Mobile UnterkünfteDie Kommunen werden ihre Container nicht los

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Container als Ladenhüter

Auf Auktionen erzielten die nicht mehr gebrauchten Raumzellen nicht den erwünschten Preis. Der Markt wird geradezu überschwemmt von Containern.

  • Als vor vier Jahren viele Geflüchtete nach Deutschland – und Rhein-Berg – kamen, waren sie heiß begehrt: Raumzellen.
  • Doch nun werden sie mehr und mehr zum Ladenhüter.
  • In Bergisch Gladbach werden die Container fast verschenkt.

Bergisch Gladbach – Die „Große Brockhaus-Enzyklopädie“ ist in Zoll-Auktionen ebenso zu bekommen wie eine Lieferung „400 Holzstühle“, „vier Briefmarkenalben aus aller Welt (teilweise ungestempelt)“ oder „16 Rasierklingen für Männer“. Das Sammelsurium, das Bund, Land und Gemeinden meistbietend versteigern, ist online einsehbar und bietet nach Registrierung das Bietrecht auf rund 1000 laufenden Auktionen.

Wer das höchste Gebot abgibt, bekommt den Gegenstand. Oft sind es finanzielle Kalamitäten, die Gegenstände ins Eigentum der öffentlichen Hand bringt. Es kann aber auch anders sein. So wie in Bergisch Gladbach.

Überangebot auf dem Markt

Dort sind die Verantwortlichen nicht ganz so glücklich über den Verlauf zweier Zoll-Auktionen für Raumzellen aus dem Flüchtlingsstandort Paffrath. Zwei der drei Container-Chargen sind zwar verkauft. Aber der Preis fiel nicht so aus, wie ihn sich die Stadt vorgestellt hatte. Das Überangebot auf dem Markt ist schuld. Viele Kommunen sitzen derzeit auf Raumzellen – umgangssprachlich sind das Container. Aber keiner braucht gebrauchte, die fast 30 Jahre alt sind.

Zunächst hatte die Verwaltung 50 Container (sie stammen von 1990, sie sind 15 Quadratmeter groß, ihr Zustand ist altersentsprechend) zu 500 Euro das Stück im Paket losschlagen wollen. Aber das Startgebot von 25 000 Euro floppte, es fanden sich keine Interessenten. Im zweiten Versuch ging die Stadt runter auf 300 Euro pro Container. Jetzt klappte es. Ein Unternehmer aus Polen schlug zu und bot den Mindestpreis von 15 000 Euro.

„Ermangelung weiterer Gebote“

Eine Bieterschlacht blieb auch diesmal aus. „In Ermangelung weiterer Gebote“, teilt die Stadt auf Nachfrage der Linken/BP mit, gingen die Container ins Nachbarland. Ein drittes Paket harrt noch der Dinge, weil die verbliebenen Container übergangsweise als Ausweichplatz bei der Renovierung einer Unterkunft für Obdachlose benötigt werden. Damit sind die Container-Verkaufsprobleme der Stadt aber noch nicht zu Ende.

Auf dem Aschen-Parkplatz an der Paffrather Straße/Stadion lagern weitere Uralt-Container, die als Ausweich- oder Ersatzquartier für Zuwanderer und Flüchtlinge dienen sollten. Der große „Berg“ kommt erst noch: Die Menschen in der Flüchtlingsunterkunft Lückerath leben in insgesamt 310 Raumzellen. Bis Mai 2020 soll dieser Standort geräumt werden, die Menschen in normalen Wohnungen untergebracht und die Container leer sein. Dann könnte die Container-Schwemme von Neuem losgehen.

Letzte Option: 100 Euro das Stück

So weit will es die Stadt nicht kommen lassen: Die Raumzellen, die am Stadion lagern, könnten - wenn keine andere Option mehr möglich ist - für 100 Euro das Stück an Vereine gehen. Dies wäre für die Stadt dann noch günstiger, als zu verschrotten.

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Die Nachfrage für den 100-Euro-Weg sei da, berichtet die Verwaltung. Allerdings wäre dies ein Verkauf unter Marktwert. Und dafür benötigt die Stadt die Zustimmung der Politik. Darüber muss der Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Infrastruktur und Verkehr (AUKIV) entscheiden.

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