Frühjahresputz bei WinterwetterIn ganz Rhein-Berg waren fleißige Müllsammler aktiv

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In der Gladbacher Fußgängerzone kratzten Maili (l.) und Darina Zigarettenstummel und Kaugummireste aus den Fugen.

In der Gladbacher Fußgängerzone kratzten Maili (l.) und Darina Zigarettenstummel und Kaugummireste aus den Fugen.

Rhein-Berg – Gegen 12 Uhr füllt sich die Halle auf dem Bauhof der Rösrather Stadtwerke mit Menschen. Während Altbürgermeister Dieter Happ heiße Würstchen verteilt, duftet es aus der Gulaschkanone gleich nebenan nach frischer Erbsensuppe. „Suppe bekommen Sie gleich da drüben, möchten Sie auch ein Brötchen zur Wurst?“, antwortet Happ freundlich auf die Frage eines sichtlich durchfrorenen Ehepaares.

Radio Berg rief zur Aktion auf

Zahlreiche Kommunen des Rheinisch-Bergischen Kreises waren dem Aufruf von Radio Berg gefolgt und hatten am Samstag ihre Bürger zu einer Putz-Aktion aufgerufen, um den achtlos entsorgten Unrat entlang der Straßen und Wanderwege zu beseitigen.

Nachdem das Interesse der Bevölkerung an der Aktion in den vergangenen Jahren stetig gestiegen war, machte ihnen das Wetter dieses mal leider einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. Statt erhoffter frühlingshafter Temperaturen und Sonnenschein sorgten leichter Schneefall, Temperaturen deutlich unter Null, eisiger Wind und eine dünne Schneedecke in weiten Teilen des Kreisgebietes für deutlich weniger Teilnehmer- so auch in Bergisch Gladbach.

Müllsack mit Technikschrott, Fundstück in Odenthal.

Müllsack mit Technikschrott, Fundstück in Odenthal.

Mit Spachteln und Besen

Kurz vor zehn hatte sich diesesmal nur eine kleine Gruppe von 30 Menschen vor dem Kaufhaus RheinBerg-Galerie versammelt und lauschte aufmerksam den Erläuterungen von Ferdinand Linzenich. Der Verein „Wir für Bergisch Gladbach“ unter dem Vorsitz von Linzenich hatte zur gemeinsamen Beseitigung von Kaugummiresten und Zigarettenstummeln in der Fußgängerzone aufgerufen und wie in den Jahren zuvor logistische Unterstützung durch die Stadt Bergisch Gladbach bekommen. Während Martin Rölen von der Stadtverwaltung zahlreiche an Besenstielen befestigte Spachtel und Besen an die kleinen und großen Teilnehmer übergab, hatte RheinBerg-Galerie-Managerin und Vereins-Vize Bettina Wisniewski sogar eine richtige Kehrmaschine organisiert.

Unmut über mangelndes Interesse

Nachdem wenige Minuten nach zehn Uhr klar war, dass wider Erwarten doch niemand mehr kommen würde, machte sich die kleine knapp 30 Köpfe zählende Schar Kaugummi schabend und fegend in Richtung Konrad-Adenauer-Platz auf den Weg.#

An der Landstraße bei Kürten-Dürscheid engagierten sich Jochen Steinebach (l,) und das Ehepaar Karl Heinz und Rita Burgmer.

An der Landstraße bei Kürten-Dürscheid engagierten sich Jochen Steinebach (l,) und das Ehepaar Karl Heinz und Rita Burgmer.

Während er fleißig den Schaber schwang, machte einer der Teilnehmer seinem Unmut über das mangelnde Interesse der Bevölkerung und der Gladbacher Einzelhändler Luft. „Ich kann nicht verstehen, dass sich so wenige Menschen beteiligen und die Einzelhändler auch nicht dabei sind, zumindest vor ihren eigenen Geschäften. Es muss doch im Interesse aller sein, das die Fußgängerzone als wichtiges Aushängeschild der Stadt sauber ist“, kritisierte er.

Kinder und Jugendliche sammelten erfolgfreich

Unter die Teilnehmer hatte sich neben Landrat Stephan Santelmann elf junge Spieler vom U11-Fußball-Team von Bergisch Gladbach 09 mit ihren Trainern Bedo Barsoum und Olaf Weiss gemischt. „Die Jungs haben zwar am Nachmittag noch ein Pflichtspiel und morgen treten sie zu einem Turnier an, aber jeder wollte dabei sein“, berichtet Co-Trainer Weiss.

Im wenige Kilometer entfernten Stadtteil Sand trotzten elf Erwachsene und vier Kinder der „Närrischen Sander“ den frostigen Temperaturen, und nach zwei Stunden hatten sie 15 Säcke mit Müll aufgelesen, darunter zahlreiche gefüllte Windeln, Lampen und Autoteile.

Größtes Fundstück war ein Sofa

Nicht viel besser sah es in Paffrath aus. Seit vielen Jahren beteiligt sich die Odenthalerin Ursula Bruchhausen an der Aktion. „Als Jägerin habe ich dort mein Revier und zur Jagd gehört natürlich auch die Pflege des Reviers zu den Aufgaben“, erläutert sie. „Neben mehreren Fahrradreifen und einem Fahrradrahmen war mein größtes Fundstück heute ein Sofa, das irgend jemand über fast 50 Meter ins Gebüsch geschleppt haben muss, um es dort zu entsorgen“, zeigte sie sich im Gespräch mit dieser Zeitung fassungslos.

