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Karneval im SommerBergisch Gladbach feiert Sitzung zugunsten der Flutopferhilfe

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Bunt kostümiert kamen die Gäste in den Jecken Bierjaade von Michael Tonscheck (2.v.r.) und Vingströschen Sabine Holzdeppe (M.).

Bunt kostümiert kamen die Gäste in den Jecken Bierjaade von Michael Tonscheck (2.v.r.) und Vingströschen Sabine Holzdeppe (M.).

Bergisch Gladbach – „Hallo Bänsberch“, ruft die hochtoupierte junge Frau am Mikro. Drei „Minnie Mäuse“ in der letzten Reihe lauschen gespannt. Es ist ihre erste Karnevalsveranstaltung seit dem Karnevalssonntag im Februar 2020, wie Kati Halbauer bekennt, die sich mit ihren Freundinnen Julia Reiländer und Mareike Marczinkowski ins Entenhausen-Kostüm geworfen und zur ersten Kostümsitzung nach den Corona-Einschränkungen gekommen ist.

Der Frau am Mikro vorne auf der Bühne des „Jecken Bierjaade“ des „Bistros am Schloss" von Michael Tonscheck geht’s ähnlich. „Ich bin ein bisschen gerührt“, gesteht „Vingströschen“ alias Sabine Holzdeppe ihren Gästen: „Wenn man so nach einem Jahr verstaubt wieder aus der Kiste kommt.“

Verstaubt wirkt die engagierte Rednerin keineswegs. Sie hat den „Jecken Bierjaade“ aus der Taufe gehoben. Für den guten Zweck. Sabine Holzdeppe kommt aus Hebborn. Jenem Bergisch Gladbacher Stadtteil, der von der Unwetterflut besonders stark betroffen war. „70 Meter weiter sind die Menschen mit dem Überlebensanzug gerettet worden“, erzählt sie. Obwohl Sabine Holzdeppe selbst von Überflutungen verschont blieb: „Da war mir sofort klar, wir müssen etwas für die Flutopfer tun“, sagt sie. Der Erlös der Hutsammlung soll komplett an die städtische Flutopferhilfe gehen. Sämtliche Künstler der Tanzgruppe, zweier Bands und vier Redner verzichten dafür auf ihre Gage.

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Batman, Elch und Marienkäfer

„Wir freuen uns unendlich wieder auftreten zu können“, bekennt David Techner. Der Kommandant der Bensberger Harlekids eröffnet mit den jungen Tänzerinnen und Tänzern das Programm. Und ob Batman, Elch oder Marienkäfer – die bunt kostümierten Zuschauer klatschen gleich begeistert mit. Einmarsch, Tusch und Orden – ein Würstchen am Bande – an alles haben die Organisatoren der Karnevalssitzung gedacht, auch wenn es bis zum Elften im Elften noch drei Monate hin sind.

„Zuerst habe ich mich ja doch schwer getan“, sagt eine Besucherin. „Noch was ungewohnt so viele Menschen, obwohl man ja jetzt geimpft ist.“ Dann stimmt auch sie mit ein.

Von einer Fünf auf dem Zeugnis seines Sohne weiß „Ne Spätzünder“ Frank Friederichs zu berichten: „In Hauswirtschaft!“ Er habe sich vorm Hackfleischkneten beim Frikadellenmachen geekelt, versuchte sein Filius zu erklären. Für Papa kein Argument: „Hackfleisch kneten ist doch wie Tiere streicheln – nur später.“

„Quertrinker“ bekommen ihr Fett weg

„Is dat schön – wie Fastelovend“, freut sich „Vingströschen“ Sabine Holzdeppe, bevor sie selbst „in die Bütt“ steigt, um sich selbst („People of Kilo“) dort ebenso auf die Schippe zu nehmen wie ihren Freund. Auf sein Angebot „Guck mal, da ist eine Sternschnuppe, jetzt darfst du dir was wünschen“ habe sie sich spontan einen Heiratsantrag gewünscht. Ihr Freund darauf: „Ich glaube, es war doch nur ein Flugzeug.“

Der Biergarten johlt das „Vingströschen“ bekommt am Ende die erste Rakete des Abends. Ob das dem Himmel über Bensberg missfallen hat? Jedenfalls öffnete er kurzzeitig seine Schleusen, so dass die Musiker von „Sechs Kölsch“ kurzerhand mit ihren Instrumenten beschirmt werden mussten. Der Stimmung der Jecken tat das unterdessen keinen Abbruch. Sie klatschen begeistert mit.

„Quertrinker“, die Cola oder Limo ins Bier kippen, bekamen beim Rednerduo „Harry & Achim“ (Harald Quast und Achim Schall) ebenso ihr Fett weg wie sie sich gegenseitig durch den Kakao zogen. Ob das so ein Leberwursttag war, von dem Hermann Rheindorf alias „Ne Schwaadlappe“ sprach? Er jedenfalls bekannte: „Es gibt Tage, da ist mir meine Leber Wurst.“

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Ganz und gar nicht Wurst waren den Gästen die Gladbacher Flutopfer. Während die Gruppe „Six Pack“ bereits zum Finale rockte, spendeten sie weiter fleißig in die Hüte, mit denen die Vingströschen-Helfer sammelten. Auf 1000 Euro rundete Gastronom Tonscheck am Ende auf – ein beachtlicher Erfolg.

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