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Wasserstand im Auge behaltenZanders-Pumpen in Gladbacher Innenstadt werden abgestellt

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Tiefgarage Bergischer Löwe 030821

Befürchtet wird, dass unter anderem die Park-Tiefgarage unter dem Bürgerhaus Bergischer Löwe „nasse Füße“ bekommen könnte.

Bergisch Gladbach – Ab dem 9. August könnten einige Keller in Gladbach wieder volllaufen – ganz unabhängig davon, ob es nun regnet oder nicht. Denn über einen Zeitraum von sieben bis zehn Tagen wird die Stadt testen, wie sich das Abstellen der Zanders-Pumpen auswirkt.

Diese Tests haben einen sehr komplizierten Hintergrund. Grundsätzlich hatte die Papierfabrik nur eine Pumpgenehmigung für die Produktion. Seit dem 1. Mai produziert Zanders nicht mehr – rein rechtlich gesehen hätten die Pumpen abgestellt werden müssen. Wurden sie aber nicht, denn allen Beteiligten war klar, dass dann viele Keller in der Gladbacher Innenstadt volllaufen würden. Auch die Tiefgarage am Bergischen Löwen.

Kein Wasser mehr nötig, wenn Maschinen verkauft sind

Diese Erfahrung hatte die Stadt bereits machen müssen, als vom Werk immer rund um Weihnachten die Produktion und Pumpen heruntergefahren wurden. Angesichts der Gladbacher Bodenbeschaffenheit ist aber nicht klar, wo genau der Grundwasserspiegel fällt.

Nach der Messung von gestern liegt der Grundwasserpegel in der Innenstadt aktuell bei 3,20 Meter. Daniela Reuscher von der Stadtverwaltung wird an insgesamt 15 Messpunkten in der Innenstadt ab 9. August häufiger unterwegs sein. Die Stadt befindet sich in Verhandlungen mit der Bezirksregierung für eine Pumperlaubnis – die hatte bisher die Firma Zanders, aber nur für die Produktion. Die Produktion ist eingestellt, es gibt keine Erlaubnis mehr. 

Im Augenblick ist die Insolvenzgesellschaft aus der ersten Zanders-Insolvenz für die Pumpen verantwortlich. Zuletzt sagte Insolvenzverwalter Marc d’Avoine, dass auch im stillgelegten Werk noch Wasser gebraucht würde. Das sei notwendig, um die Maschinen zu erhalten und zu reinigen. Spätestens wenn die Maschinen verkauft sind, wird aber kein Wasser mehr benötigt.

7,5 Millionen Kubikmeter Wasser zu Hochzeit

Zanders unterhielt im Stadtgebiet mehrere Pumpen – auch in direkter Nähe zur Strundequelle bei Herrenstrunden. Zu Hochzeiten waren es 7,5 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr, die das Werk für die Produktion verbrauchte. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Wasserverbraucher pro Person und Jahr liegt bei 45 Kubikmetern Wasser. Zanders verbrauchte also mehr Wasser als 160 000 Menschen. In den vergangenen Jahren soll der Verbrauch der Fabrik aber nur noch bei drei Millionen Kubikmetern gelegen haben.

Zanders verfügte nicht nur über eine eigene Wasserversorgung, sondern auch über ein eigenes Klärwerk, in dem die riesigen Wassermengen gereinigt wurden. Auch dieses Klärwerk läuft derzeit im Notbetrieb weiter.

Anwohner sollen sich melden, sobald sie Wasser bemerken

Das Zanders-Pumpwerk in der Innenstadt wird am 9. August abgestellt. Parallel dazu hat die Stadt eine neue Pumpe an der Buchmühle installiert. Wie die Stadt mitteilt, wird dort mit unterschiedlichen Fördermengen gearbeitet, um zu sehen, wie der Grundwasserspiegel reagiert. Die Pegelstände würden laufend kontrolliert. Im Ruhrgebiet (siehe Kasten) haben sich die Verursacher der Grundwasserabsenkung, also die Kohleunternehmen, an den Kosten für die weiterlaufenden Pumpen beteiligt. Zanders kann für die „Ewigkeitsaufgabe“ des Pumpens nicht mehr herangezogen werden. Über die Höhe dieser Kosten gibt es noch keine Angaben – man weiß ja noch nicht, wie viel gepumpt werden muss.

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Um möglichst genaue und umfangreiche Erkenntnisse auch für die zuständige Bezirksregierung zu gewinnen, bittet die Stadtverwaltung, dass alle Anwohner sich unmittelbar melden, sobald bei ihnen Wasser ins Gebäude eintritt. Die Stadt hat auch mehrere eigene Messpunkte rund um die Buchmühle. Zu Beginn wird die Pumpe für einen sehr niedrigen Grundwasserspiegel sorgen. Der Spiegel wird dann langsam angehoben und das Experiment beginnt.

Die Kontaktdaten der Stadt: (02202) 14 29 32, (0178) 8450802, E-Mail: d.reuscher@stadt-gl.de

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