WeltfrauentagGladbachs Schulen für einen Tag umbenannt

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Die Schulen in Gladbach wurden zum Weltfrauentag umbenannt.

Die Schulen in Gladbach wurden zum Weltfrauentag umbenannt.

Bergisch Gladbach – Der Muttertag ist präsenter. Dass der Weltfrauentag seit 1921 regelmäßig am 8. März gefeiert wird, ist vielen gar nicht bekannt. „Viele jüngere Schüler in der Unterstufe wissen gar nichts von dem Datum“, berichtet Phila (17), Schülerin des Otto-Hahn-Gymnasiums in Bensberg.

Die Bezirksschülervertretung Rhein-Berg hat den Aktionstag „More than a woman“ gestartet, um auch an den Schulen das Thema Gleichberechtigung in den Fokus zu rücken.

Um ein auffälliges Zeichen zu setzen, haben gestern sieben Schulen im Kreisgebiet ihren männlichen Schulnamen durch einen weiblichen ersetzt. Gut sichtbar hängen die großen Banner mit den Namen erfolgreicher, kämpferischer und mutiger Frauen über den Eingängen der Schulgebäude. Das Otto-Hahn-Schulzentrum hat für diesen besonderen Tag Lise Meitner als Namensgeberin ausgesucht.

Lise Meitner fast unbekannt

„Fast jeder bei uns weiß irgendetwas über den Physiker Otto Hahn. Aber Lise Meitner kennt kaum einer“, hat Paulina (16) bei ihrem Besuch in den Klassen der Unterstufen festgestellt. Lise Meitner lieferte 1939 die erste theoretische Erklärung für die von Otto Hahn entdeckte Kernspaltung des Urans – allerdings erhielt nur er einen Nobelpreis.

„Ich persönlich bewundere sie sehr“, schwärmt Jule (15). Auch deshalb, weil die Österreicherin 1926 die erste weibliche Professorin für Physik wurde.

Geschlechterungleichheiten thematisieren 

Die Idee, im Unterricht Geschlechterungleichheiten zu thematisieren, hatten Abiturienten des Kunstkurses. Da sie aber am Dienstag Vorabitur-Klausuren schreiben mussten, übernahm die Stufe Q1 die Organisation des Tages.

Morgens gingen die Jugendlichen in die fünften und sechsten Klassen, um ihnen in kleinen Vorträgen weibliche Persönlichkeiten näherzubringen. Aber auch um zu erfahren, ob ihnen im Schulalltag Benachteiligungen begegnen. Sie stellten fest, dass selbst an Schulen noch viel zu tun ist.

Erschrocken über die Reden

„Ich war erschrocken, zu hören, was Jungs so in den Umkleiden über Mädchen reden“, sagt Paulina (16). Aber auch Lehrer und Lehrerinnen seien noch Geschlechterklischees verhaftet. Oft heiße es: „Es werden noch starke Jungs gebraucht, die Stühle tragen.“ Über solche Sprüche ärgert sich Jule maßlos: „Als ob ich das nicht kann.“

Diskutiert wurde auch die Farbauswahl bei den Klamotten: Die Farbe Pink für Mädchen gelte bei manchen immer noch als naturgegeben.

Jungen haben es auch schwer

Aber auch die Jungen tragen ihr Päckchen. „Lehrer lassen oft durchblicken, es seien immer die Jungs, die Mist bauen würden“, erfuhr Benjamin (16). Und Emil (16) erzählten die Unterstufenschüler, dass manche Lehrerinnen eher Schülerinnen bevorzugen würden und manche Lehrer eher Schüler.

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Aber da ist noch eins: In Bergisch Gladbach gibt es keine einzige weiterführende Schule, die den Namen einer Frau trägt. Es wird Zeit.

Künstlerinnen mit Performance

Was „Frau Sein“ im Jahr 2022 bedeuten kann, zeigten die beiden Künstlerinnen Bibiana Jiménez und Marei Seuthe bei einer Musik- und Tanzperformance auf dem Konrad-Adenauer-Platz. „Frauen bekommen für gleiche Arbeit oft weniger Geld als ihre männlichen Kollegen, Frauen sind noch zu wenig in Führungspositionen vertreten und werden in der ganzen Welt auch heute noch ungleich behandelt“, resümierte Gleichstellungsbeauftragte Judith Klaßen in ihrem gemeinsamen Grußwort mit Frank Stein.

Frauen erlebten oftmals (sexualisierte) Gewalt und litten besonders in Kriegssituation, stellte Klaßen fest: „Deshalb gilt unsere Solidarität heute vor allem von Gewalt betroffenen Frauen, insbesondere den Frauen in der Ukraine.“

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