Die Luft wird teurerHybridlüftung für Kürtener Schulzentrum beschlossen

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Klassische Lüftung an einer Schule: Im Winter    unmöglich angesichts der hohen  Energiekosten.

Kürten – Das neue Schulzentrum soll nun doch eine Hybridlüftung bekommen. Das hat der Sonderausschuss am Donnerstagabend überraschend beschlossen, nachdem die Anlage wegen hoher Investitions- und Betriebskosten von insgesamt rund 3,5 Millionen Euro im August noch dem Rotstift zum Opfer gefallen war.

Das Thema hatte Michael Hardt (Bündnis90/Die Grünen) mit seinem Antrag pro Hybridlüftung nun noch einmal auf die Tagesordnung gebracht – dieses Mal mit Erfolg. Die Abstimmung erfolgte ohne Gegenstimme, Marc Beer (CDU) und Dagobert Sagroda (FDP) enthielten sich.

Abkehr von Fensterlüftung

Die Abkehr von der klassischen Fensterlüftung erfolgte, nachdem die Planer – die vor Wochen bereits vehement von einer rein mechanischen Lüftung der Klassenräume abgeraten hatten – noch einmal die technischen Details mit all ihren Vor- und Nachteilen erläutert hatten. Demnach ist die Hybridlüftung bei der Sanierung von Schulbauten zwar nicht zwingend vorgeschrieben, stelle aber den Stand der Technik dar, so Claudia Pannhausen vom beauftragten Architekturbüro.

Die Hybridlüftung führt Frischluft in die Räume, gleichzeitig wird die verbrauchte Luft abtransportiert. Ein Wärmetauscher sorgt dafür, dass die Wärme dabei nicht verloren geht. So soll ein angenehmes Raumklima entstehen. Auf eine Stoßlüftung in den Pausen kann, anders als bei einer Klimaanlage, dennoch nicht verzichtet werden.

Einschätzung Bundesumweltamt

Pannhausen verwies auf die Einschätzung des Bundesumweltamtes, dass eine ausschließliche Fensterlüftung in Klassenräumen eine „absolute Notlösung“ darstelle, die möglichst zu vermeiden sei, weil sie im Alltag nicht funktioniere. Bisher wird im Schulzentrum zwar auf diese Weise für frische Luft gesorgt, das klappe aber nur, so die Planerin, weil das marode Gebäude durch seine undichte Fassade über eine Art „unkontrollierte Lüftung“ verfüge – allerdings zum Preis hoher Wärmeverluste.

Die Schulsanierung schließe aber genau solche Lecks. Eine reine Stoßlüftung in den Pausen reiche für Klassen auch in Zeiten ohne Corona nicht aus, und eine Dauerlüftung durch gekippte Fenster sei in der kälteren Jahreszeit wenig realistisch. „Die CO2-Ampeln würden ganz schnell anschlagen“, ist die Planerin überzeugt.

Stoßlüften reicht nicht

Eine Fehlentscheidung sei später nicht mehr korrigierbar, hatte auch Bauamtsleiter Sascha Bormann bereits im August gewarnt. „Daher empfehlen wir als Planer eindeutig die Hybridlösung – wenn nicht, bin ich aus der Verantwortung raus“, sagte Architektin Claudia Pannhausen. Das brachte Dagobert Sagroda (FDP) ins Harnisch: „Einen Haftungsausschluss werde ich niemals akzeptieren“, kündigte er erbost an.

Schulleiter Klaus Schröder, der im August die einfache Lüftungsvariante zähneknirschend aus Sorge mitgetragen hatte, das ganze 60 Millionen Euro teure Schulsanierungsprojekt könnte am Ende an der Kostenfrage scheitern, erklärte: „Natürlich wäre die Hybridlösung die bessere Lösung im Schulalltag.“ Dieser Ansicht waren auch SPD und Grüne von Anfang an gewesen; die Freien Wähler und Teile der CDU schlossen sich nun an. „Das kostet uns zehn Prozentpunkte in der Grundsteuer B“, warnte Marc Beer vor möglichen finanziellen Folgen und begründete damit seine Stimmenthaltung.

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