich sind in Baujahr und Ausstattung, prüfen wir jedes Haus einzeln.“

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