Zu wenig SchulenStadt Bergisch Gladbach erwägt Neubau auf dem Zanders-Gelände

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Hier, auf dem ehemaligen Zanders-Gelände, könnte demnächst eine neue Schule entstehen.

Bergisch Gladbach – Wie ein kleiner Urwald wirkt das Gelände, das zum Zanders-Fabrikgelände gehört. Im Süden des Parkplatzes, der von der Heidkamper Straße aus erreichbar ist, türmen sich Erdhügel, wachsen Bäume wie Kraut und Rüben in Höhe, mittendrin gammelt eine alte Tennishalle vor sich hin. Nur mit viel Fantasie kann man sich vorstellen, dass dort Schüler auf einem Schulhof toben könnten.

Aber genau dieses verwilderte Areal hat sich das Schulamt ausgeguckt, um eine neue, dringend benötigte neue Grundschule zu bauen.

Dramatischer Mangel an Schulplätzen

Denn es droht ein dramatischer Mangel an Plätzen in Grundschulen. Im kommenden Schuljahr 2021/22 hat es die Stadt gerade noch so geschafft, alle Erstklässler unterzubringen. In den Schuljahren danach werden die Schulplätze dann so knapp, dass Kinder auf andere Stadtteile ausweichen müssen. Das gilt nicht nur für Bensberg und Refrath, wo es bereits in den letzten Jahren massive Engpässe gab. Alarmierend sind insbesondere die Prognosen für die Stadtteile Gronau, Gierath, Hand und die Stadtmitte.

„Wir brauchen kurzfristig mindestens eine neue Grundschule in der Innenstadt“, mahnt deshalb Fachbereichsleiter Dettlef Rockenberg zu jeder Gelegenheit, auch jetzt wieder in der Sitzung des Schulausschusses. Die Politik hat die Not ebenfalls erkannt, als sie bei der Verabschiedung des Schulentwicklungsplans mit dem Vermerk Priorität 1 festlegte, in der Innenstadt eine dreizügige Grundschule plus Turnhalle zu errichten.

Geeignete Flächen nur schwer zu finden

Aber das größte Problem ist, eine geeignete Fläche in der dichtbebauten Innenstadt zu finden. Schulen brauchen viel Platz, mindestens 10 000 bis 12 000 Quadratmeter – „so viel wie ein Fußballfeld misst“, sagt Rockenberg. Das brachliegende Areal auf der Zanders-Rückseite erscheint da wie vom Himmel geschickt. Groß genug und nah dran an den großen Baugebieten mit einigen hundert neuen Wohnungen, die in den nächsten Jahren entstehen: Grube Cox, Steinbüchel-Gelände, Handstraße, Hermann-Löns-Viertel und Wachendorff-Gelände.

Aber der Vorschlag stößt in der Verwaltung nicht nur auf Gegenliebe. Eine Projektgruppe ist eingesetzt um die Entwicklung des Zanders-Areals zu planen – wohlgemerkt des gesamten Areals mit einer Größe von 37 Hektar. Und eine Schule im Süden würde nicht nur die Fläche verkleinern, sie würde die gesamte Entwicklung dort vorbestimmen. Denn neben einer Schule sind bestimmte Nutzungen dann ausgeschlossen. Überhaupt sind die Begehrlichkeiten für die Nutzung des Zanders-Geländes groß. Im Augenblick bekommen alle Interessenten einen standardisierten Brief: Die Planung für das gesamte Gelände hat begonnen, einzelne Grundstücke sind nicht zu verkaufen.

Entscheidung über Realisierung noch nicht gefallen

Die Verteidigung der Zanders-Planer ändert aber nichts daran, das bis spätestens 2024 eine neue dreizügige Schule in der Innenstadt gebaut sein muss, um den Bedarf an Schulplätzen ansatzweise decken zu können – Gladbachs 21. Grundschule, deshalb hat Rockenberg dem Projekt den Arbeitstitel „Schule 21“ gegeben. Ob die Einrichtung tatsächlich auf dem Zanders-Gelände stehen wird, ist aber noch lange nicht entschieden, betont Rockenberg, auch wenn sein Fachbereich Schule sowie der Fachbereich Jugend und Soziales den Standort von der Lage her als ideal favorisieren.

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„Es handelt sich um einen ersten Aufschlag“, stellt Rockenberg fest. Die Verwaltungskonferenz tage in Kürze, um die planerischen Voraussetzungen zu klären. Dabei dürfte die Umwidmung des Geländes vom Industriegebiet zur Gemeindebedarfsfläche die kleinere Hürde darstellen. Knackpunkt ist vermutlich, ob es überhaupt möglich ist, das Grundstück als Teilfläche vom restlichen Areal abzutrennen.

Legt man sich vorab bereits an einer Stelle mit einer Schule fest, könnten später andere Nutzungen in unmittelbarer Nachbarschaft wie etwa die Ansiedlung von Gewerbe vielleicht nicht mehr realisiert werden. Es bleibt spannend, wie die Verwaltungskonferenz entscheidet – vor allem weil bislang keine Alternativstandorte für die „Schule 21“ bekannt sind.

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