Fitness im FreienTrimm-dich-fit-Pfade in Rhein-Berg erleben Renaissance

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Einweihung der neuen Trimmanlage in Kürten, mit Ralf Bruns und Tobias Hoferichter als Vorturner.

Einweihung der neuen Trimmanlage in Kürten, mit Ralf Bruns und Tobias Hoferichter als Vorturner.

Rhein-Berg – Sport im Freien liegt im Trend. Das war schon vor Corona so, aber die Pandemie hat die Dinge weiter gepusht. Statt in engen Turnhallen mit vielen Leuten zu schwitzen, geht es raus ins Freie. Und draußen soll nicht nur gelaufen werden, das wäre zu eintönig: Auch das Trimmen und Turnen an Sportgeräten kehrt zunehmend zurück.

Die aus den 1970ern stammenden Trimm-dich-fit-Pfade waren lange Zeit verschwunden, das Angebot schien aus der Zeit gefallen. Seit einiger Zeit erleben sie jedoch eine richtige Renaissance: mit wetterfesten Geräten und als niederschwelliges Angebot für die Sportlerinnen und Sportler. Auch im Bergischen gibt es zunehmend Trimm-dich-fit-Angebote.

Bewegungsparcourse in Rhein-Berg

Trimm-dich-Fit-Pfade

Mit der Trimm-dich-fit-Bewegung des Deutschen Sportbundes begann ab 1970 ein neues Sportzeitalter, auch mit Blick auf die Olympischen Spiele 1972 in München. Maskottchen Trimmy machte vor und die Deutschen turnten zu Hunderttausenden mit. Nach einer Schätzung entstanden in den 70er-Jahren bis zu 1500 Trimm-dich-fit-Pfade. Mit passenden Slogans unterstützte der Sportbund: „Trimm Dich durch Sport“ und „Ein Schlauer trimmt die Ausdauer“. Der Trimmpfad im Königsforst war seinerzeit einer der bekanntesten. Die Trimmbewegung gilt auch als Vorläufer der späteren Volks- läufe.

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Heute gibt es Trimm-dich-fit-Pfade oder Bewegungsparcours in Refrath (Kahnweiher), Hand (Diepeschrather Mühle), Bensberg (Stadtgarten), Refrath (Saaler Mühle) und Kürten. (cbt)

Kürten: Rückkehr eines Trimm-dich-fit-Pfads

Kürten, am Waldweg gegenüber vom Sportplatz. Hier ist das jüngste Beispiel für die Rückkehr eines Trimm-dich-fit-Pfads entstanden, geplant von der örtlichen IG Kürten und unterstützt über einen Regionalfonds des Förderprogramms Leader Bergisches Wasserland. Sechs Stationen mit Geräten gibt es und zwei weitere für Freiübungen, auf einem geschwungenen Waldpfad und auf einem Kilometer Länge verteilt. Für 20000 Euro (Leader gab davon 16000) entstanden, hat die Anlage mit den oft einfachen und heute verstaubt wirkenden Trimm-Sportgeräten der 70er-Jahre nichts mehr gemeinsam.

Damals wurde auf Baumstämmen balanciert, an Reck und Ringen geturnt. Die Sportgeräte erinnerten mehr an Sportunterricht im Wald als an Freizeitspaß. Das ist heute alles ziemlich anders: So, wie sich die Anlagen überall präsentieren, sollen sie für alle Altersgruppen interessant sein, vom Kind bis zum Senior. Hangeln, Baumeln, Recken, Strecken, Dehnen und Beugen. Alles ist möglich, und wer nicht weiß, wie es funktioniert, kann auf den Anleitungstafeln Anregungen bekommen.

Fitnesspfade als Gegenpol zu Online

Natürlich sind in Kürten auch die Question-Response-Codes hinterlegt, ein Klick mit dem Smartphone auf die Pixel führt zur Internetanleitung. Ein „Angebot für alle Kürtenerinnen und Kürtener“ meint der IG-Vorsitzende Tobias Garstka, der zur Einweihung eine kleine Festgesellschaft zum Sportmachen im Freien eingeladen hatte. Die beiden Fitnesscracks Ralf Bruns (Family Fitness Kürten) und Tobias Hoferichter (Better habit) führten vor, die Gästeschar schaute zu. Weil der Wald der Katholischen Kirche gehört, kam auch Kürtens Leitender Pfarrer Harald Fischer vorbei, und für die Gemeinde berichtete Kämmerer Willi Hembach, dass der Bauhof bei Fundamenten und dem Fallschutz (Hackschnitzel) tatkräftig geholfen hat.

Die Fitnesspfade der 2020er-Jahre sind innovativ und sollen auch diejenigen ansprechen, die sich bislang nicht trauten. Das Trimmen im Wald oder auf der Wiese im Park ist ein Gegentrend zu Online und dem damit verbundenen Dauersitzen am PC. Dass drumherum der „Rahmen“ stimmen muss, versteht sich von selbst: Die heutigen Sportgeräte haben eine hohe Qualität, sie sollen lange halten und ein Verletzungsrisiko ausschließen. Dass in Kürten mitten im Winter eröffnet wurde, hatte mit Förderfristen zu tun, die eingehalten werden mussten. Den Geräten ist die Jahreszeit wohl egal, sie sind in wetterfester Ausführung errichtet. Auch eine gewisse Ästethik ist ihnen nicht abzusprechen, der dänische Hersteller setzt auf schicke Rundungen.

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Frisch und fröhlich wird seit über einem Jahr auch am Stadtgarten in Bensberg trainiert. Die Wiese am Vinzenz-Pallotti-Hospital, früher Emilienhöhe, hat über das Integrierte Handlungskonzept einen „Outdoor-Fitness-Platz“ erhalten, der zum spontanen Trainieren einlädt. Mit Reha-Kursen wird die Anlage auch unter gesundheitlichen Aspekten genutzt. Schon 2018 hatte es im Stadtteil Bensberg einen ersten Anstoß gegeben für die Trimm-dich-fit-Bewegung 2.0, und zwar an der Saaler Mühle. Als „Mehrgenerationen-Bewegungspark“ bewirbt die Stadt seitdem ihr Projekt im Freizeitgebiet, bei dem vorbeikommende Läufer und Spaziergänger zum Sportmachen animiert werden sollen. In Kürten soll es künftig ähnlich sein.

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