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IHK-UmfrageRhein-Berger Firmen sehen Wirtschaft „sehr negativ“

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Der Hersteller Saint Gobain Isover G+H produziert am Standort Bergisch  Gladbach.

Rhein-Berg – Einen deutlichen Dämpfer hat die Entwicklung der Wirtschaft im Rheinischen-Bergischen Kreis und der Region dieses Frühjahr bekommen. Vor allem die hiesigen Industrieunternehmen bewerten die Lage laut einer Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln als „sehr negativ“. „Eine Krise reiht sich an die nächste. Aus diesem Modus müssen wir dringend raus“, erklärte gestern Eva Babatz, Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Leverkusen/Rhein-Berg, zu den vorliegenden Zahlen der Frühjahrs-Konjunktur.

Während sich die Entwicklung unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie im vergangenen Jahr noch weitgehend stabil gehalten hat, zeigt der Pfeil für das Frühjahr 2022 eindeutig nach unten. „Angesichts des Krieges in der Ukraine und der rigorosen Covid-Strategie in China gibt es kaum positive Geschäftserwartungen“, erläutert Eva Babatz.

Nur 14 Prozent der Betriebe mit guter Geschäftslage

Von 2500 befragten Unternehmen im Kammerbezirk haben 530 Betriebe ihre Situation geschildert. Darunter sind 72 Unternehmen aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis, 52 aus Leverkusen und 94 aus Oberberg. Lediglich 14 Prozent der Betriebe beurteilen laut IHK ihre derzeitige Geschäftslage als gut. Bei der vorherigen Befragung waren es 26 Prozent. Fast ein Drittel der Unternehmen beschreiben ihre Lage als schlecht. Zuvor waren es nur 13 Prozent.

Trübe sind auch die Erwartungen an die Zukunft. Zehn Prozent der Firmen rechnen in den nächsten zwölf Monaten mit einer positiveren Entwicklung, zuvor waren es 17 Prozent. 56 Prozent gehen von einer ungünstigeren Entwicklung aus, zuvor waren es 20 Prozent. Gedämpft ist demnach die Bereitschaft der Unternehmen zu investieren.

Pläne für Investitionen sind unterschiedlich

Allerdings halten sich laut IHK-Umfrage die Zahl der Betriebe, die mehr investieren wollen, und die Zahl der Betriebe, die weniger ausgeben möchten, die Waage. Als Risikofaktoren werden vor allem die Energie- und Rohstoffpreise und der Fachkräftemangel genannt.

„Selbst Top-Unternehmen stellen mittlerweile fest, wie schwierig es ist gutes Personal zu bekommen“, sagt Eva Babatz. Sie rät jungen Leuten dringend, bei den Betrieben Praktika zu machen. Auftritt und Eindruck der Schulabgänger sei für die Einstellungsentscheidung in den Unternehmen mittlerweile wichtiger als gute Zeugnisnoten. IHK und weitere Verbände der Region wollen wieder Berufsfeld-Erkundungen und Ausbildungsmessen organisieren.

634.000 Fachkräfte gehen in den Ruhestand

Wie drastisch sich der Rückgang an erfahrenen Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt noch entwickeln wird, erläuterte sie mit aktuellen Zahlen: „634 000 Beschäftigte in der Region werden bis 2026 die Rente erreichen. Das sind 9,7 Prozent in Rhein-Berg und 9,6 Prozent in Leverkusen. Jeder zehnte Arbeitnehmer ist dann weg.“

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„Die Kauflaune steigt“, bestätige der Handel. Das liege mitunter auch an den gestiegenen Konfektionsgrößen. Babatz: „Viele Geschäftsinhaber stellen fest, dass sich ein Großteil der Kundschaft neu einkleiden müsse, weil sie in der Pandemie zugenommen hätten.“ Dass die Menschen raus gehen und sich etwas gönnen, freut auch die Gastronomie. Mehr als 60 Prozent der Gastrobetriebe erwarte bessere Umsätze als bisher.

Als an deutliches Zeichen für den Geschäftsstandort Bergisch Gladbach bewertet Eva Babatz die Ansiedlung von Media Markt in der Rhein-Berg Galerie. „Das Unternehmen hat lange keine neue Niederlassung eröffnet. Das wird sich positiv auswirken auf die Stadt.“

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