Hohe UmsatzeinbußeWarum eine Baustelle den Odenthaler Einzelhandel bedroht

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Seit Monaten wird am neuen Kreisverkehr am Funkenhof gearbeitet. Die Baustelle hat Odenthal verändert.

  • Seit Monaten wird am Kreisverkehr am Funkenhof gebaut, die Baustelle sorgt für lange Staus.
  • Autofahrer meiden dadurch die Innenstadt und sorgen so für Umsatzeinbuße bei den lokalen Einzelhändlern.
  • Positiv ist die Baustelle für den Apotheken-Botenservice, der einen neuen Rekord aufstellt.

Odenthal – Die Kunden stehen nicht Schlange, sondern im Stau. Das ist derzeit das Problem von etlichen Geschäftsleuten im Zentrum von Odenthal. Seit wenige hundert Meter entfernt der neue Kreisverkehr am Funkenhof gebaut wird, staut sich der Berufsverkehr fast täglich bis in den Ort zurück. Und das ist schlecht fürs Geschäft. Besonders die Laufkundschaft verzichtet ganz offensichtlich zunehmend darauf, die Position im Stau für einen spontanen Einkauf aufzugeben.

40 bis 45 Prozent Umsatzeinbußen verzeichnet Doris Krämer nach eigenen Angaben in ihrer Nostalgiemetzgerei, seit der Landesbetrieb Straßen NRW im Oktober vergangenen Jahres mit dem Bau des rund 1,2 Millionen Euro teuren Kreisverkehrs begonnen hat. Ihr kleiner, aber feiner Laden liegt verkehrsgünstig fast unmittelbar neben dem Rathaus.

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Gabriele Simons-Hoßdorf ist Inhaberin des „Brotkörbchens“.

Doch etliche Stammkunden erreichen ihn trotzdem nicht mehr. „Die Kundschaft sagt mir: »Für ein paar Scheiben Wurst eine Stunde im Auto? – Das mache ich nicht«“, berichtet die Inhaberin. Statt dessen umführen sie Odenthal weiträumig auf Schleichwegen durch den Wald und besorgten sich ihre Einkäufe in Nachbarorten.

Bäckerei bleibt auf belegten Brötchen sitzen

Die Bäckerei schräg gegenüber erlebt Ähnliches und bleibt schon morgens auf der Hälfte ihrer belegten Brötchen sitzen. Berufspendler, die zur Arbeit wollen, rechnen offenbar mit jeder Minute und sparen die Stauzeit durch den Verzicht auf das Frühstückbrötchen wieder ein. Dabei steht die ruhigste Zeit fürs Geschäft noch bevor: „In den Sommerferien werde ich erstmals ab 15 Uhr dichtmachen“, kündigt Gabriele Simons-Hoßdorf, Inhaberin des „Brotkörbchens“ an. „Das lohnt momentan einfach nicht.“

Die Apotheke „Zur Post“ ist trotz des Staus vor der Tür gut besucht, doch wer kann, lässt sich Medikamente lieber direkt an die eigene Haustür liefern. Der Botendienst sei so häufig wie nie unterwegs, sagt eine Mitarbeiterin.

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Und wer als Kurier durch den Stau muss, der braucht derzeit gute Nerven. Denn durch die Baustelle seien die Fahrten zeitlich kaum noch zu planen, meint Uschi Baumgartner. Sie leidet gleich doppelt unter der Situation. Sie vermisst in ihrem Blumenladen 20 bis 30 Prozent ihrer Kunden, gleichzeitig sind ihre Blumenlieferungen zu den Friedhöfen der Umgebung Geduldsproben. „Gestern musste ich wegen einer Beerdigung um zwölf Uhr Ware zum Friedhof Bensberg liefern“, erzählt sie. Aber der Weg über die verstopften Straßen habe so lange gedauert, „dass ich in Panik geraten bin, weil ich dachte, ich könnte den Termin nicht einhalten.“

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Doris Krämer verzeichnet seit den Bauarbeiten 40 bis 45 Prozent Umsatzeinbußen.

Während es auf der Altenberger-Dom-Straße und Bergisch Gladbacher Straße vermutlich noch bis zur geplanten Fertigstellung des Kreisverkehrs im September heiß hergehen wird, lässt Vincenzo Mosca die Situation eher kalt. Das Geschäft in seinem Eiscafé läuft „ohne Einbußen“.

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