Zum WeltfrauentagOhne Maria Zanders wäre Bergisch Gladbach keine Kulturstadt

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Ein Gemälde von Maria Zanders

Bergisch Gladbach – Dass eine der prominentesten Bürgerinnen der Stadt fast auf den Frauentag genau Geburtstag hat, ist zwar kein Geheimnis. Aber es rückt in diesem Jahr besonders in den Fokus, denn Maria Zanders wäre am Samstag 180 Jahre alt geworden, und pünktlich erstrahlt ihre Gedenkplakette am Altenberger Dom in frisch restauriertem Glanz. Leider etwas versteckt an der Nordseite erinnert die Inschrift an eine nicht nur für ihre Zeit außergewöhnliche Frau. Die Unternehmergattin gilt als die wichtigste Kulturmäzenin der Stadt Bergisch Gladbach und hat auch darüber hinaus Kunst und Kultur in der Region geprägt.

Viele Künstler gingen in ihrer Villa ein und aus, sie pflegte enge Freundschaften mit dem Komponisten Max Bruch, den Malern Johannes Niessen und Ludwig Fahrbach, Bildhauern und Wissenschaftlern. Sie gründete den Cäcilienchor, engagierte sich mit der Gründung des Altenberger-Dom-Vereins für das architektonische Flaggschiff der Region und trat auch als Landschaftsgestalterin in Erscheinung.

Maria Zanders

Maria Zanders wurde am 9. März 1839 in Hückeswagen geboren. Nach dem Tod ihres Ehemanns Carl Richard Zanders 1870 erweiterte sie die Papierfabrik durch Zukäufe, darunter die Dombach. 1881 waren 735 Arbeiter beschäftigt.

„Nebenher“ zog sie drei Kinder groß (das vierte, die kleine Tochter Marie, starb mit fünfeinhalb Jahren). Nach dem frühen Tod ihres Mannes wurde Maria Zanders sogar noch Unternehmerin und führte die Papierfabrik, bis ihre Söhne Richard und Hans volljährig waren. „Sie hätte die Papierfabrik verkaufen können, aber sie wollte das Unternehmen für ihre Söhne erhalten,“ sagt Stadtführerin Petra Bohlig, die in den Quellen der Zanders-Stiftung und des Altenberger-Dom-Vereins intensiv recherchiert hat und auf Marias Spuren mit Vorträgen, einem Musikprogramm und Stadtführungen unterwegs ist. Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Unternehmensleitung bei den Geschäftsführern August Lenssen und Friedrich Westphal lag.

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Dennoch war Maria Zanders überall präsent: „Die Arbeiter nannten sie Mutter, weil sie sich um ihr Wohlergehen kümmerte,“ berichtet Petra Bohlig und erwähnt Quellen, die zu dem Schluss kommen: „Keine Entscheidung wurde ohne sie getroffen.“ Beim Ausbau der Villa Zanders setzte sie sich gegen die Geschäftsführer durch, die nicht begeistert waren, weil die Kosten für die Firma nicht einfach zu verkraften war. Bohlig: „Man muss bedenken, zu der Zeit gab es noch nicht einmal ein Rathaus in Gladbach.“ Eine besonders schöne Geschichte ist die vom Bau des Bergischen Löwen: „Die Herren Zanders saßen bei der Stadtspitze, um über den Bau eines Schlachthofs oder eines Konzertsaals zu beraten, da platzte die Nachricht von Maria herein: Das brüllende Vieh hat zu warten.“

Die damals recht bekannte Schriftstellerin Fanny Lewald nannte sie die „Königin von Gladbach“. Maria Zanders war das, was man heute eine Macherin nennt. „Sie hat aus dem miefigen Arbeiterstädtchen eine Kulturstadt gemacht,“ betont Bohlig. Und dennoch: „Sie ist nicht einmal Ehrenbürgerin geworden, wie überhaupt bis heute keine Frau“, bedauert Bohlig. „Es gab einmal eine Maria-Zanders-Straße, aber die ist weg, als der Konrad-Adenauer-Platz gebaut wurde.“ Nach Richard und Hans sind Straßen benannt, Maria ist immerhin der kleine Park hinter der Villa gewidmet und ein Platz im Heimatdenkmal auf dem Trotzenburgplatz – an der Seite von Max Bruch.

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