Höhere Kosten als erwartetBergisch Gladbacher Rathaus wird noch teurer

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Stadthaus BG1

Die Planungsgrafik für das neue Stadthaus

  • Das Stadthaus in Bergisch Gladbach wird noch teurer als erwartet.
  • Die letzte Schätzung liegt bei 62 Millionen Euro, die Zahlen seien aber nicht belastbar.
  • Wie es jetzt weitergehen soll.

Bergisch Gladbach – Die Planungen für das neue Stadthaus am S-Bahnhof werden weiter vorangetrieben – trotz erheblicher Kostensteigerungen. Der Ausschuss für Umwelt, Klimaschutz, Infrastruktur und Verkehr beschloss einstimmig, die nächsten „Leistungsphasen“ zu erarbeiten – die nächsten Stufen im Planungsverfahren. Angestrebt wird, dass bis 2012 die dritte Leistungsphase erreicht wird, in der es dann eine belastbare Kostenkalkulation geben soll.

Stadthaus BG2

Die Fläche, auf der die Pläne verwirklicht werden sollen. Foto:  Arlinghaus

Über die Architektur des Gebäudes wurde im Ausschuss praktisch nicht gesprochen – das Thema waren die Finanzen. Jörg Krell, FDP-Fraktionschef, wollte sich mit den explodierenden Kosten nicht abfinden. Er listete auf, wie das Projekt immer teurer wurde. Als die Idee zum ersten Mal aufschlug, war von 33 Millionen die Rede, im April 2018 waren es dann 43 Millionen, mit einer Deckelung bei 45 Millionen. Dann stellte der Wettbewerbssieger seinen Entwurf vor: Da kostete das Stadthaus 53 Millionen. Inzwischen wurde nachgerechnet und die letzte Schätzung liegt bei 62 Millionen Euro. Krell: „So kann es mit dem Projekt nicht weitergehen.“

Zahlen für Stadthaus in Bergisch Gladbach nicht belastbar

Auf Verwaltungsseite verteidigte Co-Dezernent Bernd Martmann die Planungen. Alle bisher vorgelegten Zahlen seien nicht belastbar. Erst wenn der Ausschuss grünes Licht für die weitere Leistungsphasen gegeben habe, könnten auch die realistischen Kosten genannt werden. Leidenschaftlich kämpfte der Co-Dezernent für das Projekt: „Wir befinden uns in einer Null-Zins-Phase und da müssen wir als Kommune bauen, was nur geht.“ Negativ allerdings seien die galoppierenden Baukosten. Die Rede war auch von einer „einmaligen städtebaulichen Möglichkeit“. Ein Stadthaus direkt am S-Bahnhof und eine neue bauliche Nutzung des Areals der heutigen Stadthäuser am Konrad-Adenauer-Platz seien eine „historische Chance“. Nicht zuletzt dränge auch die Zeit. Die Situation für die städtischen Mitarbeiter – einige verfolgten die Debatte als Zuschauer im Ausschuss – in den maroden Stadthäusern sei katastrophal. Ein zeitnaher Umzug müsse das Ziel sein.

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Martmanns Argumente wurden von der Mehrzahl der Ausschussmitglieder bestätigt, beziehungsweise noch verstärkt. Für Hermann-Josef Wagner von der CDU sind mit dem grünen Licht für die weiteren Planungen keineswegs automatisch weitere Kostensteigerungen verbunden. „Erst wenn wir belastbare Zahlen haben, können wir doch sagen, wo gespart werden soll.“ Die Sanierung der Stadthäuser – in den Rechnungen wird diese Sanierung immer in Vergleich zum Neubau gesetzt – ist quer durch alle Fraktionen eine ungeliebte Alternative. Schließlich fehlen die städtebauliche Perspektive und der architektonisch große Wurf. Maik Außendorf von den Grünen hat zum Beispiel auch die Hoffnung, dass das neue Haus bei der Energieeffizienz Maßstäbe setzt. Strittig war der CDU-Vorschlag, in mehreren Bauabschnitten zu planen. So könnten Kosten gespart werden. Diesem Ansatz konnte keine andere Fraktion folgen.

Eine ganze Reihe von Ergänzungsanträgen wurde einstimmig angenommen. So wird die Verwaltung beauftragt, eine Digitalisierungsstrategie für den Neubau zu erarbeiten. In einem Vergleichsverfahren soll das Stadthaus anhand von ähnlichen Projekten überprüft werden. Ebenfalls eine Mehrheit fand der Antrag von Krell, den Entwurf bereits jetzt auf Einsparmöglichkeiten in Höhe von rund zehn Millionen Euro zu untersuchen. Dabei hatte die Verwaltung argumentiert, dass der jetzige Entwurf bereits nur mit Mindeststandards arbeite. Der Verzicht etwa auf die Tiefgarage sei rechtlich nicht möglich. Und eine „Lenkungsgruppe“ soll die weiteren Planungen begleiten.

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