Kork statt GranulatTrend beim bergischen Kunstrasen-Platzbau

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Die Form der Körner und die Füllmenge sind für die Platzeigenschaften entscheidend. Jetzt zeichnet sich ein Trend weg vom Gummigranulat zu Korkmischungen ab.

Die Form der Körner und die Füllmenge sind für die Platzeigenschaften entscheidend. Jetzt zeichnet sich ein Trend weg vom Gummigranulat zu Korkmischungen ab.

Rhein-Berg – Kork statt Granulat. Das ist der jüngste Trend bei den bergischen Kunstrasenplätzen. Damit bauen die Sportvereine vor: Ab 2022 könnte es zu einem Verbot von Granulaten als Füllmaterial bei Kunstrasenplätzen kommen. Das würde Fußballer treffen, aber auch Hockey- und Tennisspieler. Sie alle spielen auf Kunstgrün, meistens mit Gummigranulaten als Füllung.

Kork als umweltfreundlichere Lösung

Die Europäische Chemie-Agentur ECHA befragt derzeit Behörden, Hersteller und Platzeigentümer allgemein zum Thema Mikroplastik, anschließend gibt die Agentur eine Empfehlung an die Mitgliedsstaaten ab. Gummigranulate fallen unter Mikroplastik, obwohl sie zu großen Teilen aus Kautschuk und anderen Naturstoffen bestehen.

Kork als umweltfreundlichere Lösung

Bestandsschutz und langjährige Übergangsfristen sind bei einem Verbot möglich. Granulate gibt es in unterschiedlichster Ausformung – ob gewonnen aus alten Autoreifen oder Naturkautschuk, es gibt sandverfüllte Plätze oder neue, umweltfreundlichere Lösungen wie Kork.

In einem Mitte Mai verschickten Schnellbrief des Städte- und Gemeindebundes NRW werden die Mitglieder allerdings auf die Möglichkeit eines Verbots hingewiesen. Bei den Vereinen ist die Information angekommen. Einige, die gerade von Platzbau- und -planung betroffen sind, sorgen sich und lassen bereits die Hände weg von den künstlichen Granulaten.

60 bis 65 Tonnen Einstreumaterial auf einem Platz

Das Problem: Rund 60 bis 65 Tonnen Einstreumaterial lagern auf einem einzigen Kunstrasenplatz. Und ohne das Streumaterial geht es nicht: Die Körner sind wichtig für das Rollverhalten von Bällen, auch sorgen sie dafür, dass der Abrieb geringer wird, die Plätze länger halten. Wichtigster Grund für das Granulat: Sportler werden dank der Körner vor Verletzungen geschützt, weil die Plätze sonst ziemlich „stumpf“ wären, man viel leichter umknickt.

Kreissportbund

Beim Kreissportbund Rhein-Berg ist das Thema Kunstrasenplatz-Granulat ebenfalls akut. „Wir sind informiert und prüfen das weitere Vorgehen“, sagt Geschäftsführer Henrik Beuning. Zu den Auswirkungen lasse sich aber momentan nur wenig sagen. Die Mitgliedsvereine seien auf jeden Fall sensibilisiert. (cbt)

Durch Regen und Wind kann das Material jedoch in die Umwelt gelangen, Spieler tragen es unabsichtlich vom Platz, in Stutzen und Schuhen, so gelangt es in die Landschaft. Die Granulate können in die Flüsse gespült werden und in die Meere wandern. Andererseits wird auf den Außenanlagen auch häufig gekehrt und das Material zurück auf den Platz gebracht.

Förderung für Granulat eingestellt

Im vergangenen Jahr hat der TuS Moitzfeld seine Kunstrasenanlage gebaut. Mit Kork, ohne Gummigranulate. „Wir wollten zunächst schwarzes Gummigranulat nehmen. Aber dann hätten wir keinen Kredit bei der NRW-Bank bekommen“, erläutert Vereinssprecher Elmar Schneiders. Diese Linie habe das Land neuerdings an seine Bank ausgegeben.

Wohl schon mit dem Blick auf ein mögliches Verbot. Sportplätze mit bestimmten Granulat-Mischungen werden nicht mehr gefördert. Betroffen sei die preisgünstige Granulatvariante SBR, hergestellt aus recycelten Altreifen. Hochwertigere Granulate („EPDM“) werden weiter gefördert. Der TuS habe sich dann für Kork entschieden.

Nachteil von Kork: Eine geringere Garantie

Ab Ende Juli erneuert SV 09 Bergisch Gladbach sein Kunstrasen-Spielfeld im Sportpark An der Flora. Aus Füllmaterial kommt auch hier Kork zwischen die grünen Kunststoffhalme. SV-Präsident Rolf Menzel bestätigt das Nein der NRW-Bank zum bislang gängigen Gummigranulat. Allerdings habe die Kork-Wahl einen Nachteil: Auf das Granulat gebe es eine zehnjährige Garantie, auf Kork nur für fünf Jahre. Der Platz werde aber länger als fünf Jahre bespielt.

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Gebaut wird aktuell auch bei der DJK in Kürten-Dürscheid. Hier entsteht ein ganz neuer Kunstrasenplatz. Der Aschenplatz ist bereits abgetragen, die Kunststoffhalme sollen in den nächsten Wochen kommen. Etwa 15- bis 18 000 Euro an Mehrkosten würde der Umstieg auf Kork den Verein kosten, sagt DJK-Planer Jürgen Schmidt. Geld, das die DJK nicht habe.

„Uns fehlen Langzeiterfahrungen“

Deshalb komme auf den Platz das hochwertige Gummigranulat EPDM. Kork sei sehr leicht, schwimme bei Regen weg und habe bislang höchstens fünf Jahre im Spielbetrieb getestet werden können, schildert er Nachteile. Zudem müssten jährlich große Mengen des Materials nachgefüllt werden, deutlich mehr als beim Gummigemisch.

„Uns fehlen Langzeiterfahrungen“, erklärt Schmidt. Auch Quarzsand sei eine Alternative, führe aber zu harten Spieloberflächen – zudem werden quarzsandverfüllte Plätze schnell zu „Glutöfen“ im Sommer. Noch sei ja über ein Verbot nicht entschieden, sagt der DJK-Planer. Der Verein hoffe auf eine mehrjährige Übergangsfrist.

„Umweltschutzgründen für Kork entschieden“

Ein Kunstrasenplatz entsteht in diesem Sommer auch bei Blau-Weiß Hand in Bergisch Gladbach. „Wir haben uns schon im Vorfeld aus Umweltschutzgründen für Kork entschieden“, sagt Vorstand Christian Gladasch. Bei Hitze neige das Granulat oft zu Klumpenbildung, dieser Gefahr wolle der Verein entgehen. Die aktuelle Entwicklung bestätige jetzt die getroffene Auswahl.

Bei der Stadt Rösrath hat dieser Tage die Erneuerung der Kunstrasenanlage am „Bergsegen“ in Hoffnungsthal begonnen. Mit Kautschuk als Streugranulat sei man bereits umweltfreundlich unterwegs gewesen, sagt Kämmerer und Beigeordneter Christoph Nicodemus. Möglicherweise werde der erneuerte Platz mit Kork befüllt.

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