Ukraine-KriegGladbacher Schüler setzen ein Zeichen für den Frieden

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Schüler am Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium in Bergisch Gladbach solidarisieren sich mit den Menschen in der Ukraine.

Bergisch Gladbach – Der unerbittliche Krieg in der Ukraine beschäftigt die Schülerinnen und Schülern in der Stadt sehr. Die Bilder im Fernsehen von zerbombten Häusern, von Menschen, die Schutz in U-Bahn-Schächten suchen, lassen sie nicht los. Das Schulzentrum Herkenrath mit Realschule und Gymnasium sowie das Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium haben am Freitag eindringliche, sichtbare Zeichen gesetzt: Sie wollen keinen Krieg, sondern eine friedliche Lösung des Russland-Ukraine-Konflikts.

Auf dem Hof vor dem Schulgebäude in Herkenrath zeigen weiße Markierungen an, wo sich die Schüler aufstellen sollen. Um 9. 50 Uhr stehen alle auf ihrem Platz: Insgesamt 1300 Schüler von Realschule und Gymnasium halten blaue und gelbe Papptafeln hoch, um die ukrainische Flagge nachzubilden.

Beeindruckendes Bild, das Zusammenhalt ausdrückt

Mittendrin bilden die Abiturienten mit weißen Tafeln das Peace-Zeichen ab: Ein beeindruckendes Bild, das Zusammenhalt ausdrückt. Und eine klare Haltung: „Unsere Forderung an Präsident Putin ist: Beenden Sie diesen unsinnigen, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg und das Leid der Ukrainer“ sagt Vito Banach, Schülersprecher des Gymnasiums, in seiner kurzen Ansprache. Olga Lazaridou von der Schülervertretung der Realschule betont: „Wir treten ein für ein freies, weltoffenes Europa.“

Die Schülerinnen und Schüler halten inne. Auf dem Schulhof wird es ganz still. Für eine Schweigeminute, in der sie der ukrainischen und russischen Opfer von Putins Krieg gedenken. Oberstufenschülerin Angelina Sfragara sagt später: „Ich hatte eine Gänsehaut.“ Simon Cabalo, ebenfalls Schülersprecher des Gymnasiums, berichtet: „Wir konnten nicht einfach zum Alltag übergehen.“ Die Protest-Aktion haben die SVs an den Karnevalstagen organisiert – obwohl ab Dienstag Vorabi-Klausuren geschrieben werden.

400 Menschen demonstrieren in Overath

Überraschte Pfarrgemeinderäte

 Die Pfarrgemeinderäte von evangelischer und katholischer Kirche in Overath sind selbst überrascht und mehr als erfreut: Mit nur zwei Tagen Vorlaufzeit haben sie zu einer Kundgebung und Friedensdemonstration auf dem Bahnhofsplatz in Overath aufgerufen, und rund 400 Menschen folgen dem Appell und versammeln sich am Donnerstagabend mit Plakaten, Fahnen und Spruchbändern, um ihre Solidarität mit der überfallenen Ukraine kundzutun. „Stop war“ ist auf vielen Schildern zu lesen, oder „Peace to Ukraine“. Viele junge Menschen stehen auf dem Bahnhofsplatz, denn auch in den Overather Schulen ist der Aufruf zur Demo verteilt worden.

Maja Lehmann, eine jüngere Teilnehmerin, sagt: „Ich will Mitgefühl zeigen, den Menschen zeigen, dass wir da sind.“ Der neben ihr stehende Maximilian Krause ergänzt: „Es geht einfach um Solidarität.“ In der Mitte des Bahnhofsplatzes gibt es kurze, improvisierte Ansprachen von Mitorganisator Hans Schlömer und Pfarrer Karl-Ulrich Büscher, die die russische Aggression gegenüber der Ukraine scharf verurteilen und dazu aufrufen, ukrainische Flüchtlinge willkommen zu heißen und tatkräftig zu unterstützen. Kaplan Kaplan Andrzej Bednarz sagt, er sei Pole, habe in Köln-Chorweiler mit 120 Nationen gearbeitet und sein Bruder habe eine ukrainische Frau: „Ich bete für die Ukraine und Russland.“ (jer)

Sorge um Verwandte in Kiew und Odessa

Mit Friedens-Plakaten, Kleidung und Haarbändern in Blau und Gelb drücken die 850 Schüler des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium (DBG) ihre Solidarität mit der Ukraine aus – auch musikalisch. Zur ukrainischen Nationalhymne wird die blau-gelbe Fahne gehisst, das Bonhoeffer-Lied „Von guten Mächten wunderbar getragen“ gesungen. Mitten ins Herz treffen die Berichte der Schülerinnen Anastasia und Angelina. Beide Mädchen haben Verwandte im Kriegsgebiet.

Vor so vielen Menschen über ihre Ängste zu sprechen, erfordert viel Mut: „Vor drei Tagen sind meine Großeltern aus Odessa endlich hier angekommen“, erzählt Anastasia. An der Grenze haben sie noch eine Explosion überlebt. „Es tut weh, den Schock des Erlebten in den Augen meiner Oma zu sehen“, sagt Anastasia. Sie ist den Tränen nahe.

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Angelinas Oma und Uroma leben in einem alten, nicht bombensicheren Hochhaus in Kiew. „Aber sie kommen von dort nicht weg.“ Groß sei die Angst um sie: „Aber eure Empathie bedeutet uns sehr viel.“ Mittendrin unter den Schülern steht auch ein 17-Jähriger. Er ist mit seiner Mutter aus der Ukraine geflüchtet und hatte gestern seinen ersten Tag am DBG. Der Vater musste in den Krieg ziehen.

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