Abo

Zusammen wohnen und lebenGrünes Licht für großes Mehrgenerationen-Quartier in Refrath

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt eine Visualisierung, wie der Neubau in Kippekausen aussehen könnte.

Das Bild zeigt eine Visualisierung, wie der Neubau in Kippekausen aussehen könnte.

Bergisch Gladbach – Doro Corts ist einfach nur glücklich. „Wir haben bewiesen, dass wir einen langen Atem haben,“ freut sich die Architektin. Sechs Jahre lang hat sie mit ihren Mitstreitern im Verein „Mitein-anders“ Konzepte erstellt, Pläne gemacht, argumentiert, geworben und gekämpft für das große Mehrgenerationen-Quartier in Refrath. Jetzt hat der Stadtentwicklungs- und Planungsausschuss der Stadt Bergisch Gladbach mit großer Mehrheit grünes Licht gegeben. Mit dem Satzungsbeschluss über den Bebauungsplan An der Wallburg ist die Grundlage für das künftige Wohnviertel im Stadtteil Kippekausen geschaffen worden.

Etwa 27 Wohnungen sollen entstehen

„Jetzt können wir den Bauantrag stellen. Wenn alles glatt geht, hoffen wir im Frühjahr 2020 mit dem Bau zu beginnen,“ ist Doro Corts optimistisch. „Wir freuen uns mit den beteiligten Vereinen. Denn seit 2017 mussten allerhand Probleme aus dem Weg geräumt werden“, sagt Sabine Merschjohann, Geschäftsführerin der Rheinisch-Bergischen Siedlungsgesellschaft (RBS), zur Entscheidung des Ausschusses. Die letzte Hürde war ein fehlendes Grundstücks für den geplanten Fuß- und Radweg zur Straße Siebenmorgen, das hat die Stadt erledigt.

Das könnte Sie auch interessieren:

Die RBS-Chefin klingt erleichtert und geht davon aus, dass auch der Stadtrat am 8. Oktober die Entscheidung bestätigen wird. „Die RBS wird noch in diesem Jahr das Grundstück von der Stadt für das Bauprojekt kaufen.“ Die Siedlungsgesellschaft wird das Mehrgenerationenhaus im Wohnviertel An der Wallburg als Investor realisieren. Das heißt, das Unternehmen ist Bauherr, Vermieter und Verwalter der Wohnungen. „Nach dem Kauf beginnen wir mit den Planungen. Aus heutiger Sicht gehe sie von einem Investitionsvolumen von mehr als acht Millionen Euro für das Bauprojekt aus. „Die Preise haben sich in den vergangenen Jahren verändert, da kann ich noch nicht zu sehr ins Detail gehen.“

Förderung durch Bund und Sozialfonds

Der Neubau von Mehrgenerationenhäusern wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit Mitteln des europäischen Sozialfonds gefördert. Ziel ist es, alternative Wohnformen für die momentan noch weit verbreitete, aber immer weniger akzeptierte Unterbringung älterer Menschen in Altenwohn- und Pflegeheimen zu entwickeln. Leitgedanke der Häuser ist das generationenübergreifende und gemeinschaftliche Wohnen in einem größeren Mehrfamilienhaus oder mehreren selbstständigen Wohngebäuden. Wichtig ist es, den sozialen Austausch der Bewohner und der Nachbarschaft zu fördern. (dr)

Es werden etwa 27 Wohnungen entstehen. Davon würden wahrscheinlich ein Drittel öffentlich gefördert. Außerdem entstehen neun Plätze in einer Gruppenwohnung für geistig behinderte Jugendliche. Mit dem Bau des Mehrgenerationenhauses werde insgesamt rund 2400 Quadratmeter neue Wohnfläche geschaffen, sagt Merschjohann.

Leuchtturmprojekt

Für die beiden Frauen ist die Mehrgenerationenbewegung mehr als ein Geschäftsfeld. „Es ist ein Leuchtturmprojekt, das unsere Sache in der Region deutlich voranbringen wird“, ist Doro Corts überzeugt (siehe Infokasten). Sie habe bereits mehrere Anfragen von Wohnungsbauunternehmen für weitere Projekte in Bergisch Gladbach und Rösrath. Ein privater Investor interessiere sich für ein Mehrgenerationenhaus in Schildgen, eine Gruppe aus Bonn sei an einem Grundstück in Rösrath interessiert. „Damit nimmt die Sache Fahrt auf.“

Der harte Kern ist fast drei Jahre in der Vorbereitung – neben dem Verein Mitein-anders, auch der Verein Wohnfreu(n)de Refrath sowie der Förderverein der Friedrich-Fröbel-Schule Moitzfeld. Sie haben etliche Anfragen, denn die Plätze in den Mehrgenerationen-Quartieren sind rar. In kürzester Zeit waren auch die 13 Wohnungen vermietet, die die Genossenschaft Bauverein in Bensberg errichtet hat. „Das Thema ist endlich bei den Kommunen und in der Politik angekommen,“ sagt Corts, die von ganzen Mehrgenerationen-Veedeln träumt. Sie ist nun im Ruhestand – gerade rechtzeitig, um die Projekte voranzutreiben.

KStA abonnieren