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KriminalitätsstatistikMehr als jedes zweite Verbrechen in Rhein-Berg wird aufgeklärt

Lesezeit 5 Minuten
Die Anzahl der Online-Betrugsfälle ist stark gestiegen.

Die Anzahl der Online-Betrugsfälle ist stark gestiegen.

Rhein-Berg – Jahrelang ging die Kriminalität im Rheinisch-Bergischen Kreis zurück. Seit zwei Jahren jedoch hat sich das geändert, nimmt die Zahl der Straftaten wieder zu. Und das liegt nicht nur an der Corona-Pandemie, wie Landrat Stephan Santelmann als Chef der Kreispolizeibehörde und der Leiter der Direktion Kriminalität, Marc-André Linden, am Montag in der Jahresbilanz erläuterten.

Die wichtigsten Entwicklungen in Rhein-Bergs Kommunen

Bergisch Gladbach

5883 Straftaten (+163) wurden 2021 in der Kreisstadt bekannt.

2,85 Prozent mehr im Vergleich zu 2020.

Zugenommen haben vor allem Körperverletzungsdelikt (+3,69 Prozen,/+ 24 Taten) und Sachbeschädigung (+17,5 Prozent/+102 Taten).

Zurückgegangen sind Ladendiebstahl (–98 Fälle/–21,21 Prozent) und Fahrraddiebstähle (–65 Fälle/–19,76 Prozent)

Kürten

497 Straftaten (–2) wurden 2021 in Kürten bekannt.

0,4 Prozent weniger im Vergleich zum Vorjahr.

Zugenommen haben Diebstahl aus Kraftfahrzeugen (+13 Fälle/ +118,18 Prozent) und Körperverletzung (+9 Fälle/+15,25 Prozent)

Zurückgegangen sind in Kürten laut Kreispolizei vor allem Fälle von Sachbeschädigungen (–43 Fälle/–42,57 Prozent)

Odenthal

369 Straftaten (–23) wurden 2021 in Odenthal der Polizei bekannt.

5,87 Prozent weniger im Vergleich zu 2020.

Zugenommen haben Sachbeschädigungen (+ 15 Fälle/+37,5 Prozent) und Diebstähle aus Kfz (+12 Fälle/+120 Prozent)

Zurückgegangen sind Vermögens- und Fälschungsdelikte (–22 Fälle/–22,92 Prozent) und Körperverletzungen (–5 Fälle/–12,82 %)

Overath

1161 Straftaten (+98) wurden 2021 in Overath der Polizei bekannt.

9,22 Prozent mehr im Vergleich zu 2020.

Zugenommen haben Diebstahlsdelikte (+32 Fälle/+11,19 Prozent), Vermögens- und Fälschungsdelikte (+23 Fälle/+11,98 Prozent)

Zurückgegangen sind Sachbeschädigungen (–27 Fälle/–19,15 Prozent) und Wohnungseinbrüche (–9 Fälle/–37,50 Prozent)

Rösrath

1480 Straftaten (+160) wurden 2021 in Rösrather der Polizei bekannt.

12,12 Prozent höher als 2020

Zugenommen haben Vermögens-/Fälschungsdelikte (+74 Fälle/+27,41 Prozent) und Sachbeschädigungen (+25 Fälle/+16,34 Prozent)

Zurückgegangen sind Wohnungseinbrüche (–25 Fälle/–47,17 Prozent) und Diebstähle aus Kraftfahrzeugen (–9 Fälle/–9,09 Prozent)

Während Straftaten wie Wohnungseinbrüche nochmals um mehr als zehn Prozent gegenüber dem ersten Corona-Jahr 2020 zurückgingen, registrierte die Polizei im Kreisgebiet unter anderem bei den insgesamt 81 Raubdelikte ein Plus von 26,56 Prozent und vor allem mehr Sexualdelikte eine Steigerung von 58,7 Prozent auf 273 im zurückliegenden Jahr fest.

