Abo

Trotz PandemieEs gilt das Prinzip Hoffnung für das neue Schuljahr in Rhein-Berg

Lesezeit 4 Minuten
Neuer Inhalt

Viele Schüler und Lehrer rechnen damit, dass es im neuen Schuljahr wieder eine Maskenpflicht gibt.

Rhein-Berg – Endlich! Das Schuljahr ist zu Ende – wieder ein Corona-Schuljahr unter Ausnahmebedingungen. Alle sind jetzt froh über die Ferien, trotzdem diskutieren Schüler und Lehrer schon darüber, wie das kommende Schuljahr ablaufen wird – insbesondere wegen der aktuell hohen Inzidenzen.

Seit April können Schüler und Lehrer wieder ganz normal zur Schule gehen, ohne Masken und Tests. „Es ist ein schönes Gefühl, wieder Normalität zu erleben“, sagt Sophie Brombach (13) von der Johannes-Gutenberg-Realschule in Bensberg. Nicht nur mit Masken und Abstand im Unterricht und dann schnell wieder nach Hause: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich mal sage, dass Schule so schön sein kann.“

Dann lieber wieder eine Maskenpflicht

„Der Kontakt fehlt“, findet auch Mitschülerin Sophie Peukert. Sie glaube zwar nicht, dass verpasste Inhalte sich auf ihr Zeugnis ausgewirkt haben. Aber die Ungewissheit in der Corona-Zeit sei bei ihr trotzdem noch groß. Die 13-Jährige erinnert sich oft daran , wie am Anfang der Pandemie ihre ganze Familie an Corona erkrankt war. Im Unterricht lässt sie die Maske deshalb meistens lieber freiwillig an. Wenn die beiden Mädchen an das nächste Schuljahr denken, sorgen sie sich ein bisschen. Die Normalität wieder zurückzudrehen, das können sie sich nicht vorstellen: „Dann lieber wieder Maskenpflicht einführen“, finden beide.

„Wir hatten zum Glück keinen Lockdown mehr“, sagt Adrian Geiss, erfolgreicher Abiturient am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium Rösrath. So sei das Schuljahr weniger schwierig gewesen als die vorigen. Auch die online verfügbaren Materialien und Kommunikationswege seien „sehr praktisch“ gewesen, das Gymnasium habe die digitalen Möglichkeiten ausgebaut. Als größte Schwierigkeit empfand er die lange geltende Maskenpflicht: „Die ganze Zeit die Maske zu tragen, ist bei Klausuren schon anstrengend.“

Auch der zehnjährige Jannis Schrader, der nun sein erstes Schuljahr am Rösrather Gymnasium hinter sich hat, hat das so empfunden. „Es ist total hitzig und schwitzig“, sagt er. Zu Beginn des Schuljahrs, als sich viele Kinder in der fünften Klasse noch nicht kannten, hätten die Masken auch das Kennenlernen erschwert – da konnten die Mädchen und Jungen den Gesichtsausdruck der anderen nur eingeschränkt wahrnehmen. Angetan ist er auch von den digitalen Kommunikationswegen, die es an der Grundschule nicht gab.

Lernen, mit dem Virus umzugehen

Schülersprecherin Janica Sohn (17) sagt, die Arbeit der Schülervertretung sei erschwert gewesen, weil Veranstaltungen wie die Karnevalsfeier des Gymnasiums ausfielen. Sie nennt aber erfolgreiche Aktivitäten wie die Nikolaus-Aktion für einen guten Zweck, die diesmal dem von der Flut betroffenen Kinderschutzbund zugute kam: „Wir haben versucht, das Beste aus der Situation zu machen.“

Nicht nur die Schüler wünschen sich weiter einen normalen Betrieb und gute Konzepte für den Herbst. „Es ist ja nicht so, als wäre alles vorbei, nur weil alle wieder zur Schule gehen können“, sagt Monika Klatt, Schulleiterin der Johannes-Gutenberg-Realschule. Aber sie befürchtet trotzdem nicht, dass der ganze Stress wieder losgeht mit Homeschooling und Arbeitsblättern: „Wir müssen lernen, mit dem Virus umzugehen.“ Ihre Schule habe in den letzten beiden Jahren alle Szenarien zwischen Präsenz- und Distanzunterricht durchgespielt. „Wir sind auf den Herbst gut vorbereitet“, betont Klatt. Eine Lehrerin hat die Aufgabe übernommen, sich online um erkrankte Schüler zu kümmern. Es gibt Extralernzeiten in der Schule mit ehemaligen Lehrern und Studenten. Bildungsgutscheine wurden verteilt, eine Schulsozialarbeiterin bewilligt, zählt Klatt auf.

„Corona hat uns immer wieder überrascht“, ist Dettlef Rockenberg, Bergisch Gladbacher Fachbereichsleiter für Bildung und Schule, nicht so richtig entspannt: „Ich bin mir nicht sicher, ob das nächste Schuljahr ganz normal verläuft.“ Positiv sei, dass der Aufbau digitaler Strukturen ins Laufen gekommen sei. „Ohne Corona wäre das nicht in dieser Schnelligkeit passiert“, meint Rockenberg.

Präsenzunterricht ist für Grundschulen lebensnotwendig

„Der wiedergewonnene Präsenzunterricht ist für uns lebensnotwendig gewesen“, betont Heike Bahr-Müller, Schulleiterin der GGS Katterbach. Lesen- und Schreibenlernen gehe nur vor Ort. Dass wieder Distanzunterricht angeordnet wird, glaubt sie nicht. „Masken tragen und viel lüften“, so lässt sich ihr Kurs ins neue Schuljahr zusammenfassen. Viel werde darüber geredet, was die Grundschüler wegen Corona nicht gelernt haben. Aber so wenig darüber, was sie gelernt haben. „Uns fällt auf, dass sich die Kinder sehr flexibel, aber auch kritisch auf neue Situationen einstellen können“, sagt Bahr-Müller. Dies könnten Eigenschaften sein, die diese Generation im späteren Leben auszeichneten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Aber was würde nach dieser schwierigen Zeit konkret helfen? „Die Verzahnung von unserem Gesundheitsamt mit dem Schulministerium wäre sehr wichtig, damit es für uns zügige Ansagen gibt“, sagt Bahr-Müller. Ihre Schule habe zum Beispiel die Zirkus-Projektwoche vorgezogen, weil keiner wisse, ob das später im Jahr möglich sei. „Wenn noch etwas geht, dann bis zu den Herbstferien“, dies sei das Gefühl vieler Schulleitungen. Es vergehe keine Woche, wo sich Kinder infizierten. Zurzeit fehlten sechs Schüler.

KStA abonnieren