Mit knapp 30 Teilnehmern hatte sich die Dorfgemeinschaft Moitzfeld auch in diesem Jahr wieder an der Aktion beteiligt und während ein Teil der Teilnehmer die Seitenstreifen der Hauptverkehrsstraße zwischen Moitzfeld und Herkenrath von kleinerem Unrat befreitet, sorgten andere im Ortskern für Ordnung.

Rund 50 volle Müllsäcke in Odenthal

Großer Frühjahrsputz auch in Odenthal. Bereits vor einer Woche waren rund 40 Bürger, darunter auch Bürgermeister Lennerts und viele Familien mit Kindern, dem Aufruf von Bündnis 90/Die Grünen gefolgt und hatten in Odenthal, Osenau, Voiswinkel und Altenberg Abfälle eingesammelt.

Rund um das Schulzentrum und die Grundschulen Odenthal und Voiswinkel waren am Vortag rund 250 Schülerinnen und Schüler im Einsatz. Lange suchen musste niemand. Entlang der Straßen und Wege, auf Wiesen und in Büschen fanden sich reichlich Abfälle, die hier illegal entsorgt worden waren. „Die Helfer haben etwa 50 Müllsäcke füllen können“, bilanzierte Peter Sittart, Chef der Odenthaler Grünen und Organisator der jährlichen Aktion. Grundschule und Dorfgemeinschaft Eikamp hatten den Frühjahrputz für das vergangene Wochenende angekündigt.

Weniger Müll in Dürscheid

Im Vergleich zu den Vorjahren hatten auch die Teilnehmer in Immekeppel und Dürscheid mit eher kleineren Verunreinigungen zu kämpfen. Dick eingepackt trotzten drei Mitarbeiterinnen der Kreissparkasse den frostigen Temperaturen und fischten mit ihren Greif-Werkzeugen Papierreste, Flaschen und anderen kleinen Unrat aus den Gebüschen.

Horst Biesner zeigt, was er im Straßengraben gefunden hat.

Horst Biesner zeigt, was er im Straßengraben gefunden hat.

Dem Aufruf der Gemeinde Kürten waren 20 Dürscheider gefolgt, darunter das Ehepaar Rita und Karl Heinz Burgmer sowie Jochen Steinebach mit seinem fünfjährigen Vierbeiner Bert. Nachdem sie im vergangenen Jahr zahlreiche sperrige Gegenstände wie Toilettenschüsseln entdeckt hatten, zeigten sie sich diesmal verhalten optimistisch. Bis auf kleineren Papierreste, leere Zigarettenschachteln und Flaschen hatten sie bislang keine größeren illegal entsorgten Gegenstände entdeckt.

Rösrath kämpft mit Schnellimbiss-Verpackungen

Anders in Rösrath. Dort hatte die 150 Teilnehmer auch in diesem Jahr wieder alle Hände voll zu tun. „Unser größtes Problem ist die Flut an Schnellimbiss-Verpackungen und Kaffeebechern“, berichtet Swea Menser von den Stadtwerken Rösrath. Einem Vorschlag aus der Bevölkerung, die Restaurant- und Imbiss-Betreiber in den kommenden Jahren für eine aktive Unterstützung an der Putzaktion zu begeistern, sei sie durchaus aufgeschlossen.

Trotz aktiver Beteiligung von Schulen, Kindertagesstätten und Senioren nehme die Bereitschaft in der Rösrather Bevölkerung insgesamt ab, sich an der jährlichen Frühjahrsputz-Aktion zu beteiligen.

Anna -Lena Boese, Hannah-Maria Müller und Uschi Alefelder (v.l.), Mitarbeiterinnen der Kreissparkasse, pickten in Immekeppel den Müll vom Straßenrand auf. Die blauen Säcke füllten sich schnell.

Anna -Lena Boese, Hannah-Maria Müller und Uschi Alefelder (v.l.), Mitarbeiterinnen der Kreissparkasse, pickten in Immekeppel den Müll vom Straßenrand auf. Die blauen Säcke füllten sich schnell.

Auffällig sei der Trend, Bereiche rund um Glassammelcontainer zunehmend als wilde Hausmüll-Abladefläche zu missbrauchen, und so manches Verhalten der Bürger sei ihr ein absolutes Rätsel. „Ich verstehe nicht, wie Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern in den Wald gehen und dort weithin sichtbar gefüllte Kot-Beutel hinterlassen können“, ärgert sich die Organisatorin über Umweltsünder.

Sogar Portemonnaie gefunden

Auf seiner Sammeltour durch das Rösrather Stadtgebiet entdeckte Horst Biesner, Vorsitzender der Wohngemeinschaft Volberger Berg bei Hoffnungsthal, im Straßengraben das Portemonnaie einer Frau. Bis auf das Bargeld war der Inhalt mit Papieren, Krankenkassenkarten und anderen Dokumenten noch komplett.

Bürgermeister Marcus Mombauer, der den Teilnehmern zum Abschluss der Aktion auf dem Bauhofgelände einen Besuch abstattete und sich persönlich für das Engagement bedankte, nahm das unerwartete Fundstück dankend entgegen und verspracht, es der Eigentümerin in den nächsten Tagen durch die zuständige Fachabteilung übergeben zu lassen. (mit spe)

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