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Hoffnungsthal und UntereschbachPumpen, aufräumen und auf Strom warten – Die Lage

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Reiner Stermsek 160721

Hochwassererprobt ist Dr. Reiner Stermsek, vor neun Jahren erlebte er bereits, wie sein Hab und Gut in den Fluten des Eschbachs versank.

Rösrath/Overath – Hoffnungsthal. „Ich will mich gar nicht beklagen, Wir haben nur den Keller überschwemmt“, sagt Dietmar Tiberius, der in dem vom Hochwasser am schlimmsten betroffenen Teil Hoffnungsthals wohnt. In den Straßen Unterste Sülz, In den Backeswiesen und Im Garten herrscht Katastrophenstimmung, die ganze Nachbarschaft ist am Freitag vereint in den Aufräumarbeiten.

Eine der größten Schwierigkeiten ist der auch am Freitag noch fehlende Strom, die fehlende Internetverbindung. Die Akkus der Handys leeren sich, die Verbindung zur Außenwelt ist kaum zu halten. So muss auch die Schadensmeldung bei der Versicherung warten, wie Tiberius bedauert.

Nachbarschaft hilft sich gegenseitig

Unterdessen hilft Deike Moggert beim Aufräumen im Haus ihrer Schwiegereltern, zwischen dem Gebäude und dem Fluss liegt nur der Garten und der Spazierweg. So drang das Wasser am Mittwoch ins Haus ein, im Erdgeschoss stand es rund 40 Zentimeter hoch. „Zeitweise ist es einen Zentimeter pro Minute gestiegen“, berichtet Moggert, auch noch, als der 13-stündige Dauerregen längst aufgehört hatte. Die Autos vor der Tür hätten alle bis zum Dach im Wasser gestanden, das hielt die Elektronik der Fahrzeuge nicht aus, sie sind Schrott.

Alles zum Thema Hochwasser, Überschwemmung und Flut

Die Nachbarschaft habe hervorragend funktioniert, berichtet Ulrike Oeter. Am Mittwoch hätten die Beteiligten regelmäßig nach dem Wasserstand der Sülz geguckt und kleine Dämme gebaut, gegen Abend seien diese aber gebrochen. Erst um 4 Uhr nachts habe der Anstieg des Flusses geendet.

Von der Kommunalpolitik alleingelassen

Es habe aber auch heitere Momente gegeben, inmitten der Katastrophenstimmung: „Am nächsten Morgen schwamm ein Goldfisch in meinem Garten“, berichtet Oeter. Unterdessen machen sich viele Nachbarn Sorgen wegen des starken Ölgeruchs in der Luft: Überschwemmte Autos und Ölheizungstanks in Kellern kommen als Ursachen in Frage, auch ein Entsorgungsbetrieb.

Wie auf einer Insel fühlte sich Matthias Buth. „Das Wasser kam von allen Seiten“, berichtet er. Er und seine Frau haben das Glück, dass das Erdgeschoss ihres Hauses etwas erhöht liegt und über mehrere Stufen zu erreichen ist, daher wurde es nicht überschwemmt – es fehlten aber nur zwei Zentimenter. In dieser Krisensituation fühlt Matthias Buth sich von der Kommunalpolitik alleingelassen, auch die Bürgermeisterin habe nicht die Chance genutzt, den Betroffenen Mut zu machen durch einen Besuch.

Rund einen Kilometer weiter, im Ortskern Volberg, gibt es weitere Hochwasserbetroffene. Besonders schlimm sieht es in der evangelischen Kita Volberg aus, die deutlich tiefer als die meisten Häuser im Ortskern liegt. Das Wasser in den Kita-Räumen stand rund 1,50 Meter hoch. Mobiliar und Spielmaterial sind nicht mehr zu gebrauchen. „Die ganzen Erinnerungen der Kinder sind verloren“, bedauert Jochen Zanders von der Diakonie Michaelshoven, der Kita-Trägerin.

Telefon, Heizung und Strom liegen brach

Untereschbach. Vor den Geschäften ist Flatterband gespannt, ebenso an den beiden Tankstellen in Untereschbach. Möbel und Matratzen stehen an der Straße, zwei Feuerwehrwagen stehen einander gegenüber an der Olper Straße und pumpen Wasser aus Kellern. Der Hit-Markt ist geschlossen, wie die meisten Geschäfte entlang der Hauptverkehrsstraße. Bei Seefisch und Meer werden gerade die Fische in Eis verpackt und in einen Kühlraum gebracht – das Ladenlokal hat noch keinen Strom.

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So geht es vielen in Untereschbach, nach der Flutkatastrophe sind zwar die Aufräumarbeiten in vollem Gang, doch Telefon, Heizung und Strom liegen vielerorts noch brach. Die Anwohner sind noch damit beschäftigt, ihre Keller überhaupt trockenzulegen, sie vom Schlamm zu befreien und dann die Dinge zu sichten, die im Keller gelagert waren.

Warenlager im Keller ruiniert

Dr. Reiner Stermsek wirft gerade Hängeregister-Mappen auf einen bereitstehenden Container vor dem Hofeingang, sie sind nicht mehr zu gebrauchen. „Die Häuser hier sind vollgelaufen wie eine Badewanne“, schildert er, während die kleine Pumpe geräuschvoll das Wasser aus seinem Keller zieht. Vor neun Jahren, berichtet Stermsek, habe es schon einmal eine Flut gegeben, da sei der Eschbach schon einmal weiter und weiter gestiegen. Nun stehe er vor dem Problem, dass er nur mit einem hohen Risikozuschlag in der Elementarschaden-Versicherung sei und diese eigentlich im Januar wechseln wollte. „Aber nun nimmt uns keiner mehr auf.“

Auf die Nachbarschaft schwören Silvia und David Pape von „Funkeltraum“, auch bei ihnen stand das Wasser bis zum Erdgeschoss, die gesamte Ware, die im Keller lagerte, ist unbrauchbar geworden. David Pape: „Die Feuerwehr war top, aber sensationell waren auch die Landwirte, die hier mit Pumpen und anderem angerückt sind und uns geholfen haben. Das war grandios.“

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