Rhein-Berg: Einer der vergleichsweise sichersten Kreise im Land

Bei den Sexualdelikten ging es vor allem um eine deutliche Zunahme der aufgedeckten Fälle der Herstellung und Verbreitung von Kinderpornografie (94 Fälle im vergleich zu 21 Fällen im Jahre zuvor). Das aber, so erläuterte Kriminalrat Linden, liege nicht unbedingt daran, dass es in diesem Bereich mehr Straftaten und -täter gebe, sondern vielmehr daran, dass mehr aufflögen. „Wir setzen unsere Ressourcen heute viel zielgerichteter auf diesen Bereich ein“, so Linden. Auch ein Effekt der landesweit besseren Ausstattung in diesem Bereich, seitdem die Polizei im Herbst 2019 nach einer Hausdurchsuchung in Bergisch Gladbach einem bundesweiten Netz von Pädokriminellen auf die Spur kam, die auch Kinderpornografie getauscht hatten.

Auch wenn die Zahl der Straftaten im zurückliegenden Jahr um 755 auf 12 912 stieg, rangierten sie in Rhein-Berg immer noch auf einem niedrigen Niveau, wie Landrat Santelmann betonte. Auch wenn der Kreis beim landesweiten Vergleich von Platz fünf auf Platz neun von 47 abrutscht. „Wir sind immer noch einer der sichersten Kreise im Land“, so Santelmann. Zudem gehe es an der Spitze, die von deutlich ländlicheren Regionen belegt werde wie etwa Höxter oder Olpe, nur um wenige Prozentpunkte, so Kripo-Chef Linden. Im Vergleich der Straftaten pro 100 000 Einwohner, der sogenannten Häufigkeitszahl (siehe Grafik) liege Rhein-Berg immer noch deutlich unter dem landesweiten Durchschnitt.

Wohnungseinbruchszahlen stark zurückgegangen

Besonders erfreulich: Mehr als jede zweite Straftat wird aufgeklärt, die Aufklärungsquote liegt mit 55,43 Prozent so hoch wie seit mehr als 25 Jahren nicht, wie Landrat Santelmann betonte. Besonders hoch ist die Aufklärungsquote mit über 90 Prozent bei Körperverletzungsdelikten, aber auch bei Sexual- oder Raubstraftaten mit über 80 Prozent. Demgegenüber wird nur jeder zehnte Fahrraddiebstahl aufgeklärt und jeder 20. Diebstahl aus einem Kraftfahrzeug. Stark zurückgegangen ist den vergangenen Jahren die Zahl der Wohnungseinbrüche. 319 wurden im vergangenen Jahr registriert, 2015 war die Zahl noch mehr als dreimal so hoch (1098).

Zudem kämen die Einbrecher in mehr als der Hälfte der Fälle (55 Prozent) über einen Einbruchsversuch nicht hinaus, weil sie an Sicherheitsvorkehrungen scheiterten oder gestört würden, so Kriminalrat Linden bei der Vorstellung der Bilanz. Den Rückgang wertet der Kriminalrat neben der akribischen Ermittlung in diesem Terrain auch als Erfolg von Präventionsarbeit: „Die Bürger sind wachsam und passen auf.“ Ein weiterer Grund: Wie auch schon 2020 waren viele Menschen pandemiebedingt mehr zu Hause.

Viele Einsätze gegen Impfgegner

Andererseits legte die Pandemie auch spürbar die Nerven von Zeitgenossen blank. „Einsätze mit Maskenverweigerern und Impfgegnern prägte die Polizeiarbeit“, so Santelmann. Dabei ging es weniger um die bislang im Kreis vergleichsweise ruhig verlaufenen Proteste gegen Corona-Schutzmaßnahmen, sondern vielmehr um eine Vielzahl von Einsätzen: vom Hausfriedensbruch, wenn ein Einkäufer die in einem Geschäft vorgeschriebene Maske nicht anlegen wollte, über Beleidigungen bis zu Körperverletzungsdelikten.

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Hochkonjunktur hatten während der Pandemie auch Betrüger, die angesichts des boomenden Online-Handels unter anderem Beute mit gefälschten Internet-Shops machten. Auch wenn es andere Betrüger mit Maschen wie dem Enkel-Trick gezielt auf ältere Menschen absehen, sei die Zahl der Straftaten zum Nachteil älterer Menschen im Kreisgebiet 2021 ebenso deutlich um rund ein Viertel auf 446 Fälle zurückgegangen wie die Schadenshöhe in diesem Bereich, bilanzierte Linden. Und auch unter den Opfern von Straftaten seien Menschen über 60 Jahre mit gut elf Prozent nur etwa halb so stark vertreten wie ihr Anteil an der Bevölkerung im Kreis. „Auch das ein Erfolg der Präventionsarbeit“, so Linden.

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