Friederike lässt die Kassen klingelnOrkan bringt Händlern willkommenen Mehrumsatz

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Mittlerweile sind die Regale wieder gut gefüllt. In den ersten Tagen nach dem Orkan Friederike herrschte dort gähnende Leere und Kettensägen waren Mangelware.

Mittlerweile sind die Regale wieder gut gefüllt. In den ersten Tagen nach dem Orkan Friederike herrschte dort gähnende Leere und Kettensägen waren Mangelware.

Rhein-Berg – Kettensägen jeglicher Machart waren Mangelware im Rheinisch-Bergischen Kreis. „Wir hatten über mehrere Tage fast keine mehr im Lager“, sagt Walter Orth von der gleichnamigen Firma in Odenthal-Altehufe. Der Grund für den Kettensägennotstand: Der Orkan Friederike verursachte nicht nur in den Wäldern erhebliche Schäden, sondern auch in manchen Privatgärten legte der Sturm Bäume um und fegte Sträucher weg.

„Schon am ersten Tag nach dem Orkan setzte der Ansturm auf die Sägen ein“, sagt Orth. Laut dem Unternehmer herrschte nach dem Orkan vor zwei Wochen „zwei bis drei Tage“ akuter Mangel, sowohl im Handel als auch bei den Herstellern. „Wir haben im Vergleich zum vergangenen Jahr rund 40 Prozent mehr Umsatz an Kettensägen. Und dies ist nicht nur bei uns so“, erklärt Orth, bei dem im Jahr rund 1100 Kettensägen über den Ladentisch gehen. Seine Kollegen in der Region hätten ähnliche Engpässe gehabt.

Bundesweiter Trend

Nach Angaben seiner Lieferanten sei der Trend auch bundesweit spürbar gewesen. Orth: „Wir haben die Kundschaft teilweise aus unserem Mietbestand versorgen müssen, sowohl mit Kettensägen als auch mit Häckslern.“ Stämme mit einem Durchmesser von bis zu 18 Zentimetern könnten die professionellen Baumschredder zerkleinern. „Viele Kunden haben die Mietkosten von 195 Euro pro Tag gerne ausgegeben“, sagt Orth. Zerkleinerte Baumreste seien halt einfacher zu entsorgen als ganze Baumteile.

Neben dem Verkauf- und Mietgeschäft musste die Werkstatt im Hause Orth Sonderschichten einlegen. Die Kunden hätten Schlange gestanden, um ihre Ketten schärfen zu lassen oder um die selten benutzten Motorsägen wieder ans Laufen zu bringen. „Wir haben Samstag und Sonntag durchgearbeitet“, berichtet der Unternehmer. Oftmals würden die benzinbetriebenen Sägen in Privathaushalten zu selten genutzt. Nach einer langen Lagerzeit gebe es dann Probleme mit der Funktion. „Teilweise hatten unsere Kunden die Sägen drei bis vier Jahre nicht mehr angefasst“, sagt Orth.

Erfahrungsgemäß sollten benzinbetriebene Motorsägen pro Jahr mindestens bis 20 Stunden zum Einsatz kommen und zumindest einmal in zwei Jahren gewartet werden. Der Unternehmer: „Wer nicht auf diese Einsatzzeiten kommt, dem empfehle ich eine Elektrosäge.“ Die Wartung moderner Motorsägen – auch Fichtenmoped genannt – erfordere ein hohes Fachwissen. „Die haben mittlerweile eine digitale Zündanlage und können nur noch mit einem Laptop vernünftig eingestellt werden“, erklärt Orth.

Schutzkleidung sehr gefragt

Der Orkan Friederike bescherte den Fachbetrieben in Sachen Sägetechnik auch einen willkommenen Mehrumsatz im Segment der Sicherheitsbekleidung. Schnittschutzhosen, Sicherheitsschuhe und Forsthelme mit Gesichtsschutz fanden reichlich Absatz. Der Firmenchef: „Wenn man bedenkt, dass eine Kettensäge menschliches Gewebe wie Butter durchschneidet, ist die Schutzkleidung eine vernünftige und notwendige Anschaffung.“ Dies hätten auch die meisten Kunden mittlerweile verinnerlicht.

Hobbyförstern, die mit entsprechender Genehmigung im Wald Bäume fällen und liegendes Holz zersägen, benötigen einen Kettensägen-Führerschein. Im Gegensatz dazu kann der Privatmann auf seinem Grundstück nach Herzenslust mit dem gefährlichen Werkzeug hantieren, ohne vorher entsprechende Kenntnisse nachweisen zu müssen. „Bei uns erhalten die Privatkunden zumindest eine Unterweisung in der Handhabung der Sägen. Wir weisen eindringlich auf die Gefahren hin und empfehlen die entsprechende Kleidung“, sagt Orth. Selbstredend, dass in den Tagen nach dem Orkan einige Mitarbeiter der Firma in die Kundenschulungen eingebunden waren.

Wer den Umgang mit Kettensägen von der Pike auf lernen möchte, kommt um den Kettensägen- Führerschein nicht herum. „Diese Kurse bieten wir auch an“, sagt Orth.

Lehrgang für Anfänger

Der Führerschein für die Kettensäge und die Motorsäge hat sich mittlerweile etabliert. Die Pflicht für einen Kettensägenlehrgang erfolgte aufgrund schwerer Unfälle und mangelhafter Baumbehandlung. Die Inhalte des Kurses umfassen einen theoretischen und einen praktischen Teil.

In der Theorie werden wichtige Verhaltensregeln und Wissenswertes über Bäume gelehrt. Dazu gehören auch die richtige Pflege der Säge und die Benutzung der passenden Schutzkleidung. Der theoretische Teil wird mit einem schriftlichen Test abgeschlossen. Der praktische Teil lehrt das richtige Baumfällen. Schnittgeschwindigkeit, Schnittrichtung und Ansatzhöhe sind einige Punkte davon.

Für viele Kursteilnehmer ist der Umgang mit der Kettensäge auch noch relativ neu und nicht alle Feinheiten der Nutzung sind bekannt. Es geht also neben dem richtigen Baumfällen auch um den sicheren Umgang mit dem Arbeitsgerät. Der örtliche Fachhandel hilft Interessierten bei der Suche nach Kursen weiter. (dino)

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