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Jahrebilanz 2020Corona stellte den Kreis vor unbekannte Herausforderungen

Lesezeit 3 Minuten
Lagezentrum statt Politiker im Kreistag: Die neue Nutzung des großen Sitzungssaals im Kreishaus ist Symbol für das Jahr 2020.

Lagezentrum statt Politiker im Kreistag: Die neue Nutzung des großen Sitzungssaals im Kreishaus ist Symbol für das Jahr 2020.

Rhein-Berg – Der 27. Februar 2020, der Tag nach Aschermittwoch, war einer der letzten fast ganz normalen Tage im Heidkamper Kreishaus. Doch als am Abend der Gesundheitsausschuss tagte, lag schon ein bisschen Ausnahmezustand in der Luft. Im Bericht der scheidenden Gesundheitsamtsleiterin hieß es, dass es zur Stunde noch keinen Corona-Fall in Rhein-Berg gebe (der wurde am 2. März bekannt), dass einfache Atemmasken nur eine „gefährliche Scheinsicherheit“ böten (das weiß man heute besser) und dass man sich bei der Risikoeinschätzung bewusst machen müsse, dass es in Deutschland auch jährlich 20.000 Grippe-Tote gebe.

Elf Monate später liegt die Zahl der Corona-Toten deutschlandweit bei 40.000. Seit damals ist viel passiert, hat man vieles über das Virus gelernt. Und der Kreis hat seither geklotzt, nicht gekleckert. Schließlich ist er mit seinem Krisenstab zuständig für die Eindämmung von Pandemien.

Krisenstab

Für die Corona-Pandemie gab es keine Blaupause. Den Krisenfall bei Tierseuchen wie der Afrikanischen Schweinepest hatte der Krisenstab kurz zuvor noch geübt, die Herausforderungen jedoch, die das Coronavirus mit sicht brachte, stellten alles Gekannte in den Schatten. Im Eilverfahren musste ein Lagezentrum aufgebaut werden, um Infektionsketten zu verfolgen und durch Quarantäneanordnungen zu unterbrechen, um Corona-Testteams und Zentren aufzubauen.

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Hilfsdienste wie DRK, Johanniter und ASB unterstützten das bald auf mehr als 300 Mitarbeitende aus anderen Abteilungen der Kreisverwaltung aufgestockte Lagezentrum des Gesundheitsamts. Das Kreishaus wurde zum Hochsicherheitsort, andere Dienstleistungen eingeschränkt, auch in der Kfz-Zulassung kam es zu Engpässen.

Stellenentwicklung

Die Zahl der Stellen beim Kreis steigt bereits seit einigen Jahren deutlich an, laut Kreis vor allem aufgrund neuer Aufgaben, und zwar von 643 im Jahre 2014 auf 822 zum 1. Januar 2020. Im Laufe des Corona-Jahres sind weitere Stellen hinzugekommen. Im Mai berichtete Sozialdezernent Markus Fischer bereits, dass die Zahl der Mitarbeiter im Bereich des Infektionsschutzgesetzes durch Versetzungen vorübergehend auf 180 aufgestockt worden sei. Nach Zustimmung durch den Kreistag hat der Kreis 11,5 unbefristete neue Stellen geschaffen.

Die Posten werden aber darauf überprüft, wie lange sie erforderlich sind. Hinzu kommen vier unbefristete Stellen für den Klimaschutzmanager sowie bei der Heimaufsicht und im Gesundheitsamt sowie insgesamt 50 weitere Köpfe – nicht Stellen – die befristet eingestellt wurden, zunächst überwiegend bis Ende April 2021, um Corona-Aufgaben zu erledigen.

ÖPNV

Die im Zuge einer Mobilitätsoffensive stark ausgebauten Buslinien im Kreisgebiet verzeichneten während des ersten Lockdowns Fahrgastrückgänge um bis zu 75 Prozent. Auch danach nutzten weniger Menschen den ÖPNV, stiegen stärker auf Homeoffice, Auto oder das Fahrrad um. Da kam der Start der ersten 20 Mobilstationen zunächst mit einem E-Bike-Verleihsystem im Sommer genau richtig. Die Stationen an Verkehrsknoten sollen als nächstes ein E-Carsharing sowie weitere Infrastruktur wie Fahrradboxen erhalten, um das Umsteigen vom eigenen Auto attraktiver zu machen.

Die Verlängerung der Linie 1 als Straßenbahn wurde wegen mangelnder Förderfähigkeit auf Eis gelegt, stattdessen sollen andere innovative Verkehrsmittel wie selbstfahrende Busse geprüft werden. Die regulären Buslinien zum Technologiepark wurden bereits verdichtet.

Rettungsdienst

Nach einem Brand in der Rettungswache Rösrath wurde die neue Wache samt neuem Notarztstandort in Overath-Steinenbrück früher bezogen als geplant. In Rösrath halfen Feuerwehr und DRK mit Provisorien für den zweiten „obdachlosen“ Rettungswagen. Ende des Jahres wurde die neue Rettungswache am neuen Feuerwehrhaus in Overath bezogen.

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Büroflächen

Seit 2014 wurde das Kreishaus in Heidkamp um einen Anbau vergrößert und erhält nun eine Fenster- und Fassadensanierung, außerdem wird der Trakt A aufgestockt. Doch hält das Wachstum des Gebäudes mit dem Personalwachstum nicht Schritt. Deshalb hat der Kreistag beschlossen, für drei Jahre zwei Büroetagen im Technologiezentrum anzumieten.

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