Tag der offenen MoscheeMuslimische Gemeinde in Gladbach lud zum Begegnungsfest

Lesezeit 4 Minuten
RB Tag der offenen Moschee

Tag der offenen Moschee in Bergisch Gladbach.

Bergisch Gladbach – Der Tag der deutschen Einheit ist ein Tag für die Verbundenheit und Gemeinsamkeiten von Ost- und Westdeutschland. Seit 1997 nutzen muslimische Gemeinden den Tag als „Tag der offenen Moschee“, um über ihre Religion zu informieren und die Verbundenheit des Islams mit Deutschland zu betonen. So lud auch am Montag die Gemeinde der Yeni Camii Moschee am Refrather Weg wieder alle Interessierte zu sich ein. Parallel zum „Tag der offenen Moschee“ veranstalte die Gemeinde über das gesamte Wochenende ein Freundschaftsfest, bei welchem vor der Moschee frische Speisen und Tee angeboten wurden.

Dieses Jahr stand der Tag unter dem Motto „knappe Ressourcen – große Verantwortung“. Bei heißem Çay und selbstgemachten Baklava erzählte Lokman Aksu, Zuständiger für die Öffentlichkeitsarbeit der Gemeinde, dass sich auch die Moschee auf den Winter vorbereite und die Heizung beispielsweise noch nicht eingeschaltet sei.

Anweisungen für nachhaltiges Leben im Koran

Aber nicht nur die Energiekrise ist verantwortlich für einen bewussten Umgang mit den Ressourcen. Auch im Koran finden sich Anweisungen für ein nachhaltiges Leben. So etwa in der siebten Sure „Al-A“raf“ Abschnitt 31. Imam Namik Akgün rezitierte die Sure und übersetzte: „Esst und trinkt, aber verschwendet nicht. Allah mag diejenigen nicht, die verschwenden.“ Im Grunde genommen sei jedoch alles gemeint, erklärte er. Essen und Trinken sei nur ein Synonym für den gesamten Bedarf des Menschen,

„Beispielsweise auch Elektrizität“, so Aksu. Neben den Suren im Koran gibt es im Islam weitere Schriften, die Hadith. Dabei handele es sich um Handlungen und Empfehlungen des Propheten Mohammeds, erklärte der Imam. In einer hieße es: „derjenige der spart, bekommt Reichtum. Derjenige der verschwendet, erfährt Armut.“

Gladbach: Online-Vortrag zum Energiesparen

Passend zum Inhalt der religiösen Schriften hielt Lokman Aksu am Montag um 17 Uhr einen Online-Vortrag zum Thema Energiesparen. Aksu, der beruflich in der Entwicklung von regenerativen Energien tätig ist, hoffe so die Gemeinde für das Thema zu sensibilisieren. Stolz erklärte er, dass die Moschee ihren Energiebedarf für warmes Wasser zu 60 Prozent über eigene Solar-Energie decken könne. Der Heizungsbedarf sei zwischen 20 und 30 Prozent gedeckt. Den Ausblick auf den Winter bewerte er optimistisch: „wir müssen zusehen, dass es klappt!“

Neben Informationen zu einem nachhaltigen Umgang mit begrenzten Ressourcen ist der „Tag der offenen Moschee“ ein Tag der Begegnung. Lokamn Aksu führte interessierte Besucher durch die Moschee. Am Eingang mussten die Schuhe ausgezogen werden, die Moschee darf nur mit Socken betreten werden. „Die Moschee muss rein sein, da sich Allah hier den Gläubigen offenbart“, erklärte Aksu. Außerdem berühren die betenden Muslime den Gebetsteppich mit ihren Händen und dem Gesicht.

Prachtvoll geschmückter Gebetsraum

Der Gebetsraum ist bunt und prachtvoll geschmückt. Von den Decken hängen große Kristall-Kronleuchter und die Wände sind mit bunten Mustern bemalt. Der gesamte Raum ist mit weichem roten Teppich ausgelegt. Es gitb auch eine Kanzel: „Von hier spricht der Imam über tagesaktuelle Themen.“ An der Raumseite, die nach Mekka gerichtet ist, fnidet sich eine Gebetsnische. Diese dient den Muslimen als Orientierung.

Während zu Beginn der Führung in den Gebetsraum Jungen in der Koran-Schule Benimmregeln lernten, wurde später zum Gebet gerufen. Melodisch ruft ein Jugendlicher die festgelegten Worte im Gebetsraum und beginnt: „Allāhu akbar.“ Allah ist groß.

Besucher kamen auch aus Troisdorf

Neugierig aber respektvoll beobachteten die Besucher das Gebetsrituale der Muslime, bei dem sie wiederholt auf dem Boden niederknien und wieder aufstehen. Auch wenn in Moscheen Männer und Frauen getrennt beten durften weibliche Besucher im Raum bleiben und das Gebetsritual kennenlernen.

„Hoch interessant“, kommentiert eine begeisterte Besucherin. Sie und ihr Mann hätten vom „Tag der offenen Moschee“ im Radio erfahren und entschieden: „dann schauen wir uns das mal an.“ Ihnen wäre vorher nicht bewusst gewesen, dass die Kinder in der Koran-Schule zuerst Arabisch lernen mussten. Sie hätten gedacht, dass es auf Deutsch stattfinde. Manche Besucher haben den ganzen Weg aus Troisdorf auf sich genommen, um ihrem muslimischen Arbeitskollegen eine Freude zu machen: „der Tag passt ja zum dritten Oktober.“ Jedoch hätte es zuerst diesen Kontakt gebraucht, um eine Moschee zu besuchen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ein Anwohner entschied sich passend zum parallel laufenden Freundschaftsfest die Moschee zu besuchen: „es ist ähnlich beruhigend, wie meine evangelische Kirche. Man kommt runter.“ Aksu betonte zum Schluss, dass die Tür nicht nur am „Tag der offenen Moschee“, sondern immer für nicht-Muslime offenstehe, um die Religion und die Menschen kennenzulernen.

KStA abonnieren