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Boxsack, Tempos, PräventionDarauf setzt Schulsozialarbeiter der Realschule Odenthal

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Schulsozialarbeiter Gero Kroner ist neu an der Realschule Odenthal.

Odenthal – Der schwere blaue Boxsack baumelt still von der Decke und wartet darauf, dass jemand seinen Frust an ihm auslässt. Bisher hat er allerdings noch keine Schläge bezogen. Die Taschentuchbox auf dem Tisch ist da schon eher gefragt, wenn dann doch mal Tränen fließen.

Wut, Trauer, Angst, Hilflosigkeit – das sind Gefühle, mit denen man zu Gero Kroner kommen kann. Der 39-Jährige ist der neue Schulsozialarbeiter an der Ganztagsrealschule Odenthal.

Ganztagsrealschule Odenthal wollte schon lange Schulsozialarbeiter

Lange hat sich die Schule um die Einrichtung dieser Stelle bemüht und für ihre Finanzierung sogar auf eine Lehrerstelle verzichtet. „Uns war das ganz wichtig“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Katja Werner. „Die ersten Konzeptideen hatten wir schon 2018.“

An der Ganztagsrealschule verbrächten die Schülerinnen und Schüler nicht nur Lernzeit, sondern auch viel Lebenszeit; darauf habe die Schule reagieren wollen: „Die Schüler tragen ihre Sorgen und Ängste zunehmend in die Schule“, so die Erfahrung der Pädagogin.

Odenthal: Neuer Schulsozialarbeiter setzt auch auf Präventivarbeit

Wo die Lehrkräfte in den Zwängen von Lehrplänen und Benotungsdruck an ihre Grenzen stoßen, da kommt Gero Kroner ins Spiel. Seit März verstärkt er das Team aus Lehrkräften, Beratungslehrern und Sonderpädagogen an der Schule.

Dennoch erlebt er wegen der Pandemie erst seit wenigen Tagen die Realschule mit ihren rund 400 Schülern im Normalbetrieb. Neben Hilfe in aktuellen Krisen möchte er auch präventiv tätig werden, etwa durch Anti-Mobbing-Projekte, Suchtprävention oder Sozial- und Kommunikationstrainings. Freiwilligkeit, Vertrauen und Verschwiegenheit nennt Kroner als Basis seiner Tätigkeit.

Er will die Schüler dort abholen, wo sie stehen und das durchaus im Wortsinn. „Sie finden mich nicht nur auf dem Schulhof, sondern auch außerhalb des eigentlichen Schulgeländes, auf dem Parkplatz oder am Kiosk – eben überall dort, wo die Kinder und Jugendlichen sind“, beschreibt er seine „aufsuchende Arbeit“, die vernetzt ist mit externen Hilfsangeboten wie Familienberatungsstelle oder Jugendagentur.

Schulsozialarbeit: Angebot an Eltern und Schüler in Odenthal herantragen

Man müsse das neue Angebot erst einmal bei Schülern und Eltern bekannt machen, sensibel dafür werben, so Kroner. Der Bedarf für Unterstützung scheint groß.

„Wir haben im Vorfeld eine Umfrage unter den Kollegen gestartet“, berichtet Katja Werner. „Jeder hatte zwei oder drei Schüler in der Klasse, bei denen Hilfestellung nötig sein könnte.“ Leistungsdruck und familiäre Probleme seien die wichtigsten Gründe für Kummer und Nöte, sagt Kroner. „Und Corona wirkt da noch einmal wie ein Brennglas, das die Situation verschärft.“

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