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Vertrag verlängertProduktion bei Papierfabrik Zanders läuft wieder

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Im Werk laufen die Papiermaschinen – über mangelnde Nachfrage kann Zanders nicht klagen.

Im Werk laufen die Papiermaschinen – über mangelnde Nachfrage kann Zanders nicht klagen.

  • Kurzes Aufatmen für die krisengeplagte Papierfabrik Zanders.
  • Der Mietvertrag zwischen Stadt und Zanders wurde um drei Monate verlängert.
  • Wie es danach mit der Papierfabrik weitergehen kann. Eine Bestandsaufnahme.

Bergisch Gladbach – Der 30. Juni war so etwas wie Schicksalstermin für die Papierfabrik Zanders. An diesem Tag läuft der Mietvertrag mit der Stadt Bergisch Gladbach aus. Das drohende Ende für Zanders ist aber abgewendet worden. Nach Informationen dieser Zeitung gibt es eine Verlängerung um drei Monate. Zeit, die insbesondere für Verhandlungen am eingesetzten Runden Tisch genutzt werden soll. Aber auch Gläubigerkonferenz und Betriebsrat tagen in den nächsten Tagen.

Eine ganz Reihe von Schwierigkeiten

Der Runde Tisch war vom Betriebsrat initiiert worden. Unter der Leitung des ehemaligen NRW-Innenminister Ingo Wolf (FDP) sollen alle Beteiligten (der neue Eigentümer, die Stadt, der Betriebsrat, die großen Gläubiger) nach Lösungen für die Papierfabrik suchen. So gibt es eine ganze Reihe von Schwierigkeiten. Es sind vor allem drei Themenblöcke die diskutiert werden.

Papierindustrie im Umbruch

Zanders Kampf um die Fortführung des Betriebes findet vor dem Hintergrund einer Konsolidierung der europäischen Papierindustrie statt: Die Zahl der Unternehmen, Papierfabriken und Papiermaschinen sinkt weiter. Gleichzeitig steigt die Produktionskapazität. Allerdings ist das Massengeschäft fast komplett nach Fernost abgewandert. Zuwächse gibt es vor allem bei den Verpackungspapieren und den Kartons. Zanders versucht in der Nische der Spezialpapiere erfolgreich zu sein. Direkt Konkurrenten von Zanders sind in den vergangenen Jahren vom Markt verschwunden. Teilweise gelang es die Kunden dieser Fabriken für Zanders zu gewinnen. Im internationen Vergleich kämpft die deutsche Papierindustrie insbesondere mit den hohen Energiekosten. Die Befreiung von der EEG-Umlage wird immer wieder gefordert. (nie)

Der Mietvertrag Die Stadt Bergisch Gladbach ist Eigentümer der gesamten Zanders-Immobilie. Mit dem Insolvenzverwalter wurde ein Vertrag vereinbart, den der neue Eigentümer aber so nicht übernehmen will. Er drängt auf günstigere Konditionen. Bürgermeister Urbach argumentiert – in Absprache mit den Ratsfrakionen –, dass es keine Sonderkonditionen für Zanders geben dürfe. Eine Bevorteilung eines Privatunternehmens druch die Kommune sei gesetzlich verboten. Dementsprechen müsse ein „marktgerechter“ Mietpreis verlangt werden.

Die EEG-Umlage Unternehmen müssen bei für ihren Stromverbrauch eine Umlage zahlen. Mit dieser EEG-Umlage soll der Ausbau der regenerativen Energien gefördert werden. EtlicheGroßverbraucher wurden von dieser Umlage – Zanders nicht. Inzwischen ist das Bundeswirtschaftsministerium eingeschaltet, um eine Befreiung auch für Zanders zu erreichen.

Finanzierungsgarantie gefordert

Die Gläubiger verlangen vom neuen Eigentümer – eine skandinavische Investorengruppe rund um den Norweger Terje Haglund – handfeste Finanzierungsgarantien, bevor man selbst weiter auf Forderungen verzichtet.

Bei all diesen Problemen sind die Auftragsbücher von Zanders prall gefüllt: Die Maschinen bei der Papierfabrik laufen. Die Nachfrage läuft so sogar so gut, dass etliche gekündigte Zandrianer wieder eingestellt wurden. Der Plan des neuen Eigentümer – die Produktion mit einer drastisch gekürzten Belegschaft aufrecht erhalten zu können, geht nicht also auf.

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Was im Werk mit einem lachenden und einem weinenden Augen gesehen wird, denn die Personalkosten steigen wieder. Allerdings sind die Verträge mit den Wiedereingestellten meist auf drei Monate befristet.

Bürgermeister Lutz Urbach erklärte auf Anfrage, dass er zu den Einzelheiten der gefunden Lösungen nichts sage könne: „Wir arbeiten an einer Lösung für das Werk und ich bin als katholischer Rheinländer ja immer optimistisch.“ Betriebsratsvorsitzender Taner Durdu lobte die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Parteien vom Runden Tisch: „Alle arbeiten konstruktiv für Zanders zusammen.“ Der Moderator des Runden Tisches, Ingo Wolf, äußert sich bislang nicht zu den Verhandlungen und den Perspektiven von Zanders.

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