Was sind die Pläne für Zanders?Mutares lädt zur Hauptversammlung in München

Lesezeit 3 Minuten
In der Papierfabrik wird an einem Insolvenzplan gearbeitet. Welche Rolle Mutares in Zukunft spielen wird, ist unklar.

In der Papierfabrik wird an einem Insolvenzplan gearbeitet. Welche Rolle Mutares in Zukunft spielen wird, ist unklar.

Bergisch Gladbach/München – Am Freitag findet um 10 Uhr im Haus der Bayerischen Wirtschaft in München die Hauptversammlung der Mutares Aktiengesellschaft statt. Mutares, das ist der Eigentümer von Zanders – die Papierfabrik befindet sich im vorläufigen Insolvenzverfahren und kämpft ums wirtschaftlich Überleben. Anfragen dieser Zeitung an Mutares, die Versammlung in München vor Ort zu verfolgen, wurden negativ beschieden. „Traditionell sind unsere Hauptversammlungen nicht-öffentlich“, erklärte eine Mitarbeiterin von Mutares. Dabei gibt es in Bergisch Gladbach so viele Fragen zum Kurs der Mutter. Die drängendste lautet: Was sind die Pläne von Mutares für Zanders?

Das könnte Sie auch interessieren:

Im Werk wird diese Frage täglich gestellt. Von den rund 500 Mitarbeitern. Derzeit befindet sich der eingesetzte vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Marc d’Avoine noch in der Findungsphase. Heißt, es wird geschaut, wie das Unternehmen funktioniert. Auf der Homepage von Mutares gibt es zu Zanders eine einzige Meldung unter der Überschrift „Zanders setzt Sanierung in Eigenverwaltung fort“. Von einem Insolvenzverfahren ist dort nicht die Rede. „Ein gerichtlich überwachter Sanierungsplan soll den traditionsreichen Papierhersteller in Bergisch Gladbach von Belastungen befreien, um den Betrieb zu sicher und effizienter zu machen.“

Ein Branchenkenner, der mit Namen nicht genannt werden will, beurteilt die Situation so: „Mutares will vor und während seiner Hauptversammlung alle schlechten Nachrichten vermeiden und stattdessen die guten in den Vordergrund stellen.“ Und die guten gibt es tatsächlich: Ein Rekordumsatz und Ergebnis im Gesamtjahr 2017. Nur davon haben die Zandrianer nichts.

Homepage mit unaktuellen Infos

Die Pressemitteilung von Mutares zu Zanders war schnell überholt. Der Gläubigerausschuss, das entscheidende Gremium in einem Insolvenzverfahren, spielte bei den Mutares-Plänen nicht mit, und auch sprachlich wurden die Dinge klargestellt: Aus der „Sanierung in Eigenverwaltung“ wurde das „vorläufige Insolvenzverfahren“ mit einem eingesetzten Insolvenzverwalter. Diese Erklärung wurde nicht auf die Homepage von Mutares gesetzt. Wer sich ausschließlich dort informiert, für den befindet sich Zanders immer noch in einer „Sanierung in Eigenverwaltung“.

Dabei hat Mutares nie einen Hehl daraus gemacht, was es mit Zanders vorhat: verkaufen. 2015 kauften die Münchener die Gladbacher Papierfabrik vom finnischen Konzern Metsä, um sie – wie angekündigt wurde – zu sanieren und als gesunde Firma wieder zu verkaufen. Der gesamte Umfang der Misere von Metsä und Zanders kam scheibchenweise an die Öffentlichkeit. Inzwischen ist klar, dass Metsä über die Jahre – Metsa war von 2000 bis 2016 Zanders Eigentümer – 500 bis 700 Millionen Euro im Werk verloren hatte. Verkauft wurde die Fabrik für einen negativen Kaufpreis in Höhe von rund 40 Millionen Euro – für Metsä immer noch preiswerter als das Werk stillzulegen. Die Gewerkschaft hatte vorgerechnet, dass die Liquidierung rund 100 Millionen Euro kosten würde. Die 38 Millionen Euro sind nun aufgebraucht und Zanders braucht für eine Sanierung frisches Geld.

Im Werk wird über die Absichten von Mutares gerätselt. Noch nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens hatten die Münchener Geld an Zanders überwiesen. Taner Dudu, der Vorsitzende des Betriebsrates: „Wir hören nichts von Mutares.“ Vielleicht aber nach der Hauptversammlung der Aktionäre am Freitag. Für den Branchenexperten ist das sehr wahrscheinlich. „Nach der Versammlung können dann Dinge umgesetzt werden, die bei den Aktionären nicht so gut angekommen wären.“

KStA abonnieren