Große UnterschiedeWie werden in Rhein-Berg Senioren und Behinderte vertreten?

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In Bergisch Gladbach wird der Beirat für Senioren gewählt, in Kürten werden Vertreter von Fachverbänden und Initiativen entsandt.

In Bergisch Gladbach wird der Beirat für Senioren gewählt, in Kürten werden Vertreter von Fachverbänden und Initiativen entsandt.

  • Der Beirat für Senioren und Behinderte ist in alle Kommunen ein großes Thema.
  • So viel ist sicher: Die Kommunen gehen dabei sehr unterschiedliche Wege.
  • Dennoch gehen Bergisch Gladbach und Rösrath als gutes Beispiel voran.

Rhein-Berg – Fast könnte man sagen: Andere Länder, andere Sitten. Dabei geht es um den Rheinisch-Bergischen Kreis und um dessen Vertretungen für ältere Mitbürger und Mitbürgerinnen sowie Menschen mit gesundheitlichem Handikap. In jedem Kreis-Ort gibt es dafür andere Regelungen und Vorgaben, mal wird gewählt, mal wird ernannt, mal gibt es von der Verwaltung Beauftragte. Der Mix ist so bunt wie das Leben.

„Sie haben da wirklich ein Unikum“, überraschte Friedhelm Bihn, Vorsitzender des Gladbacher Inklusionsbeirates, jetzt die Sozialpolitiker in Kürten. In der kleinen Gemeinde gibt es seit einer Neuordnung im Jahr 2008 den Senioren- und Behindertenbeirat in seiner jetzigen Form. „Passt das denn überhaupt thematisch?“, fragte der Gast aus Gladbach in die Runde. In allen anderen Kommunen würden die Belange von Senioren und Behinderten getrennt betrachtet. Das mache aus seiner Sicht auch Sinn.

Beirat tagt lang nicht mehr

Nicht nur die Kombination der beiden Zielgruppen ist schwierig. In Kürten gibt es ein weiteres großes Problem. Ihr Beirat hat seit fast anderthalb Jahren nicht mehr getagt. Er steht kurz vor dem Aus. Sozialverbände, Seniorenklubs und auch Sportvereine mit Älteren als Zielgruppe sind Mitglied im Beirat, auch der private Träger eines Seniorenheims im Ort - so der Plan. Aber derzeit sind fünf Sitze leer.

Trotz dringenden Aufrufs seien bei der Verwaltung keine Rückmeldungen eingegangen, berichtete die zuständige Amtsleiterin Monika Chimtschenko von geballtem Desinteresse. Den Beirat beerdigen will aber keiner in Kürten. Eine „konzeptionelle Neuausrichtung“ beschlossen die Politiker, zu erstellen von der Gemeinde. Wie die aussehen wird? Im Ausschuss wurde laut über die Einbindung der Interessengemeinschaften nachgedacht, sie seien ja sehr stark in den Ortsteilen.

Viele verschiedene Vorstellungen

Die Caritas Rhein-Berg fehle im Gremium und auch Kindergärten mit inklusivem Ansatz. Dann die Stiftung Die Gute Hand mit ihren vielfältigen pädagogischen Angeboten und die Grundschulen. Die Senioren-Union der CDU begehre Aufnahme, was dann benachbarte Organisationen anderer Fraktionen auf den Plan rufen könnte. Vorstellbar ist nach der Beratung vieles: Aufsplittung des Beirates in einen für Senioren und einen für Behinderte, Wahlen für alle über 60, Neusortierung der entsendenden Organisationen.

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Dabei ist in der Nachbarstadt Bergisch Gladbach die Situation nur auf den ersten Blick übersichtlicher. Es gibt den Inklusionsbeirat als Sprachrohr für Menschen mit Beeinträchtigung, hier sind es Organisationen und Selbsthilfegruppen, die Fachkompetenz schicken. Daneben agiert der Seniorenbeirat der Stadt. Er wird gerade neu gewählt, 40 Bewerber gibt es, neun kommen durch. Wie auch andernorts engagieren sich die Mitglieder laut Satzung überparteilich, was eine Wählergemeinschaft nicht davon abhält, das Stadtgebiet mit Werbeplakaten für die eigenen Kandidaten zu überziehen.

Bergisch Gladbach und Rösrath als gute Beispiele

Fast die Hälfte der 40 Kandidaten steht einer Partei oder Wählergemeinschaft nahe, was ausdrücklich nicht heißen soll, dass Parteipolitik eine Rolle im Beirat spielt. Dennoch ist das starke Engagement der Parteien ein Phänomen, das es bislang im Kürtener Beirat nicht gibt. Für die jetzt auslaufende Wahlperiode hatte es in Gladbach eine Listenwahl gegeben, acht der neun gewählten Interessenvertreter zogen über ihre jeweilige Parteienliste in den Beirat.

Einzig die Stadt Rösrath folgt im Kreis dem Beispiel Bergisch Gladbach und lässt den Beirat direkt durch die älteren Mitbürger wählen. Das geschah zuletzt 2017. Probleme, das Gremium zu besetzen, hat es in Rösrath (wie ja auch in Gladbach) nicht gegeben, 16 Kandidaten traten an. Für die Interessen der Behinderten gibt es daneben einen Beirat mit Fachleuten aus Verbänden und Rösrathern, die mit einer Behinderung leben. Ähnlich in Odenthal, Fachleute sitzen im Beirat für die Belange der Menschen mit Behinderung.

Ganz anders die Overather. Sie sind die einzigen im Kreis, die sowohl für behinderte Mitbürger als auch für ältere Mitbürger je einen Beauftragten ernannt haben. Die Ehrenamtler Herbert Zielonka und Rudolf Preuß sind jederzeit ansprechbar als Interessenvertreter. Engagiert halten sie Kontakt zu Verwaltung und zu Fraktionen. Theoretisch könnten sich die Kürtener auch für dieses Modell entscheiden.

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