Tumorbehandlung nicht abbrechenOnkologen in Rhein-Berg arbeiten wie gewohnt

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Kittel eines Arztes (Symbolbild)

Kittel eines Arztes (Symbolbild)

Bergisch Gladbach – Den Medizinern des Tumorzentrums Rhein-Berg bereitet die Angst von Menschen mit einer Tumorerkrankung derzeit große Sorgen. „Sie fürchten, dass diese ihre regelmäßig notwendigen Behandlungstermine nicht wahrnehmen – aus Angst, sie könnten sich mit dem Corona-Virus anstecken oder Covid-19-Erkrankte würden bevorzugt behandelt,“ berichtet Beatrice Tomasetti, Sprecherin des Zentrums.

Dr. David Bórquez, niedergelassener Onkologe am EVK, warnt davor, die eine Erkrankung gegen die andere auszuspielen und hier eine Gewichtung vorzunehmen. „Tatsache ist, dass die Krebsvorsorge im Frühjahr während des ersten Lockdowns massiv zurückgegangen ist, das aber fatale Folgen haben kann – erst recht wenn Frühwarnzeichen einer möglichen Krebserkrankung monatelang verschleppt, Symptome ignoriert und unverkennbare Anzeichen für einen Tumor erst in einem späteren Stadium erkannt werden.“

„Wir sind für unsere Patientinnen und Patienten genauso da wie sonst auch und fahren das volle Programm – ohne Abstriche“, versichert Dr. Horst-Dieter Weinhold, Vorsitzender des Tumorzentrums und Strahlentherapeut mit Praxisstandorten am Evangelischen Krankenhaus und am Vinzenz Pallotti Hospital. Auch Dr. Dirk Hennesser, niedergelassener Onkologe in Bensberg, argumentiert: „Niemand sollte etwas verpassen.

Vermeidung von Corona oftmals wichtiger, als eigentliche Behandlung

Viele Patienten glauben, dass für sie die Vermeidung einer Ansteckung mit Corona wichtiger ist als eine Immun-, Antikörper- oder Chemotherapie gegen den Tumor. Das geht so weit, dass manche am liebsten ihre Krebstherapie abbrechen würden.“ Das Corona-Virus dürfe nicht andere schwere Erkrankungen, an denen Menschen auch sterben könnten, überlagern.

Für den stationären Bereich unterstreichen sowohl Professor Christian Rudlowski, Leiter des Interdisziplinären Brustzentrums und Gynäkologischen Krebszentrums am EVK, als auch Professor Sebastian Hoffmann, Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie an den GFO-Kliniken (Marienkrankenhaus und Vinzenz-Pallotti-Hospital), dass es trotz Corona derzeit keinerlei Einschränkungen bei wichtigen Tumoreingriffen gibt.

Personal arbeitet in vollem Umfang

„In unserem Darmzentrum kümmern wir uns zeit- und sachgerecht“, so Hoffmann. Alle Sprechstundenkapazitäten würden aufrecht erhalten. Und auch was Diagnostik und Therapie angehe, arbeite das gesamte Personal in vollem Umfang. Das gelte auch für die Operateure. Jeder sollte die angebotenen Vorsorgeuntersuchungen wie zum Beispiel eine Darmspiegelung wahrnehmen.

Seit es diese Screenings gebe, könnten gutartige Vorstufen wie Polypen rechtzeitig erkannt und endoskopisch entfernt werden, und die Fallzahlen von Darmkrebs seien deutlich zurückgegangen. „Denn je früher ein Krebs erkannt wird, desto besser behandelbar ist er.“

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Ähnlich argumentier Rudlowski: „Auf keinen Fall sollten eine Mammografie oder eine gynäkologische Krebsvorsorge versäumt werden. Und bei Verdacht auf Brustkrebs können alle notwendigen Untersuchungen am selben Tag durchgeführt werden“, betont der Chef-Gynäkologe des EVK.

Selbst interdisziplinäre Tumorkonferenzen finden statt – per Video. Immer wieder weisen die Kliniken zudem darauf hin, dass die Ansteckungsgefahr aufgrund umfangreicher Hygienemaßnahmen auf ein Minimum reduziert sei.